Zeugnis-Endspurt: Wie kriegt mein Kind jetzt noch gute Noten?

Die großen Ferien stehen gefühlt schon in den Startlöchern und mit ihnen die große Zeugnisvergabe. Hier gibt es Tipps, wie jetzt das Ruder noch rumgegrissen werden kann …

Kind im Lernstress

Das Schuljahr neigt sich langsam dem Ende und viele Schüler stehen zwischen zwei Noten oder sind versetzungsgefährdet. Oft wissen Eltern in solchen Situationen nicht, wie sie ihre Kinder unterstützen können. Lern-Expertin Tanja Szyska hat deshalb Tipps zusammengestellt, wie Eltern zusammen mit ihrem Kind jetzt noch an gute Noten kommen: 

Setze dein Kind nicht unter Druck

Wenn Kinder mit schlechten Noten nach Hause kommen, bringt es nichts, wenn sie von den Eltern zusätzlich mit Leistungsdruck konfrontiert werden. Denn sobald sich ein Kind psychisch belastet fühlt, werden Lerninhalte unwichtig. Um zu vermeiden, dass ein Kind Versagensängste entwickelt, sollten Eltern also keine übertriebenen Anforderungen stellen. Sonst lernt es, sein Selbstbewusstsein über erbrachte Leistungen zu definieren. Sätze wie „Ich bin stolz auf dich, weil du ein so toller Mensch bist. Nicht wegen deiner guten Noten”, stärken das Selbstbewusstsein eines Kindes und zeigen ihm, dass es unabhängig von Schulnoten mit der Liebe seiner Eltern rechnen kann.

Junge zählt Geldmünzen in Gläser

Zeige deinem Kind, wie es eine Strichliste führt

Um möglichst schnell eine bessere Note zu bekommen, ist vor allem die mündliche Mitarbeit im Unterricht entscheidend. Deshalb ist es hilfreich, eine Strichliste anzufertigen. So hat der Schüler immer im Blick, wie oft er sich gemeldet hat und wie häufig er drankam. Um den Einstieg zu erleichtern, bietet es sich an, mit zwei bis drei Meldungen pro Stunde zu beginnen. Sobald sich das Kind selbstbewusst genug fühlt, kann es die mündliche Beteiligung steigern. Ein super Einstieg für die mündliche Mitarbeit ist das Vorlesen der Hausaufgaben. Diese bereitet der Schüler in Ruhe zu Hause vor und fühlt sich dadurch sicher genug, sie vorzulesen. 

Findet gemeinsam den Lerntyp heraus

Oft hapert es in der Schule, wenn Kinder nicht wissen, auf welche Weise sie am besten lernen. Um herauszufinden, welcher Lerntyp der Schüler ist, sollten die Eltern ihn dabei unterstützen, unterschiedliche Lernstrategien anzuwenden. Während einige Kinder zum Beispiel am besten mithilfe von Visualisierungen wie zum Beispiel Mind Maps lernen, können andere besonders gut gehörte Informationen aufnehmen. Apropos individuelles Lernen: Bedenkt auch, dass es manchen Kindern schwerfällt, beim Lernen still zu sitzen. Sie können sich besser konzentrieren, wenn sie währenddessen im Zimmer auf und ab gehen, etwas zwischen den Fingern balancieren oder Musik hören. Das ist in der Schule zwar nicht möglich, aber durchaus in den eigenen vier Wänden – Eltern sollten sich hier nicht in den Weg stellen und ihrem Kind den Raum geben, auf seine eigene Weise zu lernen. 

Vater spielt mit Sohn

Führt ein Lernjournal

Dass es unterschiedliche Lerntypen gibt, zeigt: Auch das Lernen will gelernt sein! Deshalb sollten Eltern ihre Kinder ermutigen, ganz bewusst über den eigenen Lernprozess nachzudenken. Beispielsweise hilft es, vor einer Lerneinheit Ziele zu setzen und nach der Einheit zu reflektieren, was gut ging und was verbessert werden könnte. Dafür eignet sich ein Lernjournal. Darin können aber nicht nur Ideen zur Verbesserung des Lernprozesses festgehalten werden, sondern auch Infos darüber, zu welchem Zeitpunkt welche Inhalte zu bearbeiten sind. Das erfolgreiche Abhaken von To-Dos fördert nämlich die Lernmotivation, da die Kinder auf diese Weise sehen, was sie bereits erreicht haben. 

Dranbleiben

Gute Noten wünschen sich alle Eltern für ihre Kinder. Dennoch kommt es nicht allein auf das Ergebnis an. Routine ist für einen nachhaltigen Lernprozess unabdingbar. Nur für eine Prüfung zu lernen, ist keine gute Idee, weil der Stoff dann nicht das Langzeitgedächtnis erreicht und irgendwann ganz aus der Erinnerung gelöscht wird. Besser ist es, jeden Tag zu lernen, aber dafür in kleinen Häppchen. Regelmäßiges Lernen in kurzen Einheiten hilft dabei, Informationen tief zu verarbeiten und im Langzeitgedächtnis zu speichern. Das verhindert Überforderung und erhöht die Aufnahmefähigkeit, da kurze, regelmäßige Lerneinheiten effektiver sind als lange, ermüdende Lernsessions. Durch eine feste Lernroutine wird das Lernen zu einem natürlichen Teil des Alltags, was das Dranbleiben erleichtert und langfristig zu besseren Ergebnissen führt.

Familie lernt gemeinsam
Lernen als Familie: Mit Spaß bei der Sache sein ist immer wichtig. Wer Druck ausübt, läuft Gefahr, die Situation zu verschlimmern

Und das Wichtigste zum Schluss: Lernen darf nicht frusten, sondern sollte in einer Atmosphäre stattfinden, in der sich sowohl Eltern als auch Kinder wohl fühlen. Dazu gehört zum Beispiel, beim Bearbeiten der Hausaufgaben oder beim Lernen nicht neben dem Kind sitzen zu bleiben. Das kann nämlich zusätzlichen Druck aufbauen. Besser: In der Nähe bleiben und sich mit etwas anderem beschäftigen. 

Mit diesen Lerntipps steht einem guten Zeugnis nichts mehr im Wege. Und wenn es doch schwächer ausfällt als erhofft, rät Lern-Expertin Tanja Szyska den betroffenen Eltern, schlechte Noten nicht zu ernst zu nehmen:  “Das Bewertungs- bzw. Notensystem ist nur teilweise aussagekräftig. Wie eine Note eingeschätzt werden kann, hängt vom Leistungsniveau des Kindes ab. Für ein Kind, das eher schlechte Noten in einem Fach erzielt, kann eine drei durchaus gut sein. Viel wichtiger als die Note ist also die individuelle Lernentwicklung des Kindes.” Tanja Szyska war früher Lehrerin und ist heute für die Online-Lernplattform sofatutor.com tätig. Dort steht sie Eltern mit Tipps und Tricks zur Seite.

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