Faber im Interview

Am 28. September 2018 kommt Faber mit seiner unverkennbaren Stimme in den Felsenkeller. Wir machten uns vorab einen persönlichen Eindruck von der authentischen Art des Musikers.

Gänsehautfeeling – Wer den Klang von Posaunen, Gitarren, Geigen und Klavier mitsamt der unverkennbaren Faber-Stimme, die mit einem gewaltigen Furor und mit maximaler Hingabe durch den Raum hallt, einmal live erleben durfte, kennt dieses Gefühl. Fabers Lieder erzählen Geschichten und seine poetischen, doppelbödigen Texte, die zum Teil sorgenschwer in unser Herz eindringen, laden ein in eindrucksvolle Gefühlswelten. Aber glücklich ist nicht der, der keine Trauer kennt, sondern der, der mit ihr umzugehen weiß. Fabers Motto: Melancholie tanzbar machen. 

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Faber, deine Stimme wie auch deine Texte sind unglaublich facettenreich. Legt sich da am Ende des Tages ein optimistischer, humorvoller oder pessimistischer Künstler in sein Bett?

Ich denke, ich bin wie meine Texte: alles in allem. Zumal ich der Meinung bin, dass Melancholie Lebensglück und Freude am Tanzen nicht ausschließt. Viele Menschen trennen ihre Emotionen. Wenn sie traurig sind, hören sie Adele und zum Feiern Techno. Ich denke aber, dass Musik beides leisten kann. Warum nicht mal zu einem melancholischen Text Party machen? Leid und Freude liegen einfach zu nah beieinander, als dass wir sie strikt voneinander trennen sollten. Nichts im Leben ist eindeutig. Daher sollte Musik kombinierbar sein und sich nicht nach Gefühlslagen richten.

Würdest du dich trotzdem auch als einen emotionalen Menschen bezeichnen?

Ja, auf jeden Fall. Ich schäme mich auch nicht dafür. Gleichzeitig denke ich aber auch, dass zu viel Emotionalität nicht gut für den Menschen ist. Eine Gesellschaft handelt meist vernunftorientierter, wenn sie rational denkt, wenn sie abwägt und aus diesem Prozess heraus Lösungen findet. Wer emotional agiert, handelt meist instinktiv. Im Anschluss muss man diese Fehler dann wieder ausbessern. Dieses Problem kenne ich gut. (lacht) 

Resultiert die Kritik, die du in deinen Texten an der Menschheit übst, auch manchmal aus Ängsten und Gefühlen, die in dir selbst herumgeistern?

Ich habe natürlich, wie jeder Mensch, viele Seiten. Und auch, wenn ich in meinen Liedern oft Kritik an Dingen übe, heißt das nicht, dass ich mich selbst davon befreien kann. Ich mache die gleichen Fehler, weil ich am Ende auch nur ein Teil dieser Gesellschaft bin. Unter Umständen kann es daher sein, dass es tatsächlich auch Kritiken an mir selbst sind oder Mäkeleien an meiner Persönlichkeit, an Seiten, die ich nicht an mir mag.

Häufig liefern deine Texte keine eindeutigen Erkenntnisse. Stattdessen kommen sie ironisch, verschleiert und geheimnisvoll daher. Die Doppelbödigkeit deiner Lieder ist womöglich ein Grund dafür, weshalb du nach außen so gebildet, reif und weise wirkst, obwohl du erst 23 bist. Wie wichtig ist es dir, dass jeder jeden Song bis ins letzte Detail nachvollziehen kann?

(lacht) Erst einmal vielen Dank für das Kompliment. Gebildet hat mir besonders gut gefallen. Ich hoffe, meine ehemaligen Lehrer lesen das. Natürlich wünscht man sich auf der einen Seite, dass die eigenen Texte richtig verstanden werden. Andererseits sollte man in diesem Fall wohl darauf verzichten, mehrschichtige Texte zu schreiben. Ich glaube einfach, dass in dem Augenblick, in dem du einen Song veröffentlichst, er nicht mehr dir allein gehört. Heißt: Jeder darf daraus machen, was er für sich in und zwischen den Zeilen heraushört. Womöglich macht diese flexible Verwendbarkeit auch einen guten Text aus. Dass alles möglich ist und dass jeder darin etwas Eigenes sieht. Das kann dann auch etwas Schönes sein. Und bei manchen Texten gibt es vielleicht auch einfach gar nichts zu verstehen.

Es lässt sich aber auch eine andere Seite an dir beobachten. Keine Seltenheit, dass sich an poetische Metaphern Ausdrücke wie „ficken“, „blasen“ und „Nutte“ reihen. Wo ist der weise, vernünftige Faber in solchen Momenten? Passt das zusammen?

 Ja, die gehen Hand in Hand. Es ist wie im wahren Leben auch. Ich bin eben nicht immer derselbe. An einem Abend gehst du feiern, am nächsten bist du traurig. Genauso schreibt man auch in unterschiedlichen Phasen und Stimmungen an Texten. Und manchmal ist mir nach Schimpfworten, auch wenn ich das Fluchen an sich nicht unterstütze. Was das angeht, bin ich wohl noch sehr jugendlich. Tatsächlich versuche ich mir das ein bisschen abzugewöhnen (lacht). Ich sage zum Beispiel einfach viel zu oft ohne darüber nachzudenken „Scheiße“.

Trotzdem nimmst du kein Blatt vor den Mund! Vor allem nicht wenn du einen Blick auf die Menschen und alles, was zwischen ihnen passiert, wirfst. Inmitten dieser Ironie verbergen sich Weisheiten; Ratschläge wie „Bleib dir nicht treu!“, „Sei ja nie du Selbst“, „Halt dich an keinen Regeln fest“. Wie ernst meinst du das?

 Das meine ich schon ernst. Ich glaube, wer sich zu treu bleibt, der lässt am Ende keine Entwicklung zu, was schade ist. Und das mit dem „Immer-Du-Selbst-Sein“ finde ich auch nicht ganz richtig, weil man in dem Augenblick davon ausgeht, dass jeder nur eine Persönlichkeit hat. Dabei ist es doch komplett normal, dass ich mich gegenüber meiner Mutter anders verhalte, als wenn ich mit Fremden oder Freunden unterwegs bin. Aber du hast schon Recht, manche Sachen meine ich auch einfach nur ironisch, weniger ernst und widerspreche mir auch. Vielleicht würde ich dir morgen im selben Gespräch ganz andere Sachen erzählen als heute? (lacht)

Dennoch scheinst du früh gewusst zu haben, was du sein willst und wo du hin willst – zielstrebig und konsequent. In Anbetracht deines Lebenslaufs könnte man schon ins Schwärmen geraten. Wie hältst du Zweifel und Zweifler fern?

Grundsätzlich glaube ich nicht, dass ich weniger zweifle als andere. Es steht nur nicht in meinem Lebenslauf. Vielmehr ist es die Überzeugung, der unbedingte Wille, der mich an den Punkt geführt hat, an dem ich den Weg einschlagen konnte, den ich wollte. Es ist kein Zauber. Ich bin der Meinung, dass uns der Wille weiterführen kann, als wir denken. Zweifelphasen kommen immer. Dadurch, dass unsere Konzerte allerdings immer größer werden und die Nachfrage nicht abnimmt, gerate ich auch nicht großartig ins Grübeln. Bei mir persönlich kam zum Erfolg auch das Glück dazu. Ich denke, wir profitieren auch davon, dass deutsche Texte gerade angesagt sind. Wenn diese Mode vorbei ist, wird Faber vielleicht untergehen. Wir können also viel erreichen, wenn wir wollen, der Rest ist Glück.

Was machst du, wenn Deutsch singen nicht mehr angesagt ist?

 Vielleicht singe ich dann Lieder auf Französisch oder Italienisch. Ich habe vor einiger Zeit einen Song mit der Band Frutti di Mare aufgenommen. Ähnliches könnte ich mir für die Zukunft vorstellen. Englisch fällt definitiv raus. Ich misstraue Menschen, die Englisch sprechen, die sind immer so gut drauf. Zudem hege ich das eine oder andere Vorurteil gegenüber Amerikanern. Am Ende spreche ich womöglich einfach nur kein Englisch, weil ich zu dumm bin. In Europa ist es auf jeden Fall kein Problem, sich mit Italienisch durchzuboxen. 

Denkt ihr neben solchen Projekten auch über ein neues Album nach?

 Tatsächlich habe ich schon einige neue Texte geschrieben. Es scheitert mehr daran, dass ich mich noch nicht ganz darauf festlegen kann, wie das neue Album klingen soll – welche Nuancen und Musikstile zum Beispiel mit einfließen sollen. Das heißt nicht, dass ich etwas ganz anderes machen möchte, aber ich lasse mir Dinge eben gerne frei und offen. Wir haben zum Beispiel über elektronische Elemente nachgedacht. Ein Techno-Album wird die neue Platte aber nicht. Grundsätzlich bin ich nicht abgeneigt, neues auszuprobieren. Außer Punkrock, den finde ich mega langweilig. Alles in allem bin ich zuversichtlich, dass nächstes Jahr ein neues Faberalbum erscheinen wird. Außerdem habe ich ab Oktober frei und weiß dann  eh nicht was ich machen soll. (lacht)

Auf Instagram entdeckt man kaum ein Bild von dir, auf dem du keine Zigarette oder zumindest einen Drink in den Händen hältst. Reiner Zufall?

 (lacht) Das ist natürlich reines Image. Ich mag das eigentlich gar nicht, aber es gibt Künstler, die haben eben von Natur aus eine rauchige Stimme und dann gibt es Musiker wie ich, die müssen Tag und Nacht daran arbeiten, lange aufbleiben und immer super viel rauchen. Damit es auch authentisch ist, lasse ich immer gleich noch ein Foto von mir machen, sobald ich mir eine Zigarette anzünde. (lacht)

Am 28. September 2018 verschlägt es dich und deine Band in den Felsenkeller. Warst du mal länger als für einen Gig in Leipzig?

Tatsächlich war ich auch schon für zwei Tage privat in Leipzig und habe mich ein wenig in Plagwitz und Connewitz umgeschaut. In Zukunft werde ich wohl öfter vorbeischauen, weil ein guter Freund von mir demnächst nach Leipzig zieht. Grundsätzlich gehen wir schon gerne nach einem Auftritt aus, deshalb lernen wir die Städte vor allem bei Nacht kennen. Im Anschluss an das Konzert im Täubchenthal sind wir damals in Ilses Erika nach Connewitz weitergezogen. Sehr entspannt dort. Da hab ich dann auch wieder an meiner Stimme gearbeitet. (lacht)

Klingt als wärt ihr gerne unterwegs. Bist du ein guter Tänzer?

Nein. Absolut nicht, ich konzentriere mich lieber auf das Musizieren. Der Vorteil, wenn man selber spielt und singt, ist, dass man weniger tanzen muss. Feiern gehe ich aber trotzdem gerne. Da höre ich dann Kanye West, Leonard Cohen oder Balkan Beats. Mein Lieblings-DJ ist übrigens DJ Real Madrid, der schmeißt einfach die besten Partys.

Mit dem letzten Sond eures aktuellen Album „Wer nicht schwimmen kann der taucht“ habt ihr ein Lied kompnoniert, das keinen Tag seit Veröffentlichung an Bedeutung verloren hat, auf die Situation im Mittelmeer anspielt und beweist: Faber ist nicht nur poetisch, sondern auch politisch. Beteiligt ihr euch auch aktiv an humanitären Aktionen in der Schweiz?

Wir beteiligen uns jetzt nicht direkt an der Rettung in Griechenland oder Sizilien, aber wir engagieren uns vor allem in Zürich und treffen uns dort mit Geflüchteten. Wir laden sie ein, zeigen ihnen die Stadt und verbringen einen Abend mit ihnen. Das ist zwar der faulste Weg, aber wie ich finde auch der beste, um mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Anfangs wirkt es immer etwas konstruiert, meist sind die ersten Minuten etwas sperrig, aber dann ist es das Natürlichste und Logischste der Welt – einfach ’ne schöne Sache.

Faber LIve: Am28. September 2018 nnt ihr euch im LeipzigerFelsenkeller oder am 9. Oktober 2018 in der Berliner Columbiahalle  Uhr einen persönlichen Eindruck von der authentischen Art des Musikers und der unverkennbaren Faber-Stimme machen.

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