Pennergame gehört derzeit zu den angesagtesten Browsergames und ist eine der meist besuchten Websites Deutschlands. Die Entwickler unterbrachen ihre Schule und Ausbildung und steckten ihre Energie in die Programmierung und Fertigstellung des Spiels. Ihre Arbeit wurde belohnt: Mittlerweile besteht das Team sogar aus sieben jungen Leuten. Es herrscht eine Start-Up Atmosphäre in der Redaktion. Das Spiel, in dem man einen selbst erstellten Obdachlosen durch die virtuelle Stadt Hamburg lenkt, bietet viele spaßige Möglichkeiten und wird sowohl von Kindern als auch von Erwachsenen gespielt.

Die Aufgabe des Spielers bei Pennergame ist, seinen Obdachlosen in bestimmten Fähigkeiten weiterzubilden, um damit Kämpfe zu gewinnen und Sachen kaufen zu können. Darunter sind 24 verschiedene Waffen, 23 Möglichkeiten sich zu verteidigen, 9 Musikinstrumente, 27 Haustiere, 22 Eigenheime und 8 Schnorrplätze. Als virtuellem Obdachlosen stehen demjenigen Dinge zur Verfügung, die einem selbst wahrscheinlich nie einfallen würden, vor allem nicht für Bedürftige. Darunter sind ein Schwarzes Loch, ein Chor, Eisbären und ein Schloss. Nebenbei kann man Banden gründen beziehungsweise einer Bande beitreten. Diese Banden bilden eine Gemeinschaft und können Kriege mit anderen führen. Geld kann man sich verdienen durch Kämpfe mit Penner oder Haustier, durch die verschiedenen Musikinstrumente und indem man Spenden bekommt.

Dazu muss man Leuten seinen Spendenlink schicken und sie müssen darauf klicken. Die Spendenhöhe ist von dem Schnorrplatz und von dem jeweiligen Haustier abhängig. Außerdem hat man die Möglichkeit Pfandflaschen zu sammeln und diese mit einem sich stetig ändernden Kurs zu verkaufen. In dem Browsergame ist Hamburg in seine Stadtteile aufgeteilt, in die man mit seinem Penner ziehen kann. Je nachdem wo man lebt, findet man entsprechend viele Pfandflaschen. Jeder Spieler und jede Bande kann sich ihr individuelles Profil erstellen. Untereinander können die Spieler Nachrichten versenden, um sich auszutauschen.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, was Spieler und unbeteiligte Erwachsene über das „Pennergame“ sagen.

Um zu erfahren, wie die Spieler das Spiel sehen, haben wir zwei Meinungen eingeholt:

Warum spielt Ihr Pennergame und was findet Ihr daran so gut?

Robin Polzin (15) und Philipp Hecht (14):
Wir spielen Pennergame, weil das Spiel absolut keinen Sinn macht und es Spaß macht, die Fähigkeiten des virtuellen Obdachlosen weiterzubilden. Wir finden, dass das Game süchtig macht. Man kann einfach nicht mehr aufhören, wenn man angefangen hat – das fasziniert uns an Pennergame.

Marvin Giesler (15):
Ich habe hauptsächlich angefangen, weil alle aus meiner Klasse es spielen und es Spaß macht. Zudem ist es Kult.

Um zu überprüfen, ob jemand im Spiel Unfug anstellt, wie zum Beispiel eine obszöne Ausrucksweise benutzt, werden die Beiträge der Spieler im Forum täglich von der Redaktion und 20 freiwilligen Moderatoren sehr genau beobachtet. Zusätzlich wird ein Suchbegriff-Filter verwendet, der unzulässige Inhalte erkennt, die dann umgehend gelöscht werden.
Die Vorschläge für das Spiel kommen nicht allein vom Pennergame-Team, sondern auch von den Spielern selbst. Sie sind sehr kritisch und schicken dem Team Verbesserungsvorschläge. Beim letzten großen Update von Pennergame im Februar haben die Entwickler einige Vorschläge der Nutzer umgesetzt, wie zum Beispiel, dass man beim Pfandflaschensammeln Plunder finden kann, den man anlegen kann, um der Spielfigur bestimmte Zusatzpunkte zu verleihen. Dieses Feature erlangte große Beliebtheit bei den Spielern, sagen die beiden 20-Jährigen.

Außerdem haben wir die Meinungen von unbeteiligten Erwachsenen eingeholt:

Was halten Sie von Pennergame?

Michael Paap:
Ich halte nichts von Pennergame. Es ist meiner Meinung nach sozial diskriminierend. Das Spiel ergibt keinen Sinn und ist daher komplett unnötig.

Susanne Fuhrmann:
Ich finde das Pennergame süchtig macht und die Kinder zu lange davor sitzen. Außerdem werden Außenseiter, die in der Schule fertig gemacht werden, dort manchmal auch gemobbt, zum Beispiel werden Penner nach demjenigen benannt.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, was die beiden 20-jährigen Entwickler Marius Follert und Nils Wildung zur Kritik in ihrem Spiel sagen.

Das Internetspiel stand derweil oft in der Kritik, da es nach Aussage der Kritiker die Würde von Obdachlosen verletze und nichts mit dem wahren Leben auf der Straße zu tun habe, weil man zum Beispiel Banküberfälle zum Geldverdienen durchführt. Die beiden 20-jährigen Entwickler Marius Follert und Nils Wildung haben sich mit der Kritik auseinandergesetzt und stehen mit ihren Kritikern in Kontakt. Sie wollen mit ihrem Spiel kein Abbild der Realität produzieren, sondern ein Spiel mit satirischem Charakter anbieten, erklären sie. Dazu greifen sie Klischees auf und verstärken diese im Spiel, weisen jedoch deutlich darauf hin, dass es sich um ein Spiel handelt.
Hinsichtlich dieser Thematik besteht Pennergame aus zwei Ebenen: Eine Ebene ist das Spiel, das mit Klischees und Stereotypen spielt und die zweite Ebene ist der Ansatz mit einem Teil der Einnahmen Obdachloseneinrichtungen zu unterstützen.

Dazu haben wir jeweils zwei Meinungen von Spielern und von zwei unbeteiligten Erwachsenen erfragt, um zu sehen, wie sich die Meinungen unterscheiden können:

Was sagen Sie/Ihr zu den Vorwürfen der Medien, die Pennergame für beleidigend halten, weil es das Leben auf der Straße falsch darstellt und abschaffen wollen?

Michael Paap:
Ich finde die Vorwürfe zutreffend. Pennergame stellt für mich das Leben auf der Straße falsch dar und beleidigt allein durch den Namen die Obdachlosen.

Robin Polzin (15) und Philipp Hecht (14):
Wir finden die Vorwürfe nicht zutreffend, da Pennergame vor nicht langer zeit einen hohen Betrag an Obdachlose gespendet hat. Unserer Meinung nach sichern diese Übertreibungen den Spaß am Spiel.

Susanne Fuhrmann:
Die Vorwürfe sind wie ich finde unnötig, da Pennegame auch nur ein Spiel ist und es ganz viele Spiele gibt, die auch nicht verboten sind, obwohl sie Sachen falsch darstellen oder übertreiben. Außerdem engagiert sich Pennergame für Obdachlose, was sehr sozial ist.

Marvin Giesler (15):
Ich finde das ist nicht so, da die beiden Entwickler auch an Obdachlose spenden, zum Beispiel durch Premium-Mitgliedschaften und Ebay Versteigerungen. Das Spiel ist außerdem jugendfreundlich, da am tage Cola und Limo anstatt Bier und Wodka zu kaufen sind.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie das „Pennergame“ Europa erobert und wie die beiden Programmierer Obdachlose unterstützen.

Die zwei Entwickler haben viele Ideen für weitere Browsergames, wollen sich jedoch zurzeit erstmal voll und ganz auf Pennergame fokussieren. Da bleibt den leidenschaftlichen Spielern nicht viel Zeit, um selbst ihr Game zu spielen.

Momentan sind weitere Versionen des Spiels für Frankreich, Russland und Spanien in Arbeit, wobei das englische Dossergame und das polnische Menelgame bereits online sind. Viele deutsche Spieler haben sich schon bei Dossergame angemeldet und ihre Banden reformiert, was zu einem Aufstand der Briten führte, da diese sich gestört fühlten durch die deutsche Sprache. Für die Entscheidungsfindung in welchen Ländern Pennergame noch erscheint, kamen für die Entwickler grundsätzlich nur Länder in Frage, in denen viel online gespielt wird und deren Landessprache weit verbreitet ist. Die bislang erschienenen Pennergame-Versionen im Ausland hatten eine erfolgreiche Startphase. Marius Follert und Nils Wildung sind überzeugt davon, dass Pennergame auch im Ausland weiterhin schnell wachsen wird.
In eineinhalb Wochen startet zusätzlich das neue Pennergame im virtuellen Berlin, was sich von der Hamburg-Version abheben wird, da die Orte und übliche Ausdrücke an Berliner Gegebenheiten angepasst wurden. Die Entwickler wollen mit dieser zweiten deutschen Version neuen Spielern die Möglichkeit geben eine gute Platzierung zu erreichen, weil die alteingesessenen Spieler einfach zu gut sind. Berlin bot sich als Hauptstadt dafür an, den Entwicklern eine gute Basis zu geben, um das Browsergame an das Berliner Flair anzupassen.

Marius Follert und Nils Wildung machen nicht nur ein Spiel über Obdachlose, sondern engagieren sich auch für sie. Für die beiden war es von Anfang an Teil des Konzeptes von Pennergame, regelmäßig einen Teil der Einnahmen an Obdachlose weiter zu geben. Aktuell werden drei Projekte der Tagesstätte MAhL ZEIT sowie des CaFée mit Herz unterstützt, berichten sie. Dabei spenden die Farbflut Entertainment GmbH und die Spielerinnen und Spieler von Pennergame.de jeweils 5000 Euro. Über die Online-Stiftung Betterplace.org werden die Spenden organisiert. Auch in der Vergangenheit wurden schon Obdachlosen-Organisationen mit Spendengeldern unterstützt, sodass die zwei Entwickler Ende 2008 insgesamt 10.000 Euro an Einrichtungen in Hamburg spenden konnten. Des Letzteren wurden bereits mehrere Male Pennergame-Bier und T-Shirts bei Ebay für einen guten Zweck versteigert. Die Aktionen waren sehr erfolgreich. Über weitere solcher Versteigerungen schweigen die Entwickler noch. Ihr Kommentar „Lasst euch überraschen“ lässt jedoch auf weitere Sachen deuten.

Text: Timo Fuhrmann