PRINZ: Herr Dr. Fink, weiß man sofort, wen man attraktiv findet und wen nicht?
Dr. Fink: Wir neigen bei der Partnerwahl dazu, eine rasche „Hot or not“-Entscheidung zu treffen. Schon die ersten Minuten eines Gesprächs entscheiden meist über den Ausgang. Evolutionsbiologisch gesehen ist das von Vorteil, da wir mit zu vielen Menschen konfrontiert sind und uns nicht eingehend in Gesprächen informieren können, sondern filtern müssen.
PRINZ: Spielt dabei auch der Geruch eine Rolle?
Dr. Fink: Ein „Liebes-Pheromon“, wie es oft im Internet angepriesen wird, gibt es nicht. Dazu ist der menschliche Körpergeruch zu komplex. Bei unseren Vorfahren spielte der Geruch vermutlich eine größere Rolle. Heute ist das visuelle System wichtiger.
PRINZ: Auf welche Körpermerkmale achten denn beide Geschlechter?
Dr. Fink: Auf den ersten Blick achten Männer bei Frauen sehr stark auf ein attraktives Taille-Hüfte-Verhältnis. Das deutet auf eine ausgewogene Körper-Fettverteilung hin, die für die Fortpflanzung vorteilhaft sein kann. Frauen hingegen achten bei Männern zunächst besonders auf die Körpergröße. Ein großer Mann signalisiert Durchsetzungsfähigkeit. Wissenschaftlichen Studien zufolge haben größere Männer auch einen höheren Fortpflanzungs- Erfolg.
PRINZ: Sind es eigentlich die Männer, die beim Flirtgespräch das Heft in der Hand halten?
Dr. Fink: Nein, Frauen sind in der Interaktion mit Männern grundsätzlich gewandter. Sie sind auch recht geschickt dabei, Männer nonverbal zu steuern.
PRINZ: Und wie das?
Dr. Fink: Nickt eine Frau beispielsweise häufig mit dem Kopf, so ist sich der Mann seiner Sache sicherer und neigt zur übertriebenen Selbstdarstellung. Dabei erzählt er der Frau gern Geschichten, die mit klassischen Status-Symbolen zu tun haben.
PRINZ: Können die Männer denn damit bei Frauen wirklich so gut punkten?
Dr. Fink: Prinzipiell ja. Frauen legen bei der Suche nach einem festen Freund Wert auf Status, Ressourcen und Maskulinität. Zum Zeitpunkt des Eisprungs zeigen sie selbst mehr Haut und bevorzugen eher maskuline Typen, die Fortpflanzungs-Potenzial signalisieren.
PRINZ: Und in der restlichen Zeit?
Dr. Fink: Außerhalb dieses „fertilen Fensters“ ziehen Frauen eher den femininen Männertyp vor. Einen Mann, der Stabilität vermittelt und bereit ist, in den Nachwuchs zu investieren.
PRINZ: Und was zieht die Männer an?
Dr. Fink: Bei Männern spielen Merkmale wie jugendliches Aussehen und Gesundheit eine große Rolle.
PRINZ: Wir sind da also den Tieren gar nicht so unähnlich?
Dr. Fink: Auch wenn der Mensch hinsichtlich der Kognition und Kultur eine einzigartige Stellung hat: Die Mechanismen bei der Partnerwahl sind oft dieselben wie bei den Tieren. So neigt auch der Mensch dazu, Eigenschaften zur Schau zu stellen, die Fortpflanzungsfähigkeit, Status und Gesundheit anzeigen. Nach wie vor sind alle Dinge rund um das Thema Sexualität von großem Interesse für uns. Es vergeht vermutlich kein Tag, an dem eine Frau oder ein Mann im fortpflanzungsfähigen Alter nicht an Sex denkt.