Seit Bernd Rings das Küchenzepter übernommen hat, haben sich die Prioritäten ein wenig verschoben. Das Pariser Kaffeehaus-Ambiente wurde um echtes Restaurant-Flair erweitert. Kein leichtes Unterfangen, denn der große Gastraum ist zu Stoßzeiten oft prall gefüllt mit Mittagessern, Lesern, Spätfrühstückern und Familien. Eine Unruhe, die jedem Esser normalerweise die Geduld raubt. Im Literaturhaus funktioniert die Mischung aus Hektik und Ruhe jedoch hervorragend. Der Grund dafür ist klar: die Strategie stimmt.

Rings setzt konsequent auf Qualität und eine wechselnde, saisonale Karte. Der Service ist vielbeinig und hat den Laden im Griff. Die Sellerie-Apfelsuppe (3 Euro) kommt rasch und heiß an den Tisch. Sie ist tadellos zubereitet. Auch die Hirschmedaillins auf Kirsch-Pfeffersoße mit Rosenkohl und Butterspätzle (8,90 Euro) sind auf den Punkt gebraten und harmonieren gut mit der von einer sanften Süße durchzogenen Soße. Ein gutes Gericht, das die Kunst des Kochs unterstreicht. Wer selbst im schnellen Mittagsgeschäft die Ruhe für solch behutsame Zubereitung bewahrt, muss wissen, was er macht und was er will.

Für 9,80 Euro können beide Gänge zu einem Menü kombiniert werden. Eine erweiterte Abendkarte und ein wechselnder sonntäglicher Themenbrunch runden das überzeugende Konzept ab. Das Restaurant im Literaturhaus hat sich zu einer kulinarisch wertvollen Adresse gemausert und auch Café geblieben: Die Kuchen sind noch immer hausgebacken.