Dario über Vorteile und Barrieren deutscher und englischer Sprache, den Spaß live zu spielen und wie wichtig Selbstverwirklichung ist.

Zweifelsohne gehören sie zu den talentiertesten und am meisten gefragten Nachwuchsbands der Region. Live spielen ist ihre größte Leidenschaft. Dies belegt nicht nur der aktuelle Tourplan – auch beim diesjährigen Osterrocken sind Dario im Rennen um die Publikumsgunst angetreten, um nicht nur ihren Fans zu beweisen, wie umwerfend kraftvoll Musik aus Rock und Punk Pop mit deutschen Texten aus Sachsen Anhalt sein kann. Zwischen ihren Proben traf urbanite die vier Jungs zum Interview.

Ach, da gehören immer zwei dazu! Das ist wie mit der Liebe! Es braucht Zeit, bis beiden Seiten bewusst wird, dass sie sich gegenseitig anziehen! Außerdem findet die Musik doch irgendwann jeden, in irgendeiner Art und Weise!

urbanite:

Dario sind vier energiegeladene Jungs aus Magdeburg die Musik machen weil…?

…sie vergeblich versuchten etwas Nützliches aus sich zu machen.

urbanite:

Was ist die wichtigste Eigenschaft eines Musikers?

Es ist egal, was du als Musiker machst, egal was du für spielerische Qualitäten hast, solange du völlig hinter deinem Schaffen steht und das Gefühl nach außen hin ankommt.

urbanite:

Ihr habt mal gesagt, „Preise sind Staubfänger“ Im letzten Jahr kam dann der Gewinn der SWM MusiCids, der zweite Platz und Publikumssieg bei den Local Heroes 2006. Was bedeuten Euch solche Auszeichnungen?

Die Auszeichnungen an sich zeigen uns nur, wo wir uns zu diesem Zeitabschnitt befinden und spiegeln unsere harte Arbeit wieder, doch Trophäen sind an dieser Stelle völlig überflüssig.

urbanite:

Was hat euch in eurer jungen Karriere bisher am meisten überrascht? Positiv wie negativ?

Jeder einzelne Sieg in den Contests kam völlig überraschend und unerwartet. Es ist erstaunlich zu sehen, was für eine starke Musikszene Deutschland hat. Man selbst registriert immer nur einen Bruchteil davon!

urbanite:

Der Titel eurer Single „Angst vor deutschen Texten“ ist ein eindeutiges Plädoyer für die eigene Muttersprache. Was ist das Besondere an Musik mit deutschen Texten?

Es ist für uns einfach viel interessanter in der eigenen Sprache zu texten. Wir sind hier geboren. Warum sollten wir uns hinter einer fremden Sprache verstecken! Im Englischen kannst du soviel sagen, ohne dass es wirklich einem deutschen Zuhörer auffällt! Im Deutschen versucht man sich gezielt und nicht willkürlich auszudrücken. Einen guten deutschsprachigen Songtext zu schreiben, ist aufwändiger und hat eine ganz andere Wirkung auf die Zuhörer, als nur sein gutes English in einem Song zu verewigen, aber mit dem Songinhalt den Zuhörer weniger zu erreichen.

urbanite:

Worin denkt ihr, bestand oder besteht die Angst deutscher Musiker, sich auch in ihrer Muttersprache auszudrücken?

Viele Musiker glauben scheinbar, sie hätten mehr Erfolg mit englischer Musik, weil diese internationaler ist. Aber wir glauben nicht, dass deutsche Musiker Angst davor haben sich in ihrer eigenen Sprache musikalisch zu verständigen. „Angst vor deutschen Texten“ ist ein Song, welcher sich einzig und allein auf die Leute bezieht, die der deutschen Musik gar keine Chance geben, und der Meinung sind, ein Lied als schlecht bezeichnen zu können, nur weil es einen deutschen Text enthält.

urbanite:

Tun sich Fans normalerweise schwerer damit, sich mit deutschsprachiger Musik auseinanderzusetzen?

Wenn du auf irgendeine Musik stehst, ist es egal was du singst. Irgendwann aber interessierst du dich auch automatisch für den Text. Ob dieser nun deutsch oder englisch ist, spielt dabei keine Rolle.

urbanite:

Was vermittelt Eure Musik über den Text hinaus?

Es geht um vieles. Um es allgemeiner zu sagen, vermitteln wir Träume, Ängste, Hoffungen, Gefühle und Eindrücke. Und nicht zu vergessen: unsere eigene Meinung der Dinge. Wie es jeder Musiker tut. (lachen)

urbanite:

Wie beurteilt Ihr persönlich den Stellenwert deutscher Musik, zum Beispiel mit Blick auf die lokale Szene?

Hm, schwer zu sagen! Was die Vorlieben der Musiker und Zuhörer angeht, ist deutsche Musik mit der englischen Musik gleichgesetzt. Ob diese nun qualitativ gut oder weniger gut ist, steht dabei außer Frage!

urbanite:

In eurem Song „Exil“ heißt es: „Die Augen sind müde und ich träumte schlecht. Kein blendendes Sonnenlicht, das mich morgens weckt. Kein lachender Mensch läuft mir über den Weg, es gibt nichts zu sehen. Hab keine Idee, was mich hergeführt hat. Ich fühle mich fremd in der eigenen Stadt. Ich sehne mich so sehr nach einem Exil egal wer ich war und egal was ich fühl“ – Ist Magdeburg insgesamt eine freundliche Stadt für junge Musiker, die sich und ihre Ziele verwirklichen wollen?

Magdeburg kann eine gute Grundlage für junge Musiker bieten, dennoch ist hier schnell an Auftrittsmöglichkeiten alles abgeklappert. Es ist nicht einfach, alles, was man sich hier erarbeitet hat, nach außen weiterzutragen.

urbanite:

Interessant ist, dass ich diese Aussage in „Exil“ sinngemäß schon von einigen Menschen gehört habe. Woher glaubt ihr, rührt das Gefühl, sich in der eigenen Stadt fremd zu fühlen?

Es liegt nicht an Magdeburg selbst. Jeder Mensch fühlt sich irgendwo zu Hause beziehungsweise möchte wissen, wo er zu Hause ist! Wir leben hier, doch wollen weiter. „Exil“ beschreibt das Gefühl, die Bindung zu dem früheren zuhause verloren zu haben und die Sehnsucht endlich dort anzukommen, wo man hingehört!

urbanite:

Was kann der Einzelne dagegen tun?

Jeder sollte immer das Beste draus machen und weiter daraufhin arbeiten, sein Ziel irgendwann einmal zu erreichen. Leider spielen viele Faktoren eine Rolle dabei, einen Ort nicht verlassen zu können. Dies macht einen aber noch williger härter zu arbeiten, um das irgendwann zu ändern.

urbanite:

Wo oder Wann fühlt ihr euch am Wohlsten?

Auf der Bühne! Sobald wir in anderen Städten auftreten, kündigt sich das Wohlbefinden von ganz allein an. Wir lernen andere Orte und neue Menschen kennen und erleben eine ganze Menge. Aber auch die Momente, in denen man einfach allein für sich ist, sind unbezahlbar.

urbanite:

Veranstaltungen wie das Osterrocken, die erwähnten Förder-Wettbewerbe für Nachwuchsmusiker und die Etablierung von lokalen Plattenlabels wie „Sternstraße Records“ oder „Heartdisco Records“ zeigen, dass junge Leute ein ausgeprägtes Interesse haben, die lokale Szene mitgestalten zu wollen. Woher kommt dieses Interesse?

Die Leute sehen mehr und mehr, wie wertvoll das musikalische Schaffen hier in Magdeburg ist. Vielleicht versucht man auch die musikalische Jugend aus ihren Löchern zu holen, da hier viele unerkannte Genies herumlungern, die viel mehr aus sich machen könnten aber den Wert ihres Könnens nicht einsehen.

urbanite:

Wie denkt ihr diesbezüglich darüber, sich für Ziele einzusetzen, an die man glaubt, um eine momentane Situation zu verändern?

Eine Situation im Großen und Ganzen zu verändern, ist leider nur ein Wunschtraum. Ein wichtiger Aspekt ist aber einen Teil der Menschen aufzuwecken, damit sie beginnen selbst zu denken. Jeder einzelne sollte sich so weit es geht für seine Ziele einsetzen, denn “ein Traum allein ist nichts, nur der Versuch ihn zu verwirklichen”.

urbanite:

Ein ausgedehnter Tourplan zeigt, dass Konzerte für Euch wichtig sind. Warum ?

Live zu spielen ist mit das wichtigste für jeden Musiker. Hier vergisst man einfach all den Stress. Und weiß mit jeder einzelnen gespielten Figur, wofür man all das tut. Außerdem ist es schön, stets woanders aufzutreten und Neues zu sehen!

urbanite:

Im vergangenen Dezember habt ihr ja unter anderem schon mit Joachim Deutschland zusammen gespielt Wer steht als Tourpartner außerdem auf eurer persönlichen Wunschliste?

Die Beatesteaks sind derzeit unser Favorit, da ihre Show einfach nur pure Energie enthält. Des Weiteren natürlich noch die Spoti’s, Madsen, u.s.w.! Diese Liste könnte so lang werden und endet wohl oder übel bei internationalen Bands… (lachen)

urbanite:

Letzte Frage: Wie sehen eure Pläne in naher Zukunft aus?

Wir arbeiten gerade daran unser zweites Album zu vollenden und an die Öffentlichkeit zu bringen. Voraussichtlich wird dies im September geschehen. Und wir arbeiten natürlich hart an uns um immer besser zu werden.
Wir danken Dario für das Interview!

Mit Dario sprach Bernd Biermann für urbanite.de

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