DDR

Kuriose russlandtypische Zutaten-Kombinationen werden unter konzepttreuen Namen angekündigt: Der Fleischeintopf „V-Mann“ mit Pflaumen (7,50 Euro) oder das Kalbsschnitzel „Made in DDR“ mit Sardinen, Kapern, Ei und Lachs (10,90 Euro) wecken Neugierde. Beim PRINZ-Test halten allerdings weder Essen noch Service den Anforderungen des freien Marktes stand: Obwohl wir die einzigen Gäste sind, lässt die Vorspeise über dreißig Minuten auf sich warten. Beim „Broiler Salat“ (7,80 Euro) suchen wir dann unter haufenweise grünen Blättern das angekündigte frische Gemüse vergebens. Dafür wird im vegetarischen Nudelgericht „Lenin“ (6,50 Euro) an Fleisch nicht gespart, und die sehnig-zähen Schweinemedaillons mit kalten Salzkartoffeln fällen die Mauer des guten Geschmacks endgültig. Über diese kulinarischen Defizite können auch die witzigen DDR-Devotionalien nicht hinwegtrösten. Gerne kommen wir auf ein Berliner Bier in schummriger Ost-Kelleratmosphäre – aber ans Essen trauen wir uns erst wieder, wenn die Küche von der selben Detailverliebtheit zeugt wie die Einrichtung.

Kim Jenny Möhnke

DDR
Kyffhäuserstr. 11
50674 Köln
Map data © OpenStreetMap contributors, CC-BY-SA
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