SAHNETORTE & WELTFRIEDEN
Es gibt Begriffe, die stehen schon fast klischeehaft für das Schöne, das Heile, das Naive. Das Stück beleuchtet die gängigen Spielweisen des Clowns und erarbeitet zeitgemäße Darstellungsformen einer meist in klassischen Rhetoriken verhafteten Figur. Wenn Clowns die Grundlagen unseres kulturellen Gerüsts dekonstruieren, dann drängt sich die Frage auf, auf welchem kulturellen Gerüst wir aktuell eigentlich stehen. Und: Wie können wir dieses Gerüst weiterhin humorvoll betreten – angesichts einer Welt voller Krieg, Klimakatastrophen und dystopischer Zukunftsvisionen?
Jenny Patschovsky, Cox Ahlers und Benjamin Richter forschen seit 2016 unter dem Namen Atemzug an den Schnittstellen von Bauhaus-Theorie und Zirkus-Praxis. Benjamin Richter ist transdisziplinärer Performer, Clown und Choreograf im Zeitgenössischen Zirkus und Tanz, Cox Ahlers ist ausgebildete Tanzakrobatin und Impulskünstlerin und Jenny Patschovsky (MA) arbeitet als Zirkusproduzentin und Dramaturgin. Als Gruppe verhandeln sie aktuell anhand der Clowns die Spannung zwischen Natur und Kultur, zwischen ungezügeltem Ausleben von Wünschen und Trieben und deren Bezwingen durch Regeln und Gesetze. Das symbolische Brechen mit den gesellschaftlichen Normen lädt das Publikum dazu ein, die eigenen Möglichkeiten der Grenzüberschreitung zu erkunden. In diesem Prozess werden klassische Gags als choreografisches Material genutzt und deren Darstellungspotential erforscht – mit dem Ziel, das Zirkusvokabular zu erweitern. Humor-Theorien und die Analyse der dramaturgischen Funktion von Clowns-Stücken finden ebenso Eingang wie Kreationsmethoden des Zeitgenössischen Zirkus, die auf Körper-Raum-Objekt-Beziehungen basieren.
Atemzug entwirft ortsspezifische Performances für die jährlichen Bauhausfeste der Stiftung Bauhaus Dessau. 2016 entstand dafür »Ein Kybernetischer Zirkus«, 2019 »On the Brink«, 2020 folgte das hybride Projekt »Tastbares und Unantastbares«.
Performer: Benjamin Richter, Cox Ahlers | Produktionsleitung: Cox Ahlers | Dramaturgie: Jenny Patschovsky
Dauer: ca. 45 Minuten