Pillhofer

Rot-weiße Dekoration, Fachwerk, Holztische: Das Urfränkische dominiert das „Pillhofer“ schon beim ersten Blick in den gemütlichen Gastraum. Die Auseinandersetzung mit der fränkischen Esskultur ist hier allerdings keine Folklore, wie in so vielen anderen Restaurants, die sich dieses Dogma auf die Fahnen schrieben. Chris Wagner und seinem Team geht es tatsächlich um mehr: Um die Bewahrung fränkischer Traditionen. Dass das kein PR-Gag ist, zeigt der Blick auf die Karte. Viele Gerichte werden nach traditionellen Rezepten des 16. und 17. Jahrhunderts zubereitet. In dieser Zeit war Nürnberg der Drehund Angelpunkt des europäischen Gewürzhandels. Kein Wunder, dass das erste Kochbuch „bei uns“ entstand.

Ob der Hackbraten mit Kartoffelbrei (10,80 Euro) diesem Buch entstammt, weiß ich nicht. Wohl aber weiß ich, dass ich selten außer bei Muttern einen solch frischen, mit Speck angereicherten und saftigen Hacklaib gegessen habe. Der Kartoffelstampf wurde frisch durchgedrückt, hätte lediglich ein wenig mehr Salz vertragen. Das „Pillhofer“ ist seit 1646 als Gaststätte bekannt. Doch rückwärtsgewandte Touristenattraktionen sucht man hier auf dem Teller vergebens. Im Gegenteil: diese Art der Traditionsfortsetzung ist hochmodern. Weil sie sich auf die Seite der kulturellen Heimat stellt. Weil sie richtig gut gemacht ist. Und weil sie zudem einfach gut schmeckt.

Pillhofer
Königstr. 78
90402 Nürnberg
Map data © OpenStreetMap contributors, CC-BY-SA
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