Drei Gegentore in neun Minuten

Das wird ein heißer Herbst: Nach der höchsten Heimniederlage in der Clubgeschichte am vergangenen Wochenende gegen den Chemnitzer FC (1:6), hatte FCM-Trainer den „November der Wahrheit“ mit vier wichtigen Spielen gegen Vereine, mit denen man sich auf Augenhöhe befindet, angekündigt. Am Mittwoch gastierte Kaiser mit seiner Mannschaft beim Abstiegskandidaten TSV Havelse. Der FCM verspielte innerhalb von neun Minuten eine komfortable 2:0 Führung. Für den Gast trafen Maik Georgi (50.) und Daniel Bauer (56. und 86.). Kaya (64.), Ney per Kopfball (66.) und Tunc (73.) erzielten die Tore der Niedersachsen.
Im ersten Durchgang war Magdeburg bemüht, die Spielkontrolle zu erlangen. Man merkte beiden Mannschaften aber in der Anfangsphase die Verunsicherung nach den jeweiligen 1:6-Klatschen vom letzten Spieltag an. Ein richtiges Fußballspiel konnte durch die verhaltene Spielweise beider Teams nicht entstehen.
Der FCM hatte in der 15. Minute durch den antrittsschnellen Flügelflitzer Georgi und den routinierten Freistoßspezialisten Eren Sen (27.) die ersten zaghaften Torchancen. Havelse konnte erst nach 37 Minuten, als Brüntjen aufs Tor köpfte, die erste Chance vermelden. Leistungsgerecht ging es vor 682 Zuschauern in die Kabinen.
Ruud Kaiser musste seiner Mannschaft einige Takte erzählt haben, kam die Mannschaft doch mit breiter Brust aus der Kabine und erzielte nur fünf Minuten nach Wiederanpfiff das 1:0 durch Georgi. Einen tollen Alleingang schloss der FCM-Läufer zur von den 200 FCM-Fans herbeigesehnten 1:0-Gästeführung ab. Daniel Bauer fasste sich nur sechs Minuten später ein Herz und hämmerte den Ball ganz trocken aus 22 Metern zum 2:0 ins Netz. Die Erleichterung war den Akteuren und den Verantwortlichen des FCM anzusehen. Das erlösende 3:0 vergab Denis Wolf, als er von Marko Verkic in der 58. Minute freigespielt wurde und ihm der Ball kläglich versprang.
Im Anschluss an die dennoch sichere FCM-Führung sollte sich ein wahrer Fußball-Krimi im Wilhelm-Langrehr-Stadion entwickeln. Die Niedersachsen drehten den Spieß nun um und stürmten wütend auf die mehr und mehr verunsicherte Gästeabwehr ein. Innerhalb von neun Minuten erlebten die knapp 700 Zuschauer eine Aufholjagd, bei der man für die Magdeburger das Schlimmste befürchten musste. Der TSV begann plötzlich zu Kontern: Nach einem Blitzangriff traf zuerst Kaya in der 64.Minute zum 1:2. Kurze Zeit später erzielten Ney per Kopfball (66.) und Tunc mit einem verwandelten Foulelfmeter (73.) zwei weitere Tore zur unerwarteten 3:2-Führung des TSV Havelse. Als Magdeburgs Sumelka nach wiederholtem Foulspiel mit Gelb-Rot vom Platz flog, schien die Niederlage in Unterzahl besiegelt zu sein. Niemand traute dem wankenden FCM noch etwas zu.


Foto: Mathias Sichting

In der Manier eines angeschlagenen Boxers kamen die Magdeburger aber doch noch einmal durch einen Elfmeter zurück ins Spiel. Nach einem Foul am flinken Georgi verwandelte Mannschaftskapitän Bauer vier Minuten vor Schluss den Elfmeter zum 3:3-Endstand.
Die Freude über den Punkt bei einem „Verein auf Augenhöhe“ hielt sich beim FCM in Grenzen. Ein Zähler beim abstiegsbedrohten TSV Havelse ist für die Magdeburger, auch nach dem 1:6-Debakel gegen Chemnitz, einfach zu wenig. Anspruch und Wirklichkeit klaffen beim Club weiterhin sehr weit auseinander. Gerade nach der Heimklatsche hatten viele Fans eine Trotzreaktion gefordert. Kaiser nach dem glücklichen Unentschieden: „Nach dem 1:2 haben wir den Kopf verloren. Da sah mein Team ganz schlecht aus. Ich bin schockiert, dass wir hier zwei Punkte liegen lassen.“

Weiterführende Links

www.1.fc-magdeburg.de

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