FCM nur 1:1 (0:0) gegen Tabellenletzten

Keine Trendwende an der Elbe: Das in dieser Saison sportlich nicht viel zu erwarten sein wird, war den Fans klar. Das der 1.FC Magdeburg nun aber in Richtung Oberliga taumelt, hätte doch niemand gedacht. Im Heimspiel gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten Türkiyemspor Berlin kam der FCM nicht über ein 1:1 hinaus. Der „November der Wahrheit“ wird so zum traurigen „Monat der Enttäuschungen“. Magdeburg konnte nach dem 3:3 gegen Havelse auch im Heimspiel nicht überzeugen und rangiert mit nur 15 Punkten auf Platz 12. Julian Austermann (75.) brachte die Gäste mit einem überragenden Freistoß spät in Führung, die Marko Verkic per Kopf in der 84. Minute ausgleichen konnte.
Nur 2915 Zuschauer trauten ihrem FCM an diesem verregneten Samstag etwas zu und pilgerten in die MDCC-Arena. Was ihnen dort geboten wurde, war Fußballmagerkost. FCM-Trainer Ruud Kaiser stellte sich nach dem Spiel vor seine Mannschaft, die phasenweise extrem verunsichert wirkte: „Man spielt nur 1:1 gegen Türkiyemspor. Na und?! Das ist keine schlechte Mannschaft. Andere spielen auch nur 0:0 gegen die. Natürlich ist unser Anspruch, dass wir hier gewinnen müssen. Aber die Überheblichkeit, dass wir die Gegner 4:0 oder 5:0 wegschießen kann man vergessen. Wir sind nicht mehr im Jahr 1974, wir haben 2010. Dass muss man hier erkennen. Wir sind im Aufbau, wer das nicht versteht, braucht nicht mitzuziehen.“
Klare Chancen spielte der FCM in der ersten Hälfte nicht heraus. Die größeren Spielanteile und der Ballbesitz konnten nicht in Tore umgemünzt werden. Türkiyemspor konterte schnell und tauchte in den ersten 45 Minuten zweimal extrem gefährlich vor Matthias Tischer im FCM-Kasten auf. Tischer hielt seine Mannschaft mit klasse Paraden im Spiel.
Die Unzufriedenheit der Zuschauer kanalisierte sich im Protest gegen den FCM-Präsidenten Volker Rehboldt: In der 40. Minute skandierten die ersten Fans „Reboldt-Raus-Rufe“, ehe die viel zu harmlose Mannschaft mit einem Pfeifkonzert in die Kabine geschickt wurde.
Nach der Pause drückte der FCM weiter und hatte wie im ersten Durchgang mehr vom Spiel. Schrecksekunde in der 75. Minute: Das 1:0 durch Austermann stellte den Spielverlauf ein wenig auf den Kopf. Bei Austermanns 25 Meter-Freistoß war Tischer aber chancenlos. In der 80. Minute dezimierten sich die Berliner selbst. Cihan Selcuk krachte FCM-Kapitän Daniel Bauer in die Beine und sah von der sicher wirkenden Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus aus Hannover glatt rot. In Überzahl konnte der FCM wenigstens noch ausgleichen: Marko Verkic köpfte eine gut getimte Flanke vom Flügelflitzer Maik Georgi, der in der letzten zehn Minuten toll aufdrehte, unhaltbar für Berlins Keeper Norman Köhlmann ins Netz. Endstand 1:1.

Die Gäste, die gegen Magdeburg ihr fünftes Tor im 14. Spiel erzielten und den vierten Punkt errangen, war das Unentschieden dennoch eine kleine Enttäuschung. Berlins Trainer Kenan Arayici nach dem Spiel: „Wir sind mit dem Punkt nach dem Spielverlauf nicht zufrieden. Die besseren Torchancen hatten wir. Mit etwas Glück können wir zur Halbzeit 1:0 oder 2:0 führen. Ich habe den Jungs in der Kabine gesagt, dass ich stolz auf sie bin. Wenn ich sehe, dass nach dem Spiel Spieler nach einem 1:1 enttäuscht vom Platz gehen, bin ich echt stolz auf die Mannschaft.“ Sein Kollege Ruud Kaiser: „Wir mussten das Spiel machen. Damit haben unsere Jungs riesen Probleme. Wir sind zu viel mit dem Ball gelaufen und haben keine einfachen Pässe gespielt. Unser Passspiel war in Halbzeit eins zu langsam. Da konnte sich der Gegner immer wieder organisieren. Da läuft man wie gegen eine Mauer. Um ein Loch in dieser Mauer zu finden, braucht man Geduld.“


Fotos: Mathias Sichting

Dass bei den Fans des FCM der Geduldsfaden immer dünner wird, sollte dem sympathischen Holländer klar sein. Der FCM-Trainer zum weiteren Spielverlauf: „In der ersten Halbzeit haben wir zu viele dumme lange Bälle gesehen. Das ist aber nicht mein Spiel. Wir müssen mehr über die Flügel spielen. In einer Phase, in der Türkiyemspor 20 Minuten nicht mehr aufs Tor geschossen hat, trifft der Gegner mit einem tollen Freistoß.“ Kaiser, der nach der offiziellen Pressekonferenz keine Fragen von Pressevertretern beantworten wollte, nahm seine im Aufbau befindliche Mannschaft in Schutz und lobte die wenigen Lichtblicke: „Die letzten 10 Minuten haben wir gut gespielt. Georgis Schnelligkeit ist eine Waffe, dass hat uns den Punkt gerettet. Verkic hat sein Tor gemacht, da muss er in dieser Situation auch sein. Die Jungs haben richtige Probleme, mit dem Druck umzugehen.“
Kommenden Samstag reist der FCM zur Reserve der Braunschweiger Eintracht, die derzeit auf dem 16. Tabellenplatz steht. Von einem Auswärtssieg träumen gegen diesen vermeintlich schwachen Gegner wohl nur unverbesserliche Optimisten. Ob der FCM weiter angeschlagen Richtung Oberliga taumelt oder es schafft, sich spürbar von der Abstiegszone abzusetzen, bleibt abzuwarten. Sollte es der FCM nicht schaffen, aus dem unteren Tabellendrittel zeitnah heraus zu kommen, wird der Druck auf die Verantwortlichen weiter steigen.

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