Die Alex Becker-Kolumne: Lap Dancing Galore – oder auch im Pascha mit ZZ Top

Einmal im Monat berichtet „All Access Alexx“ exklusiv bei PRINZ von seinen spannenden Erlebnissen mit den größten Rock-Stars der Welt. AAA heißt eigentlich Alex Becker und ist seit 20 Jahren im Musikgeschäft tätig. Hier entführt er euch hinter die Kulissen dieser verrückten Branche und erzählt die ein oder andere Anekdote aus seinem Leben. Seid ihr gespannt? Wir auch! Los geht’s:

„Cause every girl’s crazy ‚bout a sharp-dressed man.“

Wir schreiben das Jahr 2019. Es ist Sommer, Sommer in Köln. Backstage saß ich mit meinen Freunden von ZZ Top im legendären Tanzbrunnen zusammen.

Ich liebe Köln einfach. Nach dem Abitur und Zivildienst in meiner niederrheinischen Heimat Süchteln zog es mich eher zufällig dorthin. Ich machte eine Ausbildung zum Kameramann und entschied mich später noch, die Arbeit eines Journalisten zu erlernen. Ich lebte mehr als 8 Jahre in Köln bevor es mich nach Berlin zog und es war wirklich eine ganz, ganz tolle Zeit. Ich bin zwar kein großer Karnevals-Fan, aber trotzdem kann ich mit Stolz sagen: Viva Colonia.

Das erste Mal traf ich Billy Gibbons und ZZ Top bei einem Konzert in Potsdam.  Ich war gebucht, ein Interview für die deutsche Zeitschrift „Guitar“ mit dem Gitarrengott zu machen. Das Interview lief echt gut, Billy und ich hatten von Anfang an eine super Chemie. Mein Artikel wurde so gut, dass er es sogar auf das Titelbild des Magazins schaffte und von den Lesern des Magazins zur „Story des Jahres“ gewählt wurde.

Aus diesem ersten Treffen wurde eine Freundschaft, die jetzt schon sehr viele Jahre hält. Während ich diese Zeile schreibe, muss ich denken, wie absolut surreal das wieder alles für mich ist. Einer der größten lebenden Gitarrenhelden ist in meinem Handy eingespeichert und wir kommunizieren regelmäßig. Ich, der mehr als normale Typ vom Niederrhein und die Rockstars. Aber zurück zum Tanzbrunnen in Köln. Das Konzert sollte der letzte Gig für mich auf dieser Tour sein. Kontinentaleuropa war gerockt, die Band würde am Tag nach Köln weiter nach England ziehen. Zeit also für Abschied.

Das erste Treffen EVER: Alex mit Billy beim Interview für die Zeitschrift „Guitar“

Am Nachmittag vor dem großen Konzert machte ich mir mit Billy Gibbons und seiner bezaubernden besseren Hälfte Gilligan ein paar schöne Stunden in der Innenstadt. Auf Wunsch seiner Frau brachen wir erstmal zu einer Shopping-Tour auf. Sagen wir besser, einer intensiven Shopping-Tour. Von Taschen über Klamotten, Schuhen, Make-Up und Parfüm, ich glaube ich kenne jetzt jeden gehobenen Laden in Köln.

Nachdem Gilligan mit ihren Einkäufen fertig war, brachten wir sie zurück zum Hotel. Billy und meine Wenigkeit konnten dann endlich unseren Präferenzen nachgehen.  Wir besuchten einige Musikgeschäfte, probierten Gitarren aus und hatten wie so oft eine einfach schöne Zeit. Zwischendurch avancierte ich auch zum Fotografen. Natürlich wurde Billy ziemlich oft auf der Straße erkannt, und so schoss ich an diesem Tag wirklich unzählige Fotos für Fans mit Billy.

Nach ein paar Stunden machten wir uns dann wieder auf den Rückweg zum Konzertort, dem Tanzbrunnen. ZZ Top feierten auf dieser Tour übrigens ihr fünfzigjähriges Bandbestehen. 50 Jahre lange Bärte, Bluesrock und Sonnenbrillen. Und das seit ihrer Gründung auch noch mit allen Originalmitgliedern. Wahnsinn.

Endlich war Showtime. Rund 10.000 Fans hatten sich im Tanzbrunnen versammelt und warteten geduldig auf den Auftritt ihrer Helden. Und das Warten sollte sich lohnen. Auf ihrer Jubiläumstour fackelte das Trio aus Texas ein wahres Hitfeuerwerk ab; bei fünf Jahrzehnten Bandgeschichte auch nicht verwunderlich.

Von „Sharp Dressed Man“, „La Grange“ über „Legs“ und „Tush“ kein Klassiker fehlte auf der Setlist. Nach knapp 80 Minuten verabschiedete sich die Band dann mit einer Coverversion von Elvis Presleys Klassiker „Jailhouse Rock“ vom Kölner Publikum.

Nach dem Konzert saß ich noch einige Zeit mit der Band backstage zusammen. Wir scherzten, tranken das eine oder andere Kaltgetränk, erzählten uns Geschichten und diskutierten über Politik. Nach einer Weile machten sich dann Frank, der Schlagzeuger und Bassist Dusty Hill in ihre Tourbusse auf, um sich von den Strapazen der letzten Tage zu erholen. Mit 70 Jahren ist das ständige Leben im Rock‘n´Roll Zirkus ja auch kein Zuckerschlecken mehr.

Es ist schon lustig. Frank heißt mit Nachnamen Beard (englisch für Bart), hat aber als einziges Bandmitglied keinen langen Bart. Die Firma Gilette bot ZZ Top in den 80er Jahren sogar einmal 1Mio. US-Dollar für einen Marketinggag an. Sie sollten ihre Bärte abrasieren. Die Band lehnte aber dankend ab. Sie seien unter den Bärten einfach zu hässlich.

Ich verabschiedete mich herzlich von Frank und von meinem Freund Dusty. Was keiner zu dem Zeitpunkt wusste: Es würde das letzte Mal sein, dass Dusty und ich uns gegenüberstanden.

Im Juli 2021 verstarb Dusty leider unerwartet. Ich denke oft an die wunderbaren Zeiten zurück. Die Herzlichkeit, die Freundschaft, das Zusammengehörigkeitsgefühl, die Musik. Es war ja kein bisschen normal, dass ein German Guy, ein deutscher Typ, einen Platz im inneren Kreis der ZZ Top-Familie innehatte. Ich bin wirklich unglaublich dankbar für diese tollen Zeiten und Erinnerungen.

Billy und seine Frau wollten den Abend in Köln noch ein bisschen ausklingen lassen, bevor es nach England weiterging und fragten mich, ob wir nicht noch irgendetwas unternehmen könnten. Nun standen wir vor einem Problem. Es war ein Dienstag, mitten in der Woche, und auch schon recht spät. Ich grübelte und grübelte und mir fiel einfach kein Ort ein, an dem wir noch hätten gemütlich zusammensitzen können. Die guten Restaurants und Bars hatten schon längst zu. Nur eine Location gab es, die zu dieser Tageszeit noch Drinks servieren würde. Das sagenumwobene Pascha in Köln Neuehrenfeld.

Das Pascha war das erste Hochhausbordell Europas. In den 10 Stockwerken arbeiteten zu besten Zeiten mehr als 150 Prostituierte. Im Untergeschoss, über einen separaten Eingang zu erreichen, gab es mit dem Nachtclub eine Location für Striptease- und Tabledanceshows.

Als ich den beiden diese Möglichkeit unterbreitete, zeigten sie sich begeistert. Ok, dann sollte es wohl so sein. Ich rief ein Taxi und gemeinsam machten wir uns auf ins Pascha.

Am Pascha angekommen, wurde Billy von den Angestellten natürlich direkt erkannt. Billy und Gilligan sind ganz normale Personen wie du und ich, Extrawürste für Rockstars sind den beiden absolut egal. Nichtsdestotrotz wurden wir in den VIP-Bereich der Tabledancebar eskortiert, wo wir es uns an einem Tisch ganz in der Nähe der Bühne gemütlich machten.

Die Geschäftsführerin des Ladens, Erika, stellte sicher, dass es uns an nichts fehlte. Was wurde alles aufgetischt. Von Wodka, über Whiskey, Wein und Bier – wir ließen an diesem Abschiedsabend aber auch nichts aus.

Im Minutentakt strippten auf der Bühne direkt vor uns Schönheiten aus allen Ländern der Welt. Als eine der jungen Damen dann zu dem ZZ Top-Klassiker „La Grange“ ihre Show abzog ohne zu wissen, dass der Autor dieses Songs nur wenige Meter von ihr entfernt saß, mussten wir alle herzlich grinsen und prosteten uns gegenseitig zu.

Im Pascha gibt es nicht nur Stripshows, man hat auch die Möglichkeit, die Tänzerinnen für eine private Tanzdarbietung, einem Tabledance, direkt an den eigenen Platz zu bestellen. Billy erlaubte sich einen Scherz und rief eine Dame herbei, die dann seine eigene Frau mit ihrem erotischen Tanz minutenlang umgarnte. Gilligan erschien das alles ein bisschen suspekt. Billy und ich hatten aber definitiv unseren Spaß und amüsierten uns mehr als köstlich.

Nach ein paar weitern Drinks fragte Billy mich dann, welche der Damen bis dato meine Favoritin gewesen wäre. Unauffällig zeigte ich auf eine junge Dame mit langen blonden Haaren, von deren Show ich zuvor recht angetan gewesen war. Mit einem freundlichen Handzeichen winkte Billy die Dame heran.  Ich wusste schon, was mir jetzt blüht.

Ein Lapdance im Pascha liegt bei 20 Euro. Billy holte 200 Euro aus seiner Geldbörse und übergab sie der Dame. Billy und Gilligan lachten sich schlapp, als sie meinen Blick sahen. 200 Euro das sind 10 Lapdances am Stück.

Die blonde Schönheit machte sich dann auch direkt ans Werk. Sie entblätterte sich kunstvoll, rieb sich gekonnt an mir. Ich sollte ihren BH öffnen und ihre entblößten Brüste mit Sahne einsprühen. Billy und Gilligan konnten vor lauter Lachen nicht mehr. Die Dame drückte dann meinen Kopf zwischen ihre Brüste und forderte mich auf, die Sahne abzulecken. Die beiden feuerten mich an. Come on Alex, do it! Don´t be shy!  Ganz, ganz großes Kino.

Nach ein paar weiteren Drinks fiel uns auf, dass es schon 5 Uhr morgens war. Eine Stunde später schon sollten Billy und Gilligan planmäßig Richtung England aufbrechen. Wir verabschiedeten uns von den Mädels und ihrer Chefin Erika und machten uns auf den Weg zurück zum Tanzbrunnen, wo die Tourbusse auf ihre Abfahrt warteten. Nicht mehr ganz so nüchtern verabschiedeten wir uns dann sehr herzlich. ZZ Top machten sich auf, England in Grund und Boden zu rocken, während ich nach einer unglaublich lustigen Nacht erstmal in mein Hotelbett fiel und meinen leichten Rausch ausschlief.

Lust auf weitere Geschichten? Nächsten Monat erzählt AAA von seinem Abend mit den Eagles of Death Methal und dunklen Wolken über Frankfurt – nur bei prinz.de

Und wenn ihr mehr über Alex Becker erfahren möchtet, schaut doch einfach auf seinem Instagram-Kanal vorbei:
Instagram.com/Alexxbecker

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