Magdeburg wird „unheilig“
Da wird sich auf die sinnfällige Suche nach ästhetischen Ausdrucksformen begeben, da setzen sich Künstler glaubhaft mit den drängenden Fragen unserer Zeit auseinander. Einer Zeit, in der immer mehr individuelle Haltung gefragt ist, in dem wir uns eine eigene Moral schaffen, die unabhängig aller politischen und marktwirtschaftlichen Heilsversprechen Bestand hat und den humanistischen Traditionen verpflichtet ist. Wie es also um die moralische Qualität unserer Gesellschaft steht, wird das Figurentheaterfestival mit seinem besten Mittel – dem Theater selbst – eine Woche lang hinterfragen.
Das Puppentheater bildet dabei erneut den Sternpunkt fürs Anregen, Nachdenklich stimmen, Verführen und Träumen und begreift sich dabei entgegen dem mainstream als Heimat für un)heilige Künstler, die ihrer Kunstform und dem Zuschauer Respekt erweisen.

Foto: Veranstalter
Der Startschuss für das Festival gibt traditionell die Eröffnungsinszenierung „La Notte“, bei der das Puppentheater vergessene oder ungewöhnliche Orte der Stadt für sich und die Magdeburger neu entdeckt. So wie es in der Tradition der „La Notte“-Inszenierungen im Klosterbergegarten und dem Buckauer Engpass gelungen ist, Geschichte und Visionen eines Stadtquartiers mit den Mitteln der Kunst eindringlich ins Bewusstsein der Magdeburger zu rücken, wird Puppentheater in diesem Jahr für eine Nacht den Wissenschaftshafen künstlerisch besetzen. Einen Ort, der für eine Nacht ein Zuhause für ein viele spektakuläre Theaterabenteurer sein wird.
Mit dabei sind mehr als 150 Künstler aus acht europäischen Ländern, aus Deutschland, aus Magdeburg. Es geht um die Geschichte des Ortes und dessen Elemente, längst verschlossene Tore werden geöffnet und im nächtlichen Flair werden Begegnung und Poesie aus Forschung und Kunst neu generiert.

Die längst über den Status als Geheimtipp hinaus avancierte Eröffnungsinszenierung “La Notte” trägt in diesem Jahr den Titel „zu neuen ufern” und erschließt wie auch in den vergangenen Jahren immer neue Räume – die so bisher nicht im Fokus Magdeburgs standen. Die einstige Stadt des Schwermaschinenbaus hat ihre Identität hin zur Stadt der Forschung und Wissenschaft neuorientiert und dieser Herausforderung bereits große Areale gewidmet. Wie aber verändert diese Orientierung die Stadt und ihre Einwohner? Wie visionär und fortschrittlich sind die Magdeburger und welche Wahrnehmungen sind vorhanden? Der Wissenschaftshafen Magdeburg vereint die Vorzüge der Stadt: das Leben mit dem Fluss, urbane städtische Strukturen und Wissenschaftsunternehmen in bemerkenswertem architektonischem Ambiente. Puppentheater wird mit künstlerischen Mitteln auf die Fragen von Selbstverständnis und Identität eingehen und dazu die rasante Entwicklung von Forschung und Wissenschaft hinterfragen.
Rund 6.000 Besucher werden erwartet, wenn am 18. Juni die Kunst den Hafen erobert. Gebiten wird Straßentheater, Tanztheater, Handpuppenspiel, Objekttheater, Interaktive Installationen, digitale Welten, Musik, Puppen-Entertainment und Walkacts auf 16 Spiel- und Aktionsflächen.
Wer für „La Notte“ keine Eintrittskarte mehr ergattern konnte, dem seien die zahlreichen Veranstaltungen des Festivals empfohlen, das vom 18. bis 24. Juni Magdeburg eine Woche lang in ein Figurenland verwandeln wird. Die einzelnen Veranstaltungen findet ihr unter www.blickwechselfestival.de.