
© Jenny Wirschky
Das Jill im Schanzenhof hat wahrlich keinen leichten Start: Die enormen Pizzen in echt neapolitanischer Manier duften fantastisch, doch der politische Background muffelt. Inhaberin Jill Bittner kannte die schwierige Ausgangssituation im Schanzenviertel um nicht verlängerte Mietverträge, Investoren und Immobilienspekulation. Überrascht vom Gegenwind war sie dennoch.

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Mit 350 geladenen Gästen feierte
Jill Bittner am Donnerstag die lang ersehnte Eröffnung ihres ersten eigenen Lokals. Den Plan, eine Pizzeria zu eröffnen, hatte die 32-Jährige zwar schon lange, als gelernte Cutterin hat die Inhaberin jedoch zunächst 15 Jahre in der Gastronomie verbracht, bevor sie selbst eine Umsetzung wagte. Seit März dieses Jahres nun trägt der Mietvertrag für die Ladenfläche
im ehemaligen Schanzenstern ihr Signet. Vermieter ist ihr Ex-Chef Maximilian Schommartz, der Inhaber des Pyjama-Park-Hotels auf der Reeperbahn und neuerdings auch auf der
Bartelsstraße, direkt nebenan. Zu ihm hat sie ein gutes Verhältnis, schließlich hat er ihr das Restaurant mit der Vermietung erst ermöglicht. Den Zuschlag bekam sie nach eigenen Angaben jedoch erst, nachdem die Vormieter des Schanzensterns eine Kooperation mit dem Pyjama-Hotel abgelehnt hatten.
Der große Clinch um den Schanzenhof
Wer die Schanzen-News der letzten Monate verfolgt hat, der weiß, dass Schommartz und der Schanzenhof bereits für ausreichend Streitstoff gesorgt hat. Seit 2006 wird in der Schanze bereits um Stukturen und Lebensqualität im Viertel gekämpft. Eine einschneidende Zäsur auf Hamburgs linkem Pflaster war der Verkauf der Schanzenhöfe an Investoren im Jahr 2013. Daraufhin stiegen die Mietpreise, diverse soziale Institutionen konnten sich die Mietpreiserhöhung um fast 50 % nicht leisten. Zu den Betroffenen zählen neben dem alternativen Hotel „Schanzenstern“ (geschlossen) und der Drogenhilfe „Palette“ (umgezogen) auch das Kino „3001“, dem im Jahr 2021 die Schließung droht. Der Widerstand der Anwohner und Sympathisanten ist groß.

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Jill Bittner, die von den Problemen weiß, hat keinen einfachen Start mit ihrer Pizzeria im Schanzenhof:„Die erste Zeit war krass. Von Kleber im Schloss, Böller in der Katzenklappe, Schmierereien am Fenster bis hin zu Beleidigungen vor meinem Kind habe ich alles mitgemacht“, erzählt die Mutter einer fünfjährigen Tochter. Erst seit etwa vier Wochen seien die Anfeindungen von den Verfechtern alternativer Viertelstrukturen zurückgegangen. Das
Grand Opening des Jills konnte so ein voller Erfolg werden. 2,5 Kilogramm Pizzateig gingen an diesem Tag durch den Steinofen – eine beachtliche Menge. Lediglich die beinahe minütlichen Anwohnerbeschwerden über vermeintliche Ruhestörung trübten die Euphorie ein wenig.
Neapolitanische Pizza aus dem Spezialofen

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Dem Flair der wirklich sympathischen
Pizzeria tut der schwere Start keinen Abbruch: Im
Spezialofen aus Neapel wird vom ausgebildeten Pizzaiolo gebacken, der in 60 Sekunden die reich belegten Fladen tanzen lässt: „Die Teig der
neapolitanischen Pizza ruht bis zu 48 Stunden und wird dadurch
besonders fluffig. Im Ofen muss er aber die ganze Zeit bewegt werden“, erklärt die Inhaberin. Echtes
Slow-Food in echter Individualgastronomie eben. Und das erklärt auch Jills Faible für die Pizza aus Neapel: „Sie ist geschmacklich etwas ganz Besonderes und in der deutschen Gastronomie super selten“. Hochgebacken werden die Pizzen im
500 Grad heißen Steinofen in nur einer Minute, mit regionalen Zutaten vom Markt und frischem Büffelmozzarella. Wo der herkommt? Natürlich aus Italien. Neben
Pizza (ab 7€) gibt es bei
Jill auch
Salat (ab 7€),
Antipasti (z.B. Käseplatte für 11,50€) und auch verschiedene
Frühstücksvariationen. An rustikal-modernen Holztischen genießt man zu Pizza und Co. ausgewählten Wein oder Gin und gute Gespräche.
Die sucht die Junggastronomin übrigens jeden Tag aufs Neue, ganz besonders mit den Anwohnern: „Ich will den Leuten zeigen, dass ich nicht das Hotel bin. Ich bin einfach die Nachmieterin des Schanzensterns und will hier meinen Traum verwirklichen“, sagt Jill Bittner. Hier das Neue, dort das Alte, dazwischen die Ideale. Wo der Streit dieser Ideale hinführt, kann man in den nächsten Jahren sicherlich auch an der Entwicklung der Schanze verfolgen – und bis dahin kann man gut und gerne die ein oder andere Pizza im gemütlichen Jill genießen.

© Jenny Wirschky
Von wegen,echte neapolitanische Pizza, Zutaten schon, Ofen auch,aber sie ist viel zu dick.Wir haben gesehen,das die Gäste den dicken Rand nicht essen, und sie war nicht knusprig genug.Mein Freund kommt aus Neapel und ich bin auch schon paar Mal da und richtige neapolitanische Pizza gegessen.
Liebe Jenny,
von wann ist denn Dein Artikel, ich kann kein Datum finden?
Besonders im Internet ist es für Leser von Interesse, wann eine Publikation erschienen ist. War es z.B. gerade gestern oder ist der Beitrag vielleicht schon 8 Jahre alt?
Viele Grüsse