Ausnahmekünstler Phillip Boa im Interview

Seit mehr als 20 Jahren ist er das Aushängeschild des deutschen Avantgarde-Pop und hat diese Szene mit seinem Projekt „Voodooclub“ geprägt wie kein zweiter: Phillip Boa! Am 21. April kommt der Ausnahmekünstler in die Factory. In unserem urbanite-Interview vorab räumt Boa mit seinem Klischee der verbitterten und introvertierten „Diva“ auf.

Phillip:

Nein, ich war schon ungefähr fünf Mal in Magdeburg. Das erste Mal schon kurz nach der Wende, als unsere (Phillip Boa and the Voodooclub, Anm.d.Red.) Karriere gerade angefangen hat. Wir haben schon in den verschiedensten Locations gespielt, wie dem damaligen Kultclub “Blow Up” am Hasselbachplatz. An meinen letzten Auftritt in der Factory vor etwa fünf Jahren erinnere ich mich noch ganz genau.

urbanite:

Wieso? Was war daran so besonders?

Phillip:

Es war kein gutes Konzert, ich war damit nicht zufrieden. Darum wollte ich jetzt auch unbedingt wiederkommen und es besser machen.

urbanite:

Was dich denn damals nicht zufrieden gestellt?

Phillip:

Bei Konzerten ist das immer so eine Sache: Manchmal fühlt man das gewisse Etwas und manchmal nicht. Als Künstler willst du deinem Publikum immer etwas geben und dann kommt auch was von den Leuten zurück. Das hat beim letzten Konzert hier nicht zu 100% geklappt und soll beim nächsten Auftritt jetzt anders werden.

urbanite:

Und was willst du diesmal anders machen damit das gelingt?

Phillip:

Gute Frage! Mich noch mehr anstrengen und bessere Lieder spielen!? (lacht.) Nein, im Ernst. Es lag damals vielleicht auch einfach daran, dass ich mich generell gerade in einer Identitätskrise befand.

urbanite:

Krise? Warum?

Phillip:

Ach, das hatte verschiedene Gründe. Ich hatte einige private Rückschläge zu verkraften und zudem hatte ich das Gefühl, dass unsere Musik nicht mehr zeitgemäß ist. Darum habe ich mich gefragt, ob es überhaupt noch Sinn hat, weiter Musik zu machen.

urbanite:

Aber jetzt hast du diese Krise überwunden?

Phillip:

Ja, absolut. Wir haben im letzten Jahr wie auch schon 2005 und 2006 ein paar Alben remastered und neu aufgelegt. So passte der Sound wieder und ich habe gemerkt, dass unsere Musik immernoch funktioniert. Alle Zweifel waren plötzlich wie weg geblasen.

urbanite:

Im August dieses Jahres bringst du ein neues Album raus. Kürzlich hast du aber mal gesagt, dass die “Album-Kultur” am Aussterben ist. Woher nimmst du dann noch die Motivation dafür?

Phillip:

Aus meiner westfälischen Sturheit. (lacht.) Ich mache das einfach mit viel Stolz und Liebe.

urbanite:

Und wie schwer war es sich trotz deiner Abwehrhaltung gegen Kommerz und Massenmedien damit dauerhaft im Musikbusiness zu etablieren?

Phillip:

Ich konnte eigentlich immer von der Musik leben und die heutige Entwicklung mit dem Internet als große Plattform kommt einem dabei zunehmend entgegen. Man kann sich auch als Künstler zunehmend selbst verwalten und vieles steuern. Heutzutage brauchst du keine Plattenfirma mehr, um deine Musik rauszubringen und publik zu machen.


Foto: Veranstalter

urbanite:

Viele junge Bands nutzen das für sich. Auch in Sachsen-Anhalt wird der musikalische Nachwuchs tatkräftig gefördert. Wie bewertest du diese Entwicklung?

Phillip:

Ich finde, es gibt viele neue und coole Bands. Arcade Fire zum Beispiel finde ich echt gut. Als ich die zum ersten Mal gehört habe, dachte ich mir: “Hey, die klingen ja wie wir!”

urbanite:

Und was kannst du jungen Bands mit auf den Weg geben?

Phillip:

Sie sollten zu dem stehen, was sie machen und sich nicht an irgendwelche Medien oder Formate verkaufen. Manche Bands tun das ja leider aufgrund des Geldes. Und was auch ganz wichtig ist, dass sie sich gegen diese “Verramschung” durch kostenlose Internetdownloads und Portale wie napster & Co. wehren. Das können und dürfen wir uns als Musiker nicht gefallen lassen.

urbanite:

Zum Thema Veränderungen: Ist dein Publikum heute ein anderes als früher?

Phillip:

Nein, da sehe ich eigentlich keine großen Unterschiede. Es ist immer noch ein sehr natürliches Publikum und was mir besonders auffällt ist, dass ich bei Konzerten in den ersten Reihen sehr viele junge Leute sehe. Das hat mich echt positiv überrascht.

urbanite:

Und hat sich für dich persönlich etwas verändert?

Phillip:

Der größte Unterschied ist, dass ich heute viel lockerer auf der Bühne stehen kann als früher. Damals war der Druck unheimlich groß, man war Teil einer Institution und irgendwer wollte immer Geld haben und daran verdienen. Heute ist das nicht mehr so, da steht vor allem der Spaß im Vordergrund – und das hört man auch.

Wir verlosen 5×2 Freikarten für das Konzert von Phillip Boa am 21. April um 20 Uhr in der Factory! Schreibt einfach eine Mail an Bitte aktivieren Sie JavaScript um diese E-Mail-Adresse anzuzeigen. oder ins Gewinnspielforum.

Weiterführende Links

www.phillipboa.de

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