Das Thema schöne Brüste beschäftigt jede Frau. Am besten nicht zu klein, nicht zu groß und schön straff: Das wünschen sich die meisten von ihnen. Manche definieren sich auch über ihre Oberweite – so wie manche Männer über ihr bestes Stück. Angeborene Fehlbildungen, krankheitsbedingte Folgeerscheinungen (etwa bei Brustkrebs), Schwangerschaften oder starke Gewichtsabnahme können Motive für einen Eingriff sein. „Viele meiner Patientinnen leiden extrem unter dem Aussehen ihrer Brust. Sie vermeiden enge T-Shirts oder trauen sich bei höheren Temperaturen kaum noch unter Leute“, sagt Professor Dr. Albert K. Hofmann, Facharzt für Plastische Chirurgie mit Schwerpunkt Ästhetik.

Die Frauen, die in Hofmanns Klinik Rosengasse kommen, sind zwischen 19 und 70 Jahre alt. Noch vor ein paar Jahren, sagt er, seien die meisten zwischen 35 und 45 gewesen. Heute wollen schon die Jungen etwas an ihrem Körper ändern und die Älteren länger jugendlich und attraktiv aussehen. Brustkorrekturen stehen ganz oben auf der Hitliste der Schönheitsoperationen. Davon sind rund 60 Prozent Brustvergrößerungen, der Rest Straffungen und Verkleinerungen. Hofmann hat in den letzten fünfzehn Jahren 4500 Brustvergrößerungen und ebenso viele Verkleinerungen und Straffungen durchgeführt. Das sind im Schnitt – Urlaubs- und Feiertage abgerechnet – drei Brust-OPs am Tag. Der Chirurg weiß, was Frauen wollen, wenn es um ihre Oberweite geht.

„Vor vier, fünf Jahren waren noch viel größere Implantate gefragt. Heute reicht den meisten Frauen ein gut ausgefülltes B- oder kleines C-Körbchen,“ so der Experte. Auch Busenwunder Pamela Anderson ließ sich kürzlich ihre berühmte Oberweite um geschätzte zwei Körbchengrößen verkleinern. Drei Größen weniger trägt jetzt Victoria Beckham. Die Designerin und dreifache Mutter empfand ihre einst vergrößerten Brüste als „nicht mehr edel genug“ und ließ von DD auf B reduzieren.

50.000 Frauen entscheiden sich in Deutschland jedes Jahr fürs Implantat. Der Eingriff ist in den meisten Fällen ab dem 21. Lebensjahr medizinisch vertretbar. Sind die Patientinnen jünger, muss der behandelnde Chirurg die Ursachen für den Operationswunsch ergründen. Denn besonders bei Jugendlichen handelt es sich oft nicht um ein körperliches, sondern ein psychisches Problem. Im Extremfall leiden sie an Dysmorphophobie, auch Schönheitshypochondrie genannt. Sie konzentrieren ihre Aufmerksamkeit auf vermeintliche Defekte wie einen zu kleinen Busen oder zu kräftige Oberschenkel. Bis zu zehn Prozent der unter 20-Jährigen sollen unter krankhaftem Hässlichkeitswahn leiden, schätzen führende Fachvereinigungen.

Je nachdem, wie sehr eine Patientin unter Gewicht und Form ihrer Brust leidet, wird sie Folgen und Risiken eines chirurgischen Eingriffes in Kauf nehmen. So kann es nach einer Brust-OP zu einer schlechten Narbenbildung und in sehr seltenen Fällen zu Gewebeverhärtungen, Infektionen oder Gefühllosigkeit der Brust kommen. Im Einzelfall also eine schwere Entscheidung, die jede Frau selbst fällen muss.
Kathrin Kunterding