Roter Hahn

Weder verwandt noch verschwägert ist der Rote Hahn im Peterswerder mit dem gleichnamigen Atelierhaus in Gröpelingen. Aber mit Kunst hat er auch zu tun: mit der Kunst des Kochens. Und das seit 30 Jahren. Rote Hähne markierten früher die Orte in der Stadt, an denen es einen Feuermelder gab. In Zeiten, wo jeder ein Telefon hat, braucht man sie nicht mehr, aber im Stadtbild sind sie immer noch präsent. Und natürlich im Namen des Lokals an der Hamburger Straße, das wir an einem lauen Sommerabend besuchen. Weshalb wir uns für einen Tisch auf der Terrasse entscheiden, auch wenn es drinnen durchaus gemütlich aussieht. Die Wahl fällt uns schwer. Nehmen wir etwas aus der saisonalen Karte, die mit verschiedenen Zubereitungen von Pfifferlingen lockt? Oder etwas Mediterranes? Oder deutsche Küche? Die freundliche Bedienung müssen wir mehrmals vertrösten- der Service ist aber auch beinahe etwas übereifrig. Schließlich haben wir uns entschieden: Meine Begleitung wählt Pfifferlinge mit Kartoffelröstis, ich entscheide mich für das Wiener Schnitzel. Die Pfifferlinge kommen schön deftig auf den Tisch, der knusprige Speck stand leider nicht auf der Karte, schmeckt aber ausgezeichnet, genauso wie die krossen Röstis. Mein Schnitzel ist wie es sein sollte, mit goldgelber Panade, die das zarte, aromatische Kalbsfleisch locker umhüllt. Dazu gibt es genau richtig frittierte Pommes, außen zart knusprig, innen noch ein kleines bisschen weich. Dazu gibt es stilecht Sardellen mit Kapern. Und auch wenn wir eigentlich schon satt sind, müssen wir unbedingt noch ein Dessert mit frischen Blaubeeren nehmen, einmal mit Vanilleeis, einmal als Beilage zu einer sahnigen Mascarponecreme- wobei wir uns nicht einigen können, wer jetzt den leckereren Nachtisch gewählt hat.