Carpe Diem

Wer kennt es nicht – das typische Vorstadtrestaurant. Die Umgebung: eine durchschnittliche Wohnsiedlung und mittendrin eine Gastronomie, die ihre Eckkneipenvergangenheit kaum verbergen kann. Das Carpe Diem fügt sich nahtlos in dieses Bild, auch wenn Omas Möbel und ein paar Wandengel im Raffael-Stil so etwas wie Wohlfühlatmosphäre schaffen. Doch mit dem Auftritt des sympathischen Kellner nimmt die Geschichte einen überraschenden Verlauf. Er erklärte die fischlastige Tageskarte so detailverliebt, dass sich unser italienischer Wortschatz nachhaltig vergrößerte. Und was dann serviert wird, ist einfach gut. Der grätenfrei vorgelegte Loup de Mer vom Grill? Außen kross, innen saftig wie selten. Und das Riesenkotelett vom irischen Weideochsen glänzte auf 20 Zentimetern Länge mit extrem zarter Konsistenz. Antipasti und Beilagen: unspektakulär gut in den Nebenrollen.

Christian Vieler