Kharnifex geben dem Metal ein neues Gesicht

Die Magdeburger Metal-Szene mag zwar erfolgreich sein, medial führte sie bislang aber eher ein Schattendasein. Wir wagen deshalb mit Alex, Ulli, Marian, Cowboy und Martyr von Kharnifex einen Neuanfang:

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Hallo Miteinander, wie sind Kharnifex entstanden und wer hatte die Idee, sich nach einem Henker zu benennen?

Die Idee, ein derartiges Bandprojekt ins Leben zu rufen, schwebte Alex und Ulli schon lange vor und nachdem vorhergehende Projekte sich nicht in der Form und zu der Genugtuung entwickelten wie erhofft, haben sie ein neues, eigenes Projekt, also Kharnifex, gegründet.
Marian, Cowboy und Martyr kamen dann in der Reihenfolge dazu und komplettierten die Band nach überraschend kurzer Suche. Die Konstellation war wirklich ein purer Glücksfall, sowohl menschlich, als auch aus musikalischer Perspektive. Die Idee zu dem Namen hatte der Cowboy, wir haben ewig nach einem Namen gesucht und wollten gern einen Lateinischen, da dies nicht nur eine sehr epische, sondern auch geschichtsträchtige Sprache ist. Naja, auf jeden Fall haben wir Wochen oder Monate gesucht und nichts gefunden, was uns aus ästhetischen Erwägungen mehr als zufrieden stellte.
Wie es der Zufall will, hängt bei uns im Bandraum ein Poster mit einer Scharfrichter-Adaption und der Cowboy war der einzige, der die Augen richtig aufgemacht hat. Henker oder Scharfrichter heißt auf Latein Carnifex. Mit „Kh“ am Anfang wirkt der Name wesentlich griffiger respektive aggressiver, und so haben wir uns dafür entschieden.

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Was habt ihr alle vor Kharnifex im Leben angestellt?

Wir waren in musikalischer Hinsicht alle recht produktiv, aber mit unterschiedlichem Erfolg. Marian hat sich vorher bei Blooms of Vanity die Finger wund gespielt. Auch Martyr ist durch seine etlichen Projekte, wo hier nur Faces of Fear und Zix Hands erwähnt sein sollen, kein neues Gesicht in der Musikbranche. Ulli und Alex haben in verschiedenen Death/Black Metal Bands und der Cowboy in etlichen Hard Rock Projekten ihr Handwerk gelernt/erweitert, sind dort aber nicht zufrieden und folglich auch nicht erfolgreich gewesen.

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Kharnifex scheinen über die unzähligen unterschiedlichen Metal-Stile erhaben. Warum wollt ihr euch nicht festlegen?

Nun das ergibt sich aus der Tatsache, dass wir alle völlig verschieden sind, sowohl in der oben dargelegten musikalischen Ebene, als auch subkulturell. Wir hatten anfangs auch alle unsere Zweifel und Konflikte, aber dadurch, dass wir alle eine bedingungslose Liebe der Musik gegenüber und speziell für Metal entwickelt haben, hält dieses sehr ungewöhnliche Konstrukt. Es soll in gewisser Weise auch ein Vorbild darstellen. Soweit mir bekannt ist, gibt es nirgends solch mannigfaltige Unterscheidungen der einzelnen musikalischen Strömungen wie in diesem Genre und daraus ergeben sich nicht selten Konflikte. Wir haben die Möglichkeit, zu zeigen, dass die Kombination funktioniert. Es repräsentiert nicht nur jeden in unserer Band, sondern eröffnet uns auch eine unglaubliche Kombinationsmöglichkeit musikalischer Aspekte. Wir machen einfach nur unsere Musik und heraus kommt dann das: pure fucking eastern metal eben.

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Wie darf man sich die typische Entstehung eines Kharnifex-Songs vorstellen?

Die Proben beginnen bei uns alle gleich: der Cowboy macht mehr faxen als das er spielt,Martyr stimmt, wenn er sich nicht mit Marian streitet, gleich in das allgemeine Unfug treiben mit ein, Ulli sitzt erhaben über den Haufen da und grinst so breit das ihre obere Kopfhälfte beinahe abfällt und Alex gestikuliert wild und versucht den Haufen zum Proben zu motivieren… Aber mal im ernst:
Prinzipiell bringt jeder bei uns sein Zeug an und wir versuchen etwas daraus zu machen. So ergeben sich oft geniale Situationen, bei denen man denkt: das wird doch nie was.
Wenn der Cowboy sein Zeug anbringt, klingt es natürlich immer sehr nach dem Cowboy und das heißt in seinem Fall ordentlich Druck, viel groove und pitch harmonics, wo nur geht.
Wenn Marian dann aus seinem unglaublich technischem Reportoir schöpft, ist das meist sehr schnell , sehr direkt und sehr brutal. Alex ist einer der brillantesten Gitarristen, die ich je getroffen hab, und dementsprechend ist sein Material meist sehr komplex und verspielt. Wie zur Hölle passt das alles zusammen, wirst du dich fragen und ohne Marian und Alex wär dies alles auch nie möglich. Die beiden verfügen wirklich über ein unglaublich fundamentiertes Musikverständnis und sind somit diejenigen, die das Material zusammenfügen und erweitern. Man kann sagen, dass sie beim Schreiben die tongebenden Mitglieder sind. Martyr bringt selbst nicht viel Riffs an, ist aber immer an vorderster Front wenn es was zu kritisieren oder zu loben gibt und dies ist auch verdammt wichtig.
Wie Ulli es immer wieder schafft, ein Gerüst und Fundament für all dies zu erstellen, welches nicht nur stützt, sondern auch in seiner eigenen Form den Charakter prägt, ist beeindruckend.


Fotos: Stefan Deutsch

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Wie sah euer allererster Auftritt aus?

Unser erster Gig war auf dem Metal Embrace Festival. Also zumindest unser erster Offizieller. Wir haben davor noch einen Promo-Gig in unserem Bandraum für einen engeren Kreis gegeben.
In beiden Fällen lief es ziemlich gut. Beim Metal Embrace haben wir gut Gas gegeben und die Resonanz war einfach super. Wir haben Unmengen an Promo-Cd’s verkauft und unser Konzept hat polarisiert. Natürlich gab es auch einige, die sich im besonderen über die optische Divergenz auf der Bühne mit Missmut geäußert haben, aber solange die Leute über uns reden, sind wir zufrieden.

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Ihr tretet im Mai bei den SWM MusiCids an, einem Wettbewerb, bei dem es Bands härterer Töne bislang eher schwer hatten. Was erhofft ihr euch?

Diese Stadt ist, wie Black Architect in einem eurer Interviews schon erwähnt hat, musikalisch nicht durch große Vielfältigkeit gesegnet. Wir haben das Gefühl, dass eine gewisse Intoleranz herrscht und wollen dieser entgegen wirken. Metal wird oft als laut und brutal banalisiert, dabei ist es überhaupt nicht so. Metal ist ein höchst komplexes und intellektuelles Genre, und es macht soviel Freude die verschiedenen Aspekte zu entdecken und zu genießen. Eine englische Studie hat bewiesen, dass Metal die meist gehörte Musik von hochbegabten noch vor der Klassischen ist. Des Weiteren ist es auch die meistverkaufte Musik der ganzen Welt und Deutschland ist ein Paradeland dieses Genres. Nur findet dies in der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts keine würdigende Resonanz, und so versuchen wir jene zu erspielen, vor einem Publikum und bei einer Veranstaltung, die dieses Genre scheinbar einfach nicht ausreichend kennt.

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Metal ist auch für die urbanite leider eher Neuland. Was könnt ihr stellvertretend für die Magdeburger Metalszene über diese aussagen?

Klein aber fein ist, denke ich, die beste Beschreibung. Verglichen mit der Einwohnerzahl ist die Szene recht klein, aber qualitativ kann man sich keine Bessere wünschen. Wenn du auf irgendein Festival fährst und sagst, dass du Magdeburger bist, schauen dich erstmal die meisten ehrfürchtig an und spendieren dir meist noch ein Bier. Der Zusammenhalt ist wirklich großartig und man unterstützt sich, wo man nur kann. Die wenigen Magdeburger Metal Bands sind auch großartig und weit über die Stadtgrenzen bekannt. Bands wie Abrogation, Tarabas, Torturized und Wraith Within sind nicht nur gute Freunde von uns, sondern auch geniale Musiker, die aber nur leider paradoxerweise außerhalb Magdeburgs vor weit mehr Leuten spielen können.

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Im Mai tretet ihr neben Kreator, Satyricon u.a. beim Legacy Fest auf. Wie kam es dazu?

Es gab ein Internet-Voting, bei dem wir uns angemeldet haben nachdem wir davon erfahren haben. Es war zwar ein wenig spät, aber wir haben gedacht, dass es nicht schaden kann.
Unsere Fans und Freunde haben dann fleißig gevotet und Werbung gemacht und so sind wir beim europaweiten Bandvoting 3. geworden und dürfen nun vom 20-23 Mai in Dessau auf dem größten Festival im Osten vor 10-20.000 Menschen spielen.

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Werdet ihr euch auf dieses Ereignis speziell vorbereiten?

Unsere Proben gehen schon in die Richtung, dass wir uns im Moment nur noch auf die Perfektionierung unserer Songs und unseres Programmes konzentrieren. Wir arbeiten pedantisch an unserer Show und verarbeiten Kritik und Lob der vergangenen Auftritte.
Der SWM MusiCids GIG wird der erste Auftritt vor dem das Legacy Festival und wir versuchen dort auch Resonanz aufzufangen, um gegebenenfalls weitere Verbesserungen vorzunehmen.
Das dortige Publikum macht es natürlich schwerer, aber an Herausforderungen kann man wachsen.

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Abschließend: Was schwebt euch für die zweite Jahreshälfte vor? Wird es ein Album oder ähnliches geben?

Definitiv! Wir wollten eigentlich schon anfangen mit den Aufnahmen, jedoch kam das Festival „dazwischen“. Wir haben im Juni noch einen Gig bei dem es darum geht, sich für das Waldbrand Festival zu qualifizieren. Wenn dies zu ende ist, werden wir noch 1-2 Songs schreiben, dann haben wir ein Reportoir von 10-11 Songs, mit dem wir ins Studio fahren werden, um das erste Kharnifex-Album aufzunehmen!

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