Das Restaurant „UnvergESSlich“ im Schindlerhof hat einen neuen Küchenchef. Jean-Michel Rödl ist Halbfranzose, deshalb aber zu behaupten, es sei prädestiniert für das Restaurantmotto „Franken geht fremd“ wäre natürlich übertrieben. Rein gastronomisch gesehen jedoch nicht. Der gebürtige Nürnberger hat bei Schubeck gelernt und danach in vielen Ländern Station gemacht, unter anderem in einem Zwei-Sterne-Haus in Portugal. Diese gemischten Einflüsse kommen seinem neuen Posten als Chef des international renommierten Restaurants im „Schindlerhof“ nun zugute.

Zunächst aber begeistert die Umsetzung einer regionalen Spezialität, deren kulinarische Bedeutung häufig überschätzt wird. Rödls Bärlauchcremesüppchen mit Kalbsbriesklößchen (7,50 Euro) bringt das Grünzeug überraschend charmant und schmackhaft an den Tisch. Das sanfte Knoblaucharoma und die angenehme Bittere setzen sich vom sparsam eingesetzten Rahm ab. Exzellent ausgewogen und anregend: ein hervorragend komponiertes Regionalgericht. Danach wird deutlich, wie die Küchenaffären im „UnvergESSlich“ definiert werden. Zum rosa gebratenen Rehrücken im Steinpilzbröselmantel auf Spargelragout (26 Euro) werden japanische Soba-Nudeln gereicht. Die braunen Buchweizennudeln unterstreichen den erdigen Charakter des Gerichts. Rustikale Aromen von Getreide, Spargel und Pilzen harmonieren prächtig mit dem perfekt gebratenen, zarten Reh. Rödl bringt Regionalität und internationale Klasse auf jedem Teller zusammen. Aus dieser Affäre wird eine lange Beziehung werden.

Der Schindlerhof wurde auf Platz eins der besten Arbeitgeber Europas der Hotelbranche in der Wertung „Great Places to Work“ gewählt. Diese Stimmung ist im ganzen Hause zu spüren. Service erfährt hier eine Neudefinition und wird eher als persönliche Begleitung definiert.

Im wunderbar gestalteten Garten fühlt sich der Gast dann auch eher wie in einem individuellen Wellness-Tempel als in einem Restaurant. Am Tisch warten Basilikum, Olivenöl und ein Mörser zur Selbstherstellung eines Pestos für den Belag des eigens gebackenen Brotes. Ein genialer Einfall zur interaktiven Überbrückung bis zu den ersten Gerichten. Die kommen im Sommer unter anderem vom Gartengrill. Die herrliche Dorade im Ganzen, mit Lorbeeren und Limetten gefüllt und mit Sommergrillgemüse serviert, ist fangfrisch und auf den Punkt gegrillt, ebenso wie das Entrecôte vom Weideochsen mit Mango-Papayaragout und Grilltomate unter einer Ziegenkäsehaube.

Purismus, der begeistert: Erstklassige Ausgangsprodukte, kreativ kombiniert und top zubereitet. Dem Schindlerhof gelingt die ideale Verknüpfung aus einer einzigartigen Idee und deren perfekter Umsetzung.