Vincent & Paul

Das „Vincent & Paul“ ist ein Restaurant mit Aussage – und das nicht allein, weil es im Namen die Maler Vincent van Gogh und Paul Gaugin zitiert. Beispielsweise „Metropolitane Kultur“ könnte das Thema im von David Chipperfield entworfenen Neubau des Folkwang Museums lauten.

Das puristisch schwarzgrau gehaltene Restaurant-Interieur spiegelt den kühl urbanen Look des ganzen Gebäudes. Hinter großen Glasfronten, die das Essen eher öffentlich als intim gestalten, serviert Frank Heppner „in Orange und Curry gebeizten Ikarimi-Lachs mit Sprossen, Baby-Leaf und Sauerrahm“ oder ein „Arrangement vom Bio-Rinderfilet mit koreanischen Aromen und luftigen Kräuter- Kartoffelkrapfen“. Die Gerichte des Müncheners klingen wie Zitate aus dem Poesiealbum der Gourmetküche, signalisieren über den Vielklang der Zutaten aber auch die von ihm maßgeblich geprägte euro-asiatische Küchenlinie. Sein „Suppenduett von der Bio-Hafermastgans mit Tandoori- Parfüm“: zwei kräftige, dennoch schön harmonierende Essenzen, die raffiniert als Espresso und Cappuccino serviert werden. Dazu wie als Gebäck: zwei Ecken von der Tandoori-Gans. Das gegrillte Filet vom Wildfang-Steinbutt hatte perfekte Konsistenz, überzeugte aber auch durch das gelungene Zusammenspiel mit den schwarzen Nudeln in Korianderschaum und der in Sesam-Butter glacierten Karotte und Thai-Mango.

Warum es uns trotzdem nicht so schnell wieder ins „Vincent & Paul“ zieht? Es sind die Mängel im Detail, die nicht zu Preisen im Top-Segment passen. Der erst fehlende Brotteller, der dann – wie die leeren Aperitifgläser – am Ende noch auf dem Tisch steht. Nicht abgeräumte, überzählige Gläser. Die Klippen im Geschirr, das fürs Biorind zu stumpfe Fleischmesser. Und wo wir gerade dabei sind: Etwas Süßes zum echten Espresso hätte das Zitat der Vorspeise erst richtig rund gemacht. Da half es auch nichts, dass ein Klavierspieler das Essen begleitete. Kurz nach 20 Uhr, als wir die letzten Gäste waren, er packte die Noten ein.