Schönes Leben

Manchmal haben wir sehr genaue Vorstellungen davon, wann, wo und wie das Leben in unseren Lieblingsvierteln schön ist. Für das Dortmunder Kreuzviertel heißt das unter anderem: kleine, individuelle Gastronomien. Läden, die selten leer sind, aber selbst dann noch Atmosphäre haben. Entsprechend skeptisch: unsere erste Annäherung an das „Schöne Leben“. Scheiterte der Vorgänger „Ferdinand“ nicht zuletzt auch an der schwer bespielbaren Größe der Location?

Um so größer unsere Überraschung: Selbst an diesem Donnerstag ist das neue Weinbistro völlig ausgebucht. Die Atmosphäre? Laut und trubelig, genau so, wie pulsierendes Bistroleben sein soll. Mit hellem Ambiente, kommunikativen Bankreihen und 20 offenen Weinen bedient das „Schöne Leben“ all jene, denen die Bars im Viertel zu jung und die Cafés zu alternativ sind. Zur gelungenen Ü30-Ansprache passen auch die kreativen Ideen auf der insgesamt lässig zusammengestellten Karte. Zuerst werden wir auf der klassisch mediterranen Linie mit tadellosen Spaghetti und knackfrischen Gambas richtig gut bedient. Danach: Crossover beim Crispy-Chicken auf „Hot Chili Mangosalat“. Dezente Schärfe und fruchtiger Geschmack machen ihn zur perfekten Begleitung für das zarte Grillfleisch. Und beim Enten-Dattel-Spieß auf Kartoffelrisotto setzt die Creme von mallorquinischer Sobrassada-Wurst mild-würzige Akzente. Frühstück und „gehobene Mamaküche“ zum Lunch (7,50 Euro) runden das Angebot der Ganztagsgastronomie ab.

Christian Vieler