PRINZ im Interview: Malky

Malky sind Daniel Stoyanov und Michael Vajna und bezeichnen ihr Debütalbum „Soon“ als „irgendwie eine Leipzig-Platte“. PRINZ traf Malky zum Interview.

Malky seien nicht von hier, das ist an jeder Ecke zu hören. Stimmt wohl – und das ist es, was die Musik und den Charakter von Daniel Stoyanov und Michael Vajna ausmacht. Ihre eingehenden, melancholisch angehauchten Songs scheinen von weit her zu kommen und viel gesehen zu haben. Auf ihrer (musikalischen) Heimatsuche sind die Jungs aus Bulgarien und Ungarn über Mannheim und Umgebung jetzt hier in Leipzig angekommen. Was sie dahin gezogen hat und warum ihr Debütalbum „Soon“ wohl sonst nicht geworden wäre, wie es ist, erzählen die beiden im PRINZ Interview.

Euer Debütalbum „Soon“ hat insgesamt ein sehr positives Feedback bekommen. Wie erklärst du dir das zwischen den unzähligen Alben und Bands?
Unsere Musik kommt bei einer bestimmten Art von Menschen gut an. Es geht definitiv nicht bei der ganzen Masse sofort ins Ohr, bei manchen ist die Tür für uns auch einfach geschlossen. Aber das ist auch, was wir wollen. Wir wollen eine bestimmte Gruppe damit ansprechen, wir nennen sie sensitive people, so für uns. Denn wir sind selbst so und haben das Album in erster Linie für uns gemacht, um endlich etwas Eigenes auf die Beine zu stellen, auf das wir stolz sein können. Wir haben auch einige Songs nicht auf das Album gebracht, trotz dass sie durchaus sehr eingängig waren, aber die die Atmosphäre des Albums kaputt gemacht hätten. Vielleicht liegt darin auch der Grund, warum das Album so homogen und angenehm ist, weil die „Störgeräusche“ fehlen.

Also bewusst kein Chartstürmer?
Für uns macht es keinen Sinn, irgendwelchen Hitchancen nachzurennen. Es kann noch passieren, aber erstmal muss man sich das Feld, auf dem wir die nächste Zeit Musik machen wollen, soundtechnisch und musikalisch abstecken. Dann weiß man auch, was man will. Ansonsten geht das nicht gut. Bei uns baut sich das alles in einem sehr kleinen Tempo auf. Es gibt natürlich in der Band auch verschiedene Richtungen oder Vorstellungen, aber es ist gerade in einem gesunden Maß, wie sich das zusammen entwickelt.

Wie sind diese sensitive people?
Wenn ich jemandem sehe und denke „Boah, dem macht das Leben gerade zu schaffen!“ kann mich das extrem berühren und aus der Umlaufbahn des Alltags rausreißen. Sensitive bin ich aber auch für schöne Dinge, wie einfach nur ein interessanter Duft. Dadurch, dass wir uns mit Musik beschäftigen, sind wir einen Tick empfindlicher und ich bin sicher, dass es da draußen Leute gibt, die vor ähnlichen Dingen Halt machen können und berührt sind. Musik ist für mich ein Indikator dafür. Sensitive people sind offen, was Melancholie angeht und für Sachen, die anderen vielleicht zu übertrieben, zu pathetisch, zu langsam erscheinen. Und sie haben auf jeden Fall einen wunden Punkt in ihrer Seele, der durch Musik stimuliert wird.

Ihr habt mal gesagt, dass dieses melancholische Gefühl automatisch in eure Songs kommt und dass das wohl auch mit eurer Heimat zusammenhängt. Ist das tatsächlich so?
Da ist was dran. Ich versuche immer noch zu analysieren und zu verstehen, warum es so ist, dass wenn Michi und ich uns hinsetzen, um Musik zu machen, dann meistens ein deeperer Groove herauskommt und warum es jetzt gerade keine Partymusik ist, die aber auch sehr schön sein kann. Ich denke das liegt einfach darin, dass wir beide eine Sympathie für das Melancholische haben, wir fühlen uns geborgen darin. Vielleicht liegt es auch irgendwie am Osten, die bulgarische Hymne ist z.B. in Moll und da liegt einfach ein anderer Zugang, eine andere Mentalität in der Sache. Wahrscheinlich ist da auch noch ein Überbleibsel in uns, obwohl wir hier in Deutschland sozialisiert wurden. Es ist aber auch Heimatsuche. Wenn du gewissermaßen ein Leben lang unterwegs bist mit einem Traumbild von einer Heimat, dann bist du auch anfälliger für Melancholie, das ist dann ein ständiger Begleiter.

Was hat euch nach Leipzig geführt, was hat euch inspiriert?
Michi ist schon ein Jahr vor mir nach Leipzig gezogen. Nach einer Städtereise hat er sich spontan entschieden, herzuziehen. Leipzig hat gerade eine gute Energie und es ist viel an kulturellen Eckpfeilern vorhanden. Hier fehlt auch der Druck. Als wir herkamen, ist uns aufgefallen, dass die Stadt auch viel Platz hat (jedenfalls vor drei Jahren). Platz nach oben, Platz zum Atmen, entspannt. Inspirierend sind vor allem die Spaziergänge durch die Parks, die mich in einem positiven Sinne leer machen. Hier kann ich super runterkommen. Es war auch absolutes Niemandsland für uns, wir sind auch noch relativ isoliert. Dafür ist aber eine tolle Platte hier entstanden, deswegen ist es für mich auch die Leipzig-Platte.

Also könnte es sein, dass es euch für das nächste Album woanders hinzieht?
Kann sein, aber ganz ehrlich, ich fühle mich hier langsam echt wohl und man muss ja auch Wurzeln schlagen können. Ich lerne nur sehr langsam Leute kennen und ich glaube, ich bleibe einfach noch eine Weile hier.

Habt ihr vor, noch internationaler zu gehen und vor allem auch mal nach Bulgarien oder Ungarn?
Erstmal haben wir auf dem Plan, das nahe Umland, also Polen, Frankreich, Holland, Schweiz anzugehen. Bulgarien ist ein ganz kleiner Markt. Ich könnte mir vorstellen, vielleicht nächstes Jahr mal dort zu spielen, aber das hat dann nichts mit Promo oder Platte verkaufen zu tun sondern damit, dass außer meinen Eltern der große Rest der Familie in Bulgarien lebt. Vor allem wollen wir aber erstmal schauen, wie wir auf den Märkten um Deutschland ankommen.

Hier Malkys Tourdaten für ihre nächste Tour 2015: 

14.01.2015: Düsseldorf, Forum Freies Theater
15.01.2015: Gröningen (NL), Eurosonic Noorderslag Festival
30.01.2015: Lörrach, Altes Wasserwerk
03.02.2015: Freiburg, Schmitz Katze
06.02.2015: Berlin, Lido
07.02.2015: Erfurt, Franz Mehlhose
08.02.2015: Darmstadt, Centralstation
10.02.2015: Erlangen, E-Werk
14.02.2015: Oldenburg, Amadeus
15.02.2015: Hamburg, Prinzenbar

Tickets gibt es bereits jetzt hier.

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