Türkische Restaurants wirken häufig wie die Fatamorgana eines kürzer oder weiter zurückliegenden Urlaubsgefühls – Bauchtanz am Wochenende inklusive. Das ist Teil ihres Konzepts. Ob sie für türkische Gäste auch so etwas wie Heimat signalisieren, weiss ich nicht.

Das Tablo in Essen ist anders: metropolitan, fast kosmopolitisch, spielt in seiner Dekoration aber dennoch schön diskret auf seine Wurzeln an. Auch die Küche ist einmalig im Revier. Das merkt man schon den Portionen an, die für türkische Verhältnisse eher klein und beim Lammcarrée fast schon übersichtlich ausgelegt sind. Dafür wurde es allerdings von wunderbarer Brandy-Madeira-Portweinsoße mit Cocktailtomaten begleitet. Das zarte Kalbsfilet: ein großes Stück Fleisch in nahezu perfekter Soße aus Artischocken, getrockneten Tomaten, Weißwein und Gorgonzola. Dazu schöne Vorspeisen wie die Artischockensuppe oder leicht und modern interpretierte türkische Klassiker: Es wird einfach Zeit, den längst überfälligen Kurzurlaub in Istanbul nun endlich mal zu planen.

Udo Ernst