Authentizität ist keine Frage der kulinarischen Übertreibung. Gerade im Bereich der spanischen Küche ist der Trend zu immer verrückter kombinierten Tapas durchaus kritisch zu betrachten. Das Santos hat das ursprünglich reduktive Prinzip der Tapas- Küche im besten Sinne verstanden: Frischeste Zutaten, die durch eigenen Geschmack überzeugen, werden mit wenigen Handgriffen in schmackhafte Tapas verwandelt. Patron Thomas legt als Deutscher mit Spanien-Faible großen Wert auf die originale Zubereitung.

Das stellen zunächst die grünen Pimientos unter Beweis. Gebraten und mit Meersalz versehen schmecken sie frisch und aromenklar, als wären sie gerade geerntet worden. Ebenso überzeugen können die Datiles con Bacon, wunderbar mehlig-feste Datteln, deren Herkunft ein Betriebsgeheimnis ist, in zartem spanischen Schinken eingerollt. Eine Besonderheit der Kanaren sind die Papas Arrugadas, kleine „Runzelkartoffeln“ mit drei Soßen serviert, die es selten überhaupt und in dieser Qualität nahezu nirgends sonst gibt. Auch das Pollo Rojo, Huhn in roter Soße, verblüfft durch die Klarheit der Aromen, die aus gerade mal fünf Zutaten entstehen.

Neben der fantastischen Speisen und des guten spanischen Tafelweins überzeugt in gleichem Maße die liebevoll und romantisch gestaltete Einrichtung. Rottöne wechseln sich mit mittelalterlichem Maurwerk ab und verleihen dem Gastraum in Kombination mit vielen Lüstern, Heiligenbildern und anderen Kleinoden eine fast sakrale Atmosphäre. Aber keine Sorge, die Erdnussschalen und Olivenkerne dürfen ganz nach spanischer Tradition auf den Boden geworfen werden.