Es dauert nur Sekunden. Ein schnelles „Warten Sie bitte.“ des Kellners, Gewusel um den Tresen und schließlich das Richten meines Lieblingstisches. Sekunden, und das unvergleichliche „L’Osteria“-Gefühl stellt sich ein. Erst jetzt bemerke ich die schwarzen Kacheln, die neuerdings der offenen Küche einen stilvollen, fast majestätischen Rahmen geben. Minütlich strömen gut angezogene Menschen an mir vorbei oder warten eine Armlänge entfernt an der Tür auf freie Plätze. Hektisch wird es nie, italienisch ist es immer. Sogar noch mehr, denn im Rahmen des Umbaus wurden die beiden Fenster des Hauptraumes so verändert, dass sie nun permanent offen stehen können. Draußen höre ich eine Vespa vorbeibrausen.

Kühler Abendwind weht herein. Die Keimzelle der Erfolgsgastronomie hat sich ihrem italienischen Ursprung ein Stück weiter angenähert. Zeit für etwas Neues, denke ich, und bestelle das erste Mal seit Jahren keine der grandiosen, großen Pizze aus hausgemachtem Teig, sondern Taglioni Neri Delizia von der Tageskarte. Wunderbar bissfeste schwarze Bandnudeln, die mit Shrimps und Zucchini an einer Safran-Sahne-Soße daherkommen. Der Teller ist randvoll, die Pasta ist frisch zubereitet und gut abgeschmeckt, auch wenn der Sahneanteil ein wenig zu hoch ausgefallen ist. Ich erfahre, dass die Hauptrenovierungsmaßnahmen im unsichtbaren „Back-Office“ des Lokals stattgefunden haben. Neues Kühlhaus, neue Heizung, eine Schankanlage. Nach zwölf Jahren Dauervollreservierung eine logische Maßnahme.

Das Ergebnis: Man ist und isst hier gerne. Die Mischung aus Charakter und Stil, aus Qualität und Lockerheit stimmt einfach. Das war vorher auch schon so. Wem es aber gelingt, inmitten des Erfolges zu reflektieren und Verbesserungen vorzunehmen, dem ist der Erfolg auch in Zukunft sicher. Und Erfolg war in der „L’Osteria“ neben Leidenschaft schon immer Zuhause.