1:0 (0:0) Sieg mit zehn Mann

Es war das erwartet schwere Spiel: Der 1.FC Magdeburg hat sein Heimspiel gegen motivierte Wilhelmshavener 1:0 gewonnen. Zum Matchwinner avancierte dabei der Torschütze Radovan Vujanovic (50.). Die vom Ex-Magdeburger Wolfgang Steinbach trainierte Elf aus dem hohen Norden konnte die Feldüberlegenheit ab der 27. Minute nicht ausnutzen. Najeh Braham sah nach einem Foul und einer nachfolgenden Meckereinlage die Gelb-Rote Karte vom Schiedsrichter. Der FCM spielte in der Folgezeit zu zehnt besser und überzeugte in der zweiten Hälfte durch bedingungslosen Kampf. Die bei seinem Amtsantritt angekündigten Schmerzen dürften die Spieler nach ihrem heutigen Feierabend spüren. Doch es hat sich gelohnt: Mit dem Heimdreier hat die Mannschaft die Fans wieder auf ihre Seite gezogen.
Die 5528 Zuschauer unterstützten die Mannschaft heißblütig und sorgten im leeren Stadion für tolle Stimmung.

Der SVW schien von dem Geräuschpegel beeindruckt: Das Sturmduo Wojciech Pollok (21 Tore) und Marcus Storey (9) blieb ohne Erfolg. Den Höhepunkt einer schwachen ersten Halbzeit setzte Najeh Braham mit seinem Platzverweis. Doch die Herunterstellung hatte eine Vorgeschichte: Braham band sich an der Mittellinie die Schnürsenkel und nahm damit für einen Augenblick nicht aktiv am Spiel teil. In diesem Moment hatte die SVW-Abwehr nur wenige Meter neben Braham Probleme in der Ballannahme. Der Tunesier Braham hätte den Ball nur kontrollieren und damit aufs Tor zu gehen brauchen. Die Zuschauer äußerten über diese vergebene Chance ihren Unmut. Das Spiel war zu diesem Zeitpunkt offen. Braham checkte nur Sekunden später in Eishockeymanier an der Mittellinie seinen Gegenspieler um und sah dafür die Gelbe Karte. Die Zuschauer quittierten das rüde Foul und die daraus resultierende Karte mit Beifall. Heißsporn Braham antwortete auf seine Art: Er klatschte zurück in Richtung Zuschauer und zeigte mit seiner Gestik und Mimik Unverständnis für die Reaktion der Fans. Daraufhin sah Braham die Gelb-Rote Karte und musste vom Platz. Ein völlig unnötiger Platzverweis, der die Mannschaft zu schwächen drohte. Steffen Baumgart zum Braham-Aussetzer: „Für mich ist die Situation schwierig. Ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll. Es wird aber eine Reaktion geben.“
In der 31. Minute wurde auch wieder Fußball gespielt: Maximilian Watzka prüfte SVW-Torwart Fabian Lucassen mit einem strammen Schuß aus 18 Metern. Die Elf aus dem Jadestadion blieb weitestgehend zu passiv. Die Steinbach-Elf antwortete zu selten mit schnellen Vorstößen. Wenn der SVW in den Angriff ging, wurde es spektakulär: Waldemar Kowalczyk verfehlte mit einem sehenswerten Seitfallzieher in der 38. Minute den Kasten von Christian Beer. Halbzeitstand 0:0.

Im zweiten Durchgang machten die FCM-Kicker ihre Arbeit besser und konterten im eigenen Stadion. Fünf Minuten nach dem Wiederanpfiff die Erlösung: Nach einem gefährlichen Eckball köpfte Watzka freistehend an den Pfosten. Vollblutstürmer Radovan Vujanovic stand goldrichtig und verwertete den Abpraller. Das Tor schien eine Blockade gelöst zu haben: Der FCM kämpfte sich zurück ins Spiel und strahlte wieder mehr Torgefahr aus.

In der 70. Minute konnte die Abwehrreihe des SVW den starken Vujanovic im Strafraum nur mit einem Foul stoppen. Zum anschließenden Elfmeter trat Racanel an. Er vergab aber die Chance zur beruhigenden 2:0 Führung. Es blieb spannend. Der FCM machte weiter und wurde wieder über einen Standard gefährlich: Christian Prest köpfte einen Eckball an die Latte. Es war zum Haareraufen. Die Magdeburger spielten nach dem Rumpelfußball der ersten Hälfte im zweiten Durchgang in Unterzahl besseren Fußball. Die drei Punkte bleiben in Magdeburg. Endstand 1:0.


Fotos: Stefan Deutsch

Baumgart: „Mit der ersten Halbzeit kann man nicht annähernd zufrieden sein. Wir waren völlig verunsichert. So kann man nicht auftreten. Die zweite Halbzeit war kämpferisch stark. Dadurch haben wir verdient gewonnen.“ Sein Kollege Wolfgang „Maxe“ Steinbach sah es ähnlich: „Das Spiel war nicht gut. Beide Mannschaften können mehr. In Überzahl haben sich Fehler bei uns eingeschlichen. Wir haben verdient verloren.“ Auf die Frage, was beim Club nicht gepasst hat, antwortete Baumgart: „Es wurden zu viele lange Bälle gespielt. Dadurch fand kein Spielaufbau statt. Die vier Spieler, die vorne draufgehen sollten, sind nicht drauf gegangen. Die Mannschaft hat nicht miteinander gesprochen.“ Klingt nach viel Arbeit für den Neu-Trainer. Am kommenden Freitag kann seine Mannschaft in Rostock die nächsten drei Punkte einfahren. Nur Najeh Braham wird nach abgesessener Gelbsperre wieder fehlen. Baumgart dazu: „Ich könnte vor Wut schreien.“

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