Drei Frauen – drei Geschichten. Johanna leidet schon immer unter ihrem kleinen Busen. Ihr Freund liebt sie so, wie sie ist, aber sie ist sich dennoch sicher: Ich will eine OP – um mich weiblicher und attraktiver zu fühlen. Sandra hat die Operation schon hinter sich. Sie hatte vor drei Jahren eine Brustverkleinerung und -straffung durchführen lassen. Seitdem hat sie endlich keine Rückenschmerzen mehr, und die Sport-BHs und übergroßen Pullover aus ihrem Kleiderschrank hat sie weggeworfen. Auch Mara ist ihr offensichtliches Problem los. Vor vier Wochen ließ
sie ihre ungleich großen Brüste korrigieren und freut sich darüber, dass ihre BH-Körbchen endlich auf beiden Seiten gleichmäßig ausgefüllt sind.

Das Thema schöne Brüste beschäftigt jede Frau. Am besten nicht zu klein, nicht zu groß und schön straff: Das wünschen sich die meisten von ihnen. Manche definieren sich auch über ihre Oberweite – so wie manche Männer über ihr bestes Stück. Angeborene Fehlbildungen, krankheitsbedingte Folgeerscheinungen (etwa bei Brustkrebs), Schwangerschaften oder starke Gewichtsabnahme können Motive für einen Eingriff sein. „Viele meiner Patientinnen leiden extrem unter dem Aussehen ihrer Brust. Sie vermeiden enge T-Shirts oder trauen sich bei höheren Temperaturen kaum noch unter Leute“, sagt Professor Dr. Albert K. Hofmann, Facharzt für plastische Chirurgie mit Schwerpunkt Ästhetik. In der Tat: Ganz oben auf der Hitliste der Schönheitsoperationen stehen Brustkorrekturen. Und davon sind rund 70 Prozent Brustvergrößerungen. 50 000 Frauen entscheiden sich in Deutschland jedes Jahr fürs Implantat. Der Eingriff ist schon ab dem 21. Lebensjahr medizinisch vertretbar. Sind die Patientinnen jünger, muss der behandelnde Chirurg die Ursachen für den Operationswunsch ergründen. Denn besonders bei Jugendlichen handelt es sich oft nicht um ein körperliches, sondern ein psychisches Problem. Im Extremfall leiden sie an Dysmorphophobie, auch Schönheitshypochondrie genannt. Sie konzentrieren ihre Aufmerksamkeit auf vermeintliche Defekte wie einen zu kleinen Busen oder zu kräftige Oberschenkel. Bis zu zehn Prozent der unter 20-Jährigen sollen unter krankhaftem Hässlichkeitswahn leiden, schätzen führende Fachvereinigungen.

Die 25-jährige Johanna findet sich nur manchmal hässlich – nämlich dann, wenn sie sich abends den Push-up auszieht und ihre Brüste im Spiegel betrachtet. „Brüste kann man das nicht nennen – das sind eher Knöpfe“, beschreibt Johanna ihren Busen. „Ich habe immer gehofft, dass er noch wächst, aber als mir auch mit 22 noch der kleinste BH-Cup zu groß war, habe ich die Hoffnungen aufgegeben.“ Stattdessen recherchierte die Ergotherapeutin im Internet und informierte sich über die Möglichkeiten einer Brustvergrößerung. Johanna steht nun kurz vor dem zweiten Schritt zu einem schönen Busen: ein unverbindliches Vorgespräch bei einem Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie.

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Es gibt verschiedene Methoden der Brustvergrößerung und der Platzierung der Implantate. Die Brustvergrößerung kann grundsätzlich durch drei Zugänge erfolgen. Durch die Brustumschlagfalte (Inframammäre Methode): Das ist der beliebteste Schnitt, weil er in der Hautfalte unterhalb der Brust versteckt ist. Die drei bis fünf Zentimeter lange Narbe ist meist nur im Liegen sichtbar. Außerdem wird dabei die Brustdrüse nicht verletzt, und die Stillfähigkeit bleibt erhalten. Durch den Warzenhof (periareoläre Methode): Der circa drei bis vier Zentimeter lange Schnitt um die Mammille ist am wenigsten sichtbar, kann aber eher zu einer späteren Beeinträchtigung beim Stillen führen. Diese Methode wird meist bei sehr großen oder nach Schwangerschaften überdehnten Brustwarzenhöfen sowie stark hängenden Brüsten angewendet, bei der im Zuge der OP auch die Brustwarze weiter nach oben versetzt wird. Schließlich der dritte Zugang durch die Achselhöhle (axilläre Methode): Nach der Operation entsteht eine kleine Narbe im Achselbereich – eine Alternative für Frauen, die keine Narben auf ihren Brüsten möchte. Über einen winzigen Schnitt in der Achselhöhle wird das Implantat endoskopisch mit speziell entwickelten Instrumenten an die richtige Stelle platziert. Allerdings ist diese Methode nur für relativ kleine Implantate mit einer glatten Oberfläche besonders gut geeignet. Außerdem ist der Eingriff etwas schmerzvoller als die anderen beiden Varianten.

Zweite Frage: Wo sitzen die Implantate? Sie werden entweder hinter dem Brustmuskel (submuskulär) oder vor dem Muskel und hinter der Brustdrüse (subglandulär) platziert. Die erste Methode eignet sich besser für sehr schlanke Patientinnen mit kleiner Brust und dünner Haut, da das Brustkissen hinter der Muskelschicht weniger sichtbar und fühlbar ist. Allerdings hat die Patientin nach diesem Eingriff meist größere Schmerzen, weil sich der Brustmuskel durch das Implantat dehnen muss. Die Platzierung vor dem Muskel eignet sich für Frauenmit größeren und weniger straffen Brüsten. Die Gefahr, dass sich das Gewebe um die Implantate verhärtet (Kapselfibrose), ist bei dieser Technik etwas größer. Einige Ärzte kombinieren auch beide Methoden und setzen die Implantate zum Teil vor und hinter den Muskel. „Nicht nur die Platzierung, auch die Art und Größe des Implantats sind entscheidend für die Natürlichkeit des Aussehens“, sagt Prof. Hofmann von der Ulmer Klinik Rosengasse. Am häufigsten werden heute Silikongelimplantate eingesetzt. Sie haben eine reißfeste Hülle aus Silikon und sind mit Silikongel gefüllt, das sich wie eine normale Brust anfühlt. „Hochwertige Implantate aus Silikon und anderen Materialien können theoretisch ein Leben lang im Körper verbleiben, wenn keine Kapselfibrose mit Verhärtung und Verformung der Brust einen Austausch erzwingt“, erklärt Kollege Dr. Rolf Vohs, Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie. Seltener werden heute mit Hydrogel oder mit Kochsalz gefüllte Silikonkissen verwendet. Denn die Kochsalzkissen halten maximal zehn Jahre und können bei Bewegungen gluckern.

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Darf ’s ein bisschen mehr sein oder doch lieber weniger? Es gibt Kochsalz-gefüllte Implantate, die in den ersten sechs Monaten nach der OP mithilfe eines abnehmbaren Einfüllschlauches aufgefüllt oder entleert werden können. Wichtig: Alle Implantate sollten einmal im Jahr vom Operateur kontrolliert werden. Vor der Entscheidung für das passende Implantat analysiert der Arzt wichtige Faktoren wie Dicke des Gewebes, Asymmetrien der Brüste oder Größe der Warzenhöfe. Nicht jede Implantatform und -größe, die sich die Patientin wünscht, ist die richtige für ihren Körper. Sie sollte ihren Arzt auch darüber informieren, wenn sie schwanger werden will oder ihr Gewicht häufig schwankt.

Es gibt Einlagen in runder oder tropfenförmiger Form in unterschiedlichen Größen von 60 bis 400 Kubikzentimetern. Ein normales Silikonimplantat wiegt rund 250 Gramm. Runde Kissen betonen den oberen Teil der Brust. Die Implantate in Form von Tränentropfen entsprechen eher der natürlichen Brustform, weil sie das untere Brustdrittel betonen. Auch die Hüllen der Kissen variieren von glatt bis strukturiert. Implantate mit glatten Oberflächen haben eine etwas weichere Hülle und sind deshalb durch die Haut weniger spürbar. Bei leicht aufgerauten Oberflächen verringert sich das Risiko einer Gewebeverhärtung um das Implantat. Mara entschied sich für ein 320 Gramm schweres Implantat in Tropfenform. Die 23-Jährige brauchte nur ein Implantat. Denn ihre Brüste waren stark asymmetrisch. Links trug sie Körbchengröße A, rechts C. Mit der Silikoneinlage wurde ihre linke Brust der rechten angepasst. Aber die rechte Brust war nicht nur deutlich größer, sondern auch schlaffer. Mit einer Bruststraffung wurde sie angehoben und neu geformt. Ein sehr leichter Größen- und Formunterschied ist zwar auch drei Monate nach der OP noch zu sehen, aber im Vergleich zu früher hat Maras Arzt ein kleines Wunder vollbracht. „Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Früher musste ich immer mogeln.“ Die junge Münchnerin kennt sich aus mit Schummel- Dessous. Push-ups mit Ölfüllung, BHs mit herausnehmbaren Luftkissen oder Silikoneinlagen täuschen einen perfekt geformten Busen vor, bis die nackte Wahrheit ans Licht kommt. Ihren Freund störte es nicht. „Ich hatte den Luxus, mal eine kleine Brust und mal eine große Brust zu streicheln – ganz wie ich Lust hatte.“ Eine Einstellung, die sich wohl jede Frau von ihrem Freund wünschen würde. Mara entschied sich trotzdem für eine Brustangleichung und hatte auch hier Rückendeckung von ihrem Partner und zukünftigen Ehemann. Im Sommer wird geheiratet – das Brautkleid mit Korsage ist schon bestellt.

Eine erschlaffte Brust wird durch Sport nicht straffer – leider. Denn zielgerichtete Fitnessübungen kräftigen nur den Brustmuskel. Da der Muskel unter der Brust liegt, hat er keinen Einfluss auf das Aussehen des Busens. Die Brustform ist nur abhängig von der Haut und der Drüse. Und wenn beides durch Schwangerschaft oder altersbedingt gelitten haben, hängt der Busen durch. Bei einer Bruststraffung wird die erschlaffte Brust wieder füllig und feminin geformt. Aus dem sehr lockeren und schwachen Bindegewebe wird eine Art „innerer BH“ geschaffen, der dem Busen mehr Volumen und Halt gibt. Wenn der Busen durch Bindegewebsschwäche, Schwangerschaft oder starkem Gewichtsverlust sehr hängt und wenig Volumen hat, wird er erst gestrafft und dann mit Implantaten in Form gebracht.

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Die 30-jährige Sandra ließ sich ihren Busen vor drei Jahren straffen und verkleinern. Seit ihrer Pubertät litt sie unter ihrer großen Oberweite. „Ich hatte Körbchengröße E. Mein Riesenbusen war für mich wie ein Fremdkörper. Ich hatte Schmerzen und Komplexe.“ Sandra ließ sich in einer dreieinhalbstündigen Operation unter Vollnarkose aus ihren großen hängenden Brüsten straffe C-Körbchen formen und freut sich seitdem an ihrem neuen Körpergefühl. Die schlanke Frau mit Konfektionsgröße 38 über ihre harmonischen Proportionen: „Ich kann mir endlich Kleider kaufen, die auch oben herum passen. Oder mal ein enges T-Shirt zur Jeans tragen, ohne dass mich alle wie einen Pornostar anstarren.“ „Ein zu großer Busen führt häufig zu Verspannungen, Bandscheibenschäden und Ekzembildungen unter den Brüsten. Wir empfehlen schon ab Körbchengröße Doppel- D eine Brustverkleinerung“, sagt der plastische Chirurg und Experte für Brustverkleinerungen Dr. Rolf Vohs. Obwohl dieser Eingriff also häufig gesundheitliche Gründe hat, müssen ihn die Patientinnen in der Regel selbst bezahlen. Die Krankenkasse übernimmt nur die Kosten, wenn mehr als 400 Gramm Gewebe pro Seite entfernt werden muss und der körperliche oder seelische Leidensdruck zu groß ist.

Brustverkleinerung und Bruststraffung werden mit fast identischen Schnittführungen gemacht. Bei der Straffung wird ein Schnitt um die Brustwarze herum und an der Brustfalte entlang gesetzt. Anschließend entfernt der Operateur den Hautüberschuss und verlagert die Brustwarze nach oben. Risiko des Eingriffs: Wird die Brustwarze vom Drüsengewebe getrennt, können die Milchgänge verletzt und die Stillfähigkeit beeinträchtigt werden. Bei der reinen Verkleinerung ohne zusätzliche Straffung verläuft der Schnitt in Kreisform um die Brustwarze und führt senkrecht über die Brust zur Brustumschlagfalte (Lejour-Technik). Er ist geeignet, wenn nicht zu viel Gewebe entfernt werden muss. Bei der so genannten Benelli- Technik wiederum wird lediglich ein kreisrunder Schnitt um die Brustwarze gesetzt. Nachteil: Die Brust wird flacher. Deshalb kommt diese Technik meist nur bei sehr spitzen Brüsten zum Einsatz. Die ältere L- oder T-Technik ähnelt der Lejour-Technik, beinhaltet aber einen zusätzlichen waagerechten Schnitt in der Brustumschlagfalte. Diese Methode ist besonders für große Brüste oder stark herabgesunkene Brustwarzen geeignet.

Bei Sandra wurde der Busen mit der L-Technik verkleinert und gestrafft. Sie musste anschließend acht Wochen lang Tag und Nacht einen Kompressions-BH tragen und auf Sport verzichten. Das fiel ihr nicht schwer: „Ich habe damals ohnehin wenig Sport gemacht, weil meine Brüste so schwer waren. Aber es war ungewohnt, dass mein Busen auf einmal so hoch saß.“ Sandras Busen sitzt heute längst an der richtigen Stelle. Die vom Chirurgen absichtlich etwas höher angesetzten Brüste sanken nach ein paar Monaten auf Normalniveau. Feine Narben wird sie ihr Leben lang behalten. „Wenn eine Brust um 60 bis 70 Prozent verkleinert werden soll, weil die Patientin stark unter Gewicht und Form ihrer Brust leidet, wird sie auffällige Narben in Kauf nehmen. Bei einer Verkleinerung um 15 Prozent lohnt sich das Risiko einer schlechten Narbenbildung nicht“, sagt Dr. Joram Levy, Facharzt für plastische Chirurgie und Chefarzt der Partnach-Klinik. Im Einzelfall also eine schwere Entscheidung, die jede Frau selbst fällen muss.

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BRUST – ALLE FAKTEN AUF EINEN BLICK

Techniken, Kosten und Risiken bei Brustvergrößerung, Brustverkleinerung und Bruststraffung

Methoden: Schnitt in der Brustumschlagfalte, um die Brustwarze oder in der Achselhöhle. Implantate werden vor oder hinter dem Brustmuskel platziert. Mit Silikongel, Hydrogel oder Kochsalz gefüllte Silikonimplantate.

Arztwahl: Fachärzte für plastische Chirurgie und Fachärzte für Gynäkologie mit langjähriger Erfahrung in ästhetischer Brustchirurgie.

Kosten: Brustvergrößerung: 4000 bis 7500 Euro; Straffung/Verkleinerung ab 5000 Euro. Die Krankenkassen zahlen Verkleinerungen bei körperlicher oder seelischer Belastung und wenn mehr als 400 Gramm Gewebe entfernt werden muss.

Folgen: Blutergüsse, Schmerzen und Druck auf der Brust für mehrere Tage. Drei Monate lang kein Sport, Sauna und Solarium. Sehr selten Gewebeverhärtungen, Infektionen, Gefühllosigkeit der Brustwarzen oder der ganzen Brust, Stillunfähigkeit, allergische Reaktionen und Auslaufen der (Kochsalz-gefüllten) Implantate.

Kathrin Kunterding