urbanite im Interview mit einem HIV- Infizierten

HIV und AIDS: Für viele von uns sicherlich nur ein Thema aus Hollywood-Filmen oder Daily-Soaps, ein Thema aus Städten wie Berlin oder Hamburg und ein Thema, das nur Schwule betrifft. Doch weit gefehlt: HIV und AIDS sind auch in Magdeburg reale Probleme, und dies zunehmend auch für Heterosexuelle. Laut AIDS-Hilfe Magdeburg stieg der Anteil heterosexueller Personen, die sich mit HIV infizierten, in den letzten Jahren auffallend.
Robert*, 26 und HIV-positiv, erklärte sich für ein Interview bereit.

%__site.name%:

Robert, seit wann weißt du von deiner Infektion und wie kam es dazu?

Robert:

Im März 2004 erhielt ich nach einer Plasmaspende Post, dass mit meinem Blut etwas nicht in Ordnung sei. Ich hatte schon so eine Ahnung, dass es sich dabei um HIV handeln würde. Und der anschließende Test beim Gesundheitsamt brachte mir dann die Gewissheit. Tja, und das Virus selbst kriegte ich von einem One-Night-Stand.

%__site.name%:

Wer oder was waren deine ersten Anlaufstellen in Magdeburg?

Zu allererst ging ich zur AIDS-Beratung im Gesundheitsamt. Dort holte ich mir die nötigen medizinischen Infos, bekam aber auch eine psychologische und soziale Beratung.
Ich lernte, mich mit meiner Infektion zu arrangieren. Inzwischen gehe ich auch offen damit um. Ich bin nicht stolz darauf, HIV-positiv zu sein, verheimliche es aber auch nicht. Meine Familie, mein Arbeitgeber und natürlich meine Freunde wissen Bescheid. Beim Arbeitgeber geschah es zugegeben eher infolge von Getratsche, aber seitdem ich offen damit umgehe, hat sich auch das Miteinander mit den Kollegen deutlich verbessert.
Medizinisch lasse ich mich inzwischen aber in Berlin behandeln.

%__site.name%:

Wieso in Berlin? Gibt es in Magdeburg keine Möglichkeiten?

Doch, doch, die gibt es in der Uniklinik. Doch hatte ich dort schlechte Erfahrungen mit einem Arzt gemacht, der mir sehr vorwurfsvoll gegenübertrat. Inzwischen soll sich das aber deutlich gebessert haben – und leider sollen sich heute viele Positive dort regelrecht die Klinke in die Hand geben.


urbanite Redakteur Mathias im Gespräch mit Robert
Foto: Lars Frohmüller

%__site.name%:

Welche Rolle spielen HIV und AIDS in der Magdeburger Schwulen-Szene?

Es wird viel verdrängt und beschönigt. Wieso ist unsafer Sex denn sonst immer noch so einfach und problemlos möglich? Wenn es um Sex geht, scheint bei vielen Männern einfach der Verstand auszusetzen.
Auf der anderen Seite bilde ich mir schon ein, dass ich es durch mein „positiv sein“ etwas schwieriger habe, neue Männer kennenzulernen. Irgendwie scheint „die Szene“ in dieser Frage doch zwiegespalten zu sein.

%__site.name%:

Aber du hast deine Lehren aus deiner Infektion gezogen?

Ja, na klar. Safer Sex ist für mich nun selbstverständlich. Und dies sollte es für jeden und jede sein. Es gibt übrigens auch genug Heten, die positiv sind. AIDS ist kein Schwulenproblem!

*Name von der Redaktion geändert.

Schreibe einen Kommentar