Zirbelstube

Klein. Das ist nach wie vor der erste Eindruck beim Betreten des Gastraumes. Sechs Tische, zehn Gerichte auf der Karte: Das Prinzip des „Weniger ist mehr“ feiert in der Zirbelstube einen fulminanten Triumph. Natürlich denkt man sofort an das Essigbrätlein in Nürnberg und daran, dass es gerade diese bauliche wie atmosphärische Besonderheit sein kann, die ein Restaurant aus der Masse hebt.

Sebastian Kunkel und seine Freundin Susanne wissen das auch. Vor eineinhalb Jahren haben sie die Zirbelstube von Sebastians Vater übernommen. Die Renovierung, die im Sommer begonnen hat und noch immer nicht ganz abgeschlossen ist, hat daher auch den Zweck, diesen besonderen Charme noch stärker ins Licht zu rücken. „Wir haben sehr viel erneuert. Die komplette Küche, sanitäre Anlagen, die Bar im Gastraum. Viele Dinge, die man nicht sieht, die aber trotzdem die Gesamtwirkung beeinflussen.“ Das gilt wohl vor allem für die Küche. Sebastian Kunkel hat im Gasthaus Rottner gelernt, war dann mit Susanne einige Jahre international tätig, unter anderem in Neuseeland, und ist schließlich nach Hause zurückgekehrt. Auch kulinarisch. Schon das Amuse Gueule zeigt seine Verbundenheit zu Region und Saison: Ein Rosenkohlsüppchen und gebeizter Lachs. Willkommen im Herbst, lieber Gaumen. Die Vorspeise zeigt schließlich, wozu der junge, bescheidene Koch in der Lage ist.

Die Lammleber mit Pinienkernen und Fenchel-Orangen-Salat (11 Euro) ist ein perfekt abgestimmtes Werk aus heimischen, erdigen Aromen und frischen, mediterranen Noten. Heimatliebe und Fernweh zugleich auf dem Teller: Kunkels Stil ist exakt jener, der höhere Weihen vermuten lässt. Anzumerken ist das aber weder ihm noch dem Restaurant. Es herrscht eine angenehme, fast gemütliche Stimmung. Das Wesentliche gerät hier nie aus dem Blickfeld: das Wohlfühlen. Zum Hauptgang begeistert eine Kaninchenkeule mit Rosenkohl, Morchelsoße und Gnocchi mit Brennnesselsamen (21 Euro). Ein Gedicht. Als ob Morcheln nur deshalb wüchsen, um irgendwann in dieser himmlischen Soße zu landen. Zusammen mit dem Rosenkohl schaffen sie eine herzhafte Grundlage, auf der das perfekt gebratene Kaninchen glänzen kann.

„Wir wollen einfach gutes Essen kochen und unseren Gästen eine schöne Zeit bieten.“ Kunkel sagt das, als wäre es das einfachste der Welt. Vielleicht ist es das auch, wenn man so vieles so richtig macht wie die beiden Jung-Gastronomen. Können, Leidenschaft und Bodenhaftung gehen in der Zirbelstube eine sympathische und fruchtbare Liaison ein, die noch für Furore sorgen wird.

Zirbelstube
Friedrich-Overbeck-Str. 1
90455 Nürnberg
Map data © OpenStreetMap contributors, CC-BY-SA
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