Museumsleiter Hartwig Fischer und Architekt David Chipperfield reden viel und gerne übers Licht. Tageslicht habe er sich von Anfang an für die Kunst gewünscht, sagt der Folkwang-Chef, „und zwar so natürlich, wie es die Empfindlichkeit der Exponate gerade noch zulässt“. Chipperfield ist sichtlich stolz, dass ihm dieser Balanceakt gelungen ist. Insbesondere im großen Saal für Sonderausstellungen wird das Licht kaum gedämpft, sondern kommt direkt durch die Oberlichter. „So erleben die Besucher je nach Tages- und Jahreszeit die Arbeiten immer wieder neu“, fügt Fischer hinzu.

Bei der Eröffnung Ende Januar konnten die Besucher diese besondere Qualität allerdings nicht entdecken. Noch lagert die bedeutende Sammlung mit romantischen, im- und expressionistischen Gemälden im Depot, und die Sonderausstellung geht erst Ende März mit der Schau „Das schönste Museum der Welt“ in Betrieb. Dennoch zeigen die vier Eröffnungsausstellungen, welche Bedeutung der Neubau für das Museum hat.

Die fotografische Sammlung verfügt jetzt endlich über einen eigenen Raum. Dort erzählt „Fotografie und Individuum“ die Geschichte der Porträtfotografie von August Sander bis Thomas Ruff und macht deutlich, welche Schätze lange aus Platzmangel im Verborgenen blieben. Ähnliches gilt für die grafische Sammlung und insbesondere für das Deutsche Plakatmuseum. Die Ausstellung „Raumeroberungen“ stellt mit Günther Kieser, Holger Matthies und Gunter Rambow drei der stilbildendsten deutschen Plakatmacher der vergangenen 40 Jahre vor – und das endlich einmal in einem angemessenen Rahmen.

Die ständige Sammlung ist bis zum Abschluss der Sanierungsarbeiten im Altbau nur mit der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts vertreten. Das hat nahezu zwangsläufig etwas Improvisiertes, zeigt aber auch, dass der Umgang mit den neuen Räumen noch gelernt werden muss. Die klar strukturierte Ausstellung über Strömungen der Abstraktion wird unterbrochen durch große Rauminstallationen, die thematisch ohne Bezug bleiben.

Honke Rambow