Drei Jahre seid ihr von der Bildfläche verschwunden gewesen. Warum?
Mieze: Nach vier Alben, nach gefühlten 5 000 Shows, 10 000 Kilometern und 12 Jahren war es eine Gruppenentscheidung, eine Pause zu machen.
Andy: Ich habe mein zweites Soloalbum aufgenommen und bin Vater geworden (die Mutter ist Juli-Sängerin Eva Briegel, Anm. d. R.).
Bob: Ich habe viel Sport gemacht, bin auf verschiedenen Flecken der Erde Motorrad gefahren und war im Skiurlaub in den Staaten.

Seid ihr auch Fallschirm gesprungen? Schließlich heißt eure neue Single so.
M: Bob und ich sind tatsächlich mit einer Clique an einem schönen Sommertag etwas außerhalb von Berlin mit dem Fallschirm gesprungen.
B: Ich fand’s super. Erst das große Wangenflattern und dann schwebst du. Aber eigentlich bin ich ein Verfechter des Bungeespringens. Weil das was mit Fallen zu tun hat. Mieze war einmal dabei und an mich gekettet.
M: Das war bei einem Festival vor unserem Konzert, und ich fand es irgendwann da oben so bescheuert, dass ich mein Leben riskiere. Wenn das das Management gewusst hätte …

Du singst in „Fallschirm“: „Dass ich noch lebe, ist Glück“. Stand es wirklich so schlimm um dich?
M: Es gab da die eine oder andere Auseinandersetzung drinnen und draußen. Davor bin ich geflohen.

Unter anderem für längere Zeit nach New York, Buenos Aires und Venedig. Hast du Berlin denn gar nicht vermisst?
M: Nee, weil ich wusste, was hier auf mich wartet. Aber natürlich ist Berlin toll. Hier bin ich zu Hause. Und heute ist alles wieder gut. Ich bin wieder gut!

Wie war das Wiedersehen mit der Band?
B: Das Schöne war, dass wir den Termin fixgemacht hatten, an dem wir uns wiedertreffen. Und dann waren wir sehr gespannt, weil Mieze ja nie Zettel und Stift weggelegt hatte, wir dagegen weitestgehend frei von konkreten Ideen waren. Aber mit dem Startschuss im Proberaum hat es sich sehr schnell wieder sehr gut angefühlt, auch wenn wir einen neuen Weg eingeschlagen haben.

Inwiefern?
A: Wir haben uns zum ersten Mal beim Entwickeln der Songs alle einen Computer geteilt. Du hast also nur eine Tastatur, einen Screen. Und da musst du miteinander reden.

Deshalb der Albumtitel „Tacheles“?
B: Nicht ganz. Unser Fotograf Herr Flug kam ins Studio mit der Vision, uns im Kunsthaus Tacheles zu fotografieren.
M: Und in dem Moment, als das eine Wort fiel, wussten alle im Raum: Das ist es. Danach haben wir gesucht.

Im November/Dezember geht ihr auf Tour. Ist das letzte Konzert wieder in Berlin? Und wie fühlt sich das an?
M: Ganz schlimm. Ich vergesse alle Texte. Und diese Euphorie. Aber die Erfahrung hat uns gezeigt, dass es schön ist, nach Hause zu kommen und nicht wieder fahren zu müssen.

Dieses Jahr wird MIA. 15 Jahre alt. Gibt es ein Gründungsdatum, an dem gefeiert wird?
M: Einen Monat: September. Verrückt ist, dass wir selber noch nicht auf die Idee gekommen sind, eine Party zu schmeißen. Das Album ist ja schon ein tolles Fest. Vielleicht wächst sich da über das Jahr etwas aus. Aber jetzt geht’s erst mal ab!