Das Wunderbare an der Gastronomie sind die Überraschungen. Nirgends ändere ich meine Meinung lieber, als in der Beurteilung eines Restaurants, wenn ich so positiv überrascht werde wie in der „Vitrine“. Die Genese dieses Meinungswandels ist einfach erklärt. Die Vitrine ging vor wenigen Jahren als, sagen wir, Möchtegern-Schicki-Schuppen an den Start. Die Cocktails waren gut, das Essen so austauschbar wie das, zugegebenermaßen immer noch recht unpersönliche Interieur. Einmal gesehen, blieb nie wieder stehen. Die Veränderung begann schleichend vor einigen Monaten. Auf Facebook bekam ich vom „Vitrine“-Team plötzlich Mittagsgerichte vorgeschlagen, die mir das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen. Ich beschloss, diesen Eindruck in der Realität zu überprüfen. Und schmecke da: Aus der „Vitrine“ ward ein echtes Restaurant geworden.

Ein Team aus jungen Köchen zeichnet nun verantwortlich und hat mir einen Seeteufel auf Traubenrisotto (12,80 Euro) serviert, dessen Fisch optimal gebraten und dessen Risotto wunderbar schlotzig war. Auch auf die Idee mit der Traube muss man nicht nur erst mal kommen, sondern das Aromenspiel dann so beherrschen, dass es richtig gut aufeinander abgestimmt ist. Auch der dazu gereichte Salat überzeugte und bestach durch das raffinierte Himbeer-Dressing. Das Lokal hat sich von einem Wannabe- hin zum It-Restaurant entwickelt. Überraschung geglückt. Wenn die Chefs dieses Niveau halten können, ist noch vieles möglich.