Allgemein

Zu lieb aufgestellt– Dresden Titans Spieler Helge Baues im Interview

Helge Baues, einer der ganz Großen bei den Dresden Titans, verrät uns mehr über das Leben als Sportler und Vollzeitstudent und was es bedeutet, ein Titan zu sein.

Seit der Saison 2016/17 ist Helge Baues einer der ganz Großen bei den Dresden Titans. Das liegt zwar auch, aber nicht nur an den 205 cm, die der Power Forward misst. Bei den Titanen ist der 23-Jährige ein unverzichtbarer Leistungsträger und gehört darüber hinaus zu den besten Spielern der gesamten Liga. Wir sprachen mit ihm über die erste Saisonhälfte, Führungsqualitäten und kroatische Trainingseinheiten. 

Neben deiner Verpflichtung bei den Titans bist du auch noch Vollzeitstudent an der TU. Viel Freizeit bleibt da vermutlich nicht mehr übrig. Wie sieht denn ein typischer Tag bei dir aus?

Das kommt tatsächlich auf den Wochentag an (lacht). Der Montag ist bei mir komplett frei. Zum Glück (lacht) kein Basketball und auch keine Uni. Die restliche Woche teilt sich meistens so auf, dass ich früh bis Mittag oder bis zum späten Nachmittag in der Uni bin und dann geht’s abends zum Training … Naja und Samstag wird halt auch trainiert und Sonntag ist Spiel. 

Mal Hand aufs Herz: Da gibt es doch auch sicherlich Phasen, in denen nichts davon Spaß macht. Wie motivierst du dich, Studium und Leistungssport so durchzuziehen? 

Manchmal ist es wirklich ganz cool, gerade nach einem harten Tag in der Uni, dass du dir denkst, cool da komm ich nochmal raus und kann mich etwas bewegen. Aber manchmal stellt sich tatsächlich eine Null-Bock-Stimmung ein, bei der ich einfach nur nach Hause und auf die Couch will. Aber sobald ich einmal in der Halle bin, ist das Gefühl dann auch ganz schnell wieder verschwunden. Ich habe es mir ja auch freiwillig ausgesucht und auch schon einmal nebenher studiert. Von daher wusste ich, worauf ich mich einlasse. Auf der anderen Seite war ich auch schon für ein Jahr ausschließlich sportlich, also als Vollprofi unterwegs. Da fühlte ich mich geistig nicht genug gefordert, geschweige denn ausgelastet. Das war dann wirklich nur ein ständiges essen, trainieren, schlafen. Man ist da doch schon recht schnell in so einer Sportblase drin, in der man dann auch nur noch wenig mit Menschen zu tun hat, die nichts mit Basketball am Hut haben. Schon allein deswegen finde ich das Studium eine sehr gute Ergänzung. 

Von der Mannschaft aus der Saison 2016/17 – deiner ersten bei den Dresden Titans – sind außer dir nur noch Marc Nagora und Sebastian Heck übrig. Wie steht es denn um den Mikrokosmos Team, bei so vielen neuen Leuten?

Ziemlich gut. Es sind tolle Charaktere dabei, die vielleicht sogar ein bisschen zu gut sind. Wir bräuchten ein paar mehr Arschlöcher im Team (lacht). Das braucht es eben manchmal auch, dass man ein wenig dreckig spielen und etwas härter austeilen kann. Da sind wir zu lieb aufgestellt. Aber lieber so als andersherum. Auf dem Feld harmonieren wir wirklich gut, leider sind die Jungs nicht so ausgehfreudig, wie ich mir das wünschen würde (lacht). 

Zu Beginn der Saison hattet ihr ein paar Startschwierigkeiten. Woran lag‘s? 

Schwer zu sagen, also bisher haben wir fast alle Spiele knapp gespielt. Am Anfang haben wir sie verloren und jetzt gewinnen wir sie … Ich glaube, wir sind da als Team einfach etwas reifer geworden, behalten in entscheidenden Situationen einen kühlen Kopf und gewinnen die Spiele so. Da spielt einfach auch etwas Erfahrung aus den vorangegangen Spielen mit rein; dass wir wissen, was funktioniert und was nicht, unsere Stärken genau kennen und offensiv, wie defensiv – ganz besonders in den letzten fünf Minuten – noch einmal richtig aufdrehen und so dann das Ding für uns entscheiden können. Wir wissen einfach, dass wir ein Spiel immer drehen können. Das ist uns schon so oft passiert. Von daher sind jetzt alle möglicherweise einfach etwas entspannter, weil wir eben diese Gewissheit haben. 

In den letzten anderthalb Jahren hast du drei Trainer bei den Titans erlebt. Mit wem war die Schnittmenge am größten?

Es waren halt drei komplett unterschiedliche Typen. Klargekommen bin ich eigentlich mit allen, aber am ehesten teile ich die Philosophie mit Nenad Josipović. Das ist die Art von Basketball, die ich mag. Steven Clauss war sehr offensiv orientiert, was zwar für die Spieler ganz nett ist, es aber zum Teil schwierig macht zu gewinnen. Liam Flynns System fand ich etwas zu strikt in der Umsetzung, da war wenig Raum für freies Spielen. Mit Josipović passt aktuell wirklich alles ganz gut. 

Bisher warst du vor allem bei höherklassigen Teams unterwegs und auch damals bist du zum ProA-Aufsteiger Dresden Titans gewechselt. Wie groß ist da die Enttäuschung, dass du in diesem Jahr in der ProB festhängst? 

Für mich ganz persönlich wäre es schon besser, ProA zu spielen, und da ich die letzte Saison eigentlich auch ganz gut abgeliefert habe, hätte ich auch durchaus wechseln können. Aber für mich liegt der Fokus im Moment ein Stück weit mehr auf dem Studium, das möchte gern gut zu Ende bringen. Außerdem gefallen mir der Verein an sich und die Strukturen hier einfach sehr gut. Das Gesamtpaket stimmt. Von daher find ich es jetzt nicht schlimm, ProB zu spielen. Möglicherweise haben wir ja auch wieder mal die Chance, erneut aufzusteigen.

Mit der Vertragsunterzeichnung für 2017/18 hast du gesagt, du möchtest an deinen Führungsqualitäten arbeiten. Hat das aus deiner Perspektive funktioniert?

Ich denke, das ist schon ganz gut geworden. Hauptansprechpartner ist natürlich Janek als Kapitän und Point Guard, aber ich habe schon das Gefühl, dass ich großen Einfluss im Team habe, die Jungs meine Meinung auch schätzen und auf mich hören (lacht). Allerdings muss ich noch emotionaler auf dem Feld werden. Ich bin eher so der ruhigere Typ und hab nur wenig krasse, emotionale Ausschläge. Aber das wird. 

Das Ziel für das Ende der Hauptrunde war Tabellenplatz 4. Jetzt ist die Saison gerade mal zur Hälfte rum und ihr habt euch schon sehr gut positioniert. Wäre es nicht an der Zeit, die Ziele nun etwas höher zu stecken? Da geht doch sicherlich noch mehr.

Mal schauen. An sich ist ja auch die Hauptrunde gar nicht das eigentliche Ziel, sondern die Playoffs. Platz vier oder besser, um eben den Heimvorteil zu haben, aber am Ende ist uns die genaue Position eigentlich egal. Wirklich wichtig wird es dann erst in den Play-Offs, da müssen wir dann unseren besten Basketball spielen.

Was hast du für ein Gefühl: Was ist diese Saison noch drin?

Das ist natürlich auch immer abhängig vom Gegner, aber Halbfinale würde ich schon ganz gern spielen. Aber mal schauen was noch kommt, ob wir die Form halten und keine Verletzungen dazwischenkommen … Wobei wir enorm fit sind durch die Vorbereitung vom Coach. Das war zwar echt anstrengend für uns, aber es funktioniert (lacht). 

Gab es mehr Athletiktraining als sonst?

Super viel laufen, Konditions- und eben auch Krafttraining … aber das ist eben die Art, wie kroatische Trainer das machen (lacht). 

WiR VERLOSEN Heimspiel-Tickets!!

NÄCHSTE HEIMSPIELE: 12.1. gegen München, 28.1. gegen Coburg, 18.2. gegen Frankfurt

Schreibe einen Kommentar