Anna Depenbusch: Die Liedermacherin im Interview

Wir haben auf dem Schallwellen-Festival die bezaubernde Ausnahmekünstlerin Anna Depenbusch getroffen und für euch interviewt.

Fünf Tage und über 975 Seemeilen lang ging es im Kreuzfahrtschiff von Hamburg aus entlang der Nordseeküste nach Oslo und durch die Ostsee ins schöne Kopenhagen. Immer mit dabei: 2.000 Musikbegeisterte, die auf drei Bühnen mit 13 Künstlern und Bands rund 30 Stunden Live-Musik genossen durften. Und die bezaubernde Anna Depenbusch, die Ausnahmekünstlerin aus der schönsten Hansestadt der Welt war ebenfalls an Bord der Mein Schiff 1, als das Schallwellen-Festival auf See von 23. bis 27. August 2015 seine Premiere feierte. Auf offener See haben wir die sympathische Sängerin getroffen.

Anna, wie hast du deine Auftritte empfunden? Hast du dich wohl gefühlt, wie fandest du es?

Anna: Das hat total Spaß gemacht. Ich habe im Casino gespielt, das ist ja so ein bisschen ab vom Schuss und ich wusste nicht genau was mich erwartet. Wie die Leute darauf reagieren. Viele kennen mich noch nicht. Aber es war toll, die Leute waren nah dran, es war sehr intim. Ich finde das hier auf dieser Festivalkreuzfahrt so toll, dass es die größeren Konzerte im Theater und am Pool, und die ganz nahbaren, kleinen im Casino gibt. Da sitzen dir die Leute fast schon auf dem Schoss.

Du bezeichnest dich öfter auch als „Seemannsbraut“ würdest du sagen, dass das für dich hier  auf dem Schiff so ein kleines „Heimspiel“ ist?

Anna: Ich glaube, dass meine Lieder gut hierher passen. Es sind ja Lieder, die von Liebe, Sehnsucht, Leidenschaft und Fernweh handeln, aber die Bilder, die ich erzeuge, sind dann meist maritime Bilder. Es geht ums Meer, ums Loslassen, um die Sehnsucht nach Neuem und da tauchen dann auch mal ab und zu Matrosen, Schiffe und Kapitäne auf. Wobei ich mit demselben Programm in München die gleichen Gefühle auslöse. Es ist toll auf dem Schiff, weil es 1:1 ist, aber im Grunde funktionieren die Lieder auch in den Bergen.

Es gibt also kein Nord-Süd-Gefälle, was die Fans deiner Musik betrifft?

Anna: Es gibt schon das Gefälle Hamburg als Heimatstadt gegenüber dem Rest. Aber auch in Berlin kommt es an. Diese Unterschiede zwischen Norden und Süden fallen mir jetzt nicht so stark auf. Ich glaube, das liegt auch daran, dass mein Programm einfach schlichter ist. Ich sitze am Klavier und bin doch eher Liedermacherin und das funktioniert eigentlich gleichwertig im Norden, im Süden, im Osten und im Westen.

Du bist ja auch eine Künstlerin mit sehr speziellen, emotional geladenen Texten, die viele Gefühle übermitteln. Was prägt deine Texte und welche Rolle spielen persönliche Erlebnisse in deinen Lyrics?

Anna: Größtenteils stecke ich persönliche Geschichten und Begegnungen in meine Texte. Es tauchen immer wieder Leute aus meiner Umgebung auf – egal ob Freunde, Bekannte oder zufällige Begegnungen. Das tolle daran: Geschichten werden viel facettenreicher je älter ich werde. Die Geschichten werden irgendwie immer besser und intensiver und reifen auch mit mir mit. Und ich kann mir auch vorstellen, dass ich das noch als alte Oma mache – Geschichten in Texte verpacken. Ich glaube einfach, die meisten Texte sprechen von Lebenserfahrung, die in meinen Liedern dann irgendwie vorkommt.

Wird Oma Anna also auch noch Teil der Musikbranche sein?

Anna: Wieso nicht? Ein bisschen in der Tradition der Liedermacher. Ich bin vor einiger Zeit auf einem tollen Festival gewesen – Songs an einem Sommerabend. Da waren Künstler wie Reinhard Mey, Klaus Hoffmann und Hannes Wader – alles alte Herren und tolle Geschichtenerzähler. Irgendwie finde ich das toll. Sie werden immer ruhiger, immer konkreter und entspannter und musikalisch auch immer schlichter. Ein Instrument und die eigene Stimme – das wirkt.

Hast du musikalisch besondere Vorbilder oder Richtungen, die dich besonders inspirieren?

Anna: Konkret eigentlich gar nicht. Viele Sachen höre ich selber ganz gerne und die spiegeln sich dann natürlich in welcher Form auch immer in meiner Musik wider. Aktuelle Sachen wie Mark Forster, mit dem ich ja selber schon zusammen arbeiten durfte. Und auch andere wie JORIS und Elif haben tolle Texte. Und internationale Künstler wie Carole King, Fiona Apple laufen bei mir selbst auch rauf und runter. Mein Stil ist allerdings irgendwas dazwischen. Alles, was mir gefällt, werfe ich in einen Topf, rühre um und sehe einfach, was dabei herauskommt.

Viele hatten dich erst nach dem Duett mit Mark Forster richtig auf dem Schirm. Hat dir diese  Kooperation auch nachhaltig etwas für deine eigene Karriere gebracht?

Anna: Als wir das Duett aufgenommen haben, kannte uns beide tatsächlich noch kein Mensch. Es hat sich tatsächlich einfach so ergeben, dass wir da zusammen im Studio stehen. Das war nichts, was strategisch geplant wurde. Wir haben uns Musiker geteilt – in meiner Band waren Musiker, die auch in seiner Band spielten.  So gab es immer Berührungspunkte und dann ist er mir bei der Idee für das Duett einfach gleich eingefallen. Und das großartigste ist ja, dass er jetzt so abgeht und überfliegt – das ist einfach auch für mich schön mit anzusehen.

Höre ich da ein bisschen Neid?

Anna: Um Gottes Willen, nein. Das wäre mir selber auch irgendwie viel zu viel. Ich mag, dass ich immernoch im intimen Kreis wie gestern im Casino spielen darf und kann. Einfach wenn es ein bisschen ruhiger ist und die Leute sitzen und sich eine kleine Kino-Athmosphäre aufbaut. Wenn ich Leute direkt angucken kann. Große Hallen mit so vielen Menschen, ich glaube das wäre nicht so meins.

Du komponierst, textest, produzierst selbst und spielst selbst ein. Woher kommt die Disziplin?

Anna: Ich glaube es ist ganz viel Leidenschaft, sonst würde ich das gar nicht durchhalten. Und das Getrieben sein, einer Vision möglichst nahe zu kommen. Ich sehe die Dinge in mir und dann versuche ich, das umzusetzen. Aber ich habe auch tolle Musiker und ein grandioses Team, das mich begleitet und ganz tolle Ideen mit einbringt. So ganz alleine würde das auch nicht mehr funktionieren. Es macht aber Spaß, ich mache das gerne.

Übernimmst du also das alles, um deine Vision möglichst schnell umzusetzen?

Anna: Es geht mir nicht um das Tempo, es geht um die Präzision. So, wie ich diese Vision sehe, möchte ich sie gerne zu Papier bringen und irgendwie ist das jetzt mein Steckenpferd geworden. Alles ist nah an mir dran und ich habe Kontrolle über alles. Auch die Covergestaltung entscheide ich mit, Fotoideen gebe ich weiter und so kriegen die Leute auch irgendwie am meisten von mir mit.

Jemand der noch nicht das Privileg hatte, deinen Klängen zu lauschen – was würdest du sagen erwartet ihn bei deinem Konzert?

Anna: Es kommt immer etwas darauf an, wie nah die Leute dran sind. Wenn sie nah dran sind, spreche ich sie auch direkt an, kommuniziere und mache mich so greifbar. Da gibt es viel zu hören. Es gibt aber auch Konzerte, die wirklich wie im Theater sind, mit abgetrennter Bühne. Da gibt es aber dann tolles Licht und wirkt visuell noch einmal ganz anders. Da gibt es dann viel zu gucken. Auch spiele ich manchmal alleine, manchmal mit der Band – es ist immer etwas Neues und das reizt mich.

Macht diese Abwechslung Spaß oder wünscht du dir auch manchmal etwas Beständigkeit?

Anna: Es muss immer neu und aufregend sein, sonst verliere ich schnell das Interesse. Das macht mir Spaß. Das einzige, was für mich immer beständig bleiben wird: Ich liebe die deutsche Sprache und daher glaube ich, dass ich niemals auf einer anderen Sprache singen werde. Ich werde auf Deutsch meine Texte schreiben. Und alles drum herum kann gerne so oft variieren, wie es möchte.

Dein letztes Album „Sommer aus Papier“ erschien im Winter 2012, die Hauptrolle spielte deine gelbe Ukulele mit sommerlichen Klängen. Jetzt bist du im Sommer mit dem winterlich klingenden Piano wieder auf Tour gewesen. Willst du dir so ein bisschen deine eigene Welt erschaffen im Upside-Down-Style und den Sommer zum Winter machen?

 Anna: Ich glaube es ist der Kontrast, der mich reizt. Das ist das richtige Wort. Wenn die Leute mit dem einen rechnen, schlage ich einen komplett anderen Weg ein. Ich überlege das auch gar nicht genau vorab. Das sind Dynamiken, die sich wie von selbst ergeben. Das sind viele verschiedene Farben, Stimmungen und nicht unbedingt das, was alle erwarten. Die Mischung macht es.

Wenn man deine Website derzeit besucht, findet man eine süße, persönliche Nachricht, die Big News voraussagt. Was erwartet uns?

Anna: Was ganz Tolles, so viel sei verraten: Es erwartet euch etwas ganz Neues. Zum ersten Mal habe ich mit Produzenten gearbeitet, auch mit ihnen zusammen geschrieben. Wir haben  einen ganz neuen Sound und eine neue Richtung kreiert. Viel mehr kann ich auch noch nicht sagen. Aber seid gespannt auf Ende September, da wird nämlich schon die neue Single erscheinen.  Das wird alles sehr spannend.

Hattest du schon dein persönliches Highlight der Schallwellen-Kreuzfahrt oder wartest du noch darauf?

Anna: Mein Highlight ist eigentlich einfach die Mischung aus dem Ganzen. Mal hier rein schnuppern, da gucken. Und das Publikum ist natürlich das Highlight. Alle sind super nett und herzlich und musikbegeistert sowieso. Es gibt dann Santiano-Fans, die bei mir aufkreuzen und meine Fans, die Ingo Pohlmann toll finden. Diese schöne und familiäre Athmosphäre macht das Schallwellen-Festival zu etwas ganz Besonderem.

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