Die Inszenierung des schauspielhauses verdient Kultstatus
Es wird dem König Mitteilung gemacht: Der tapfere Feldherr Macbeth hat sich wacker im Kampf gegen die aufständigen Rebellen geschlagen. Der König ist – im Rahmen seiner Melancholie – entzückt und spricht eine Beförderung aus.
Das nächste Bild scheint ebenfalls aus einem anderen Stück: Macbeth, sein Freund Banquo, der sich ebenfalls mutig im Krieg geschlagen hat, und ein Mops.
Stand da in der Interpretationshilfe nicht was von drei Hexen, die Macbeth die Zukunft voraussagen? Macbeth soll befördert werden und er soll der künftige König von Schottland sein. Nun keine Spur von weissagenden Hexen.
Ein verstohlener Blick ins Programmheft: Das ist Uschi. Uschi, der Mops. Ihres Zeichens Dunkelsprecher und Unheilbringer. Uschi bringt – knurrend – die Kunde von der anstehenden Beförderung und baldigen Herrschaft Macbeths. Die Diskussion um die Glaubwürdigkeit der Prophezeiung, tut Macbeth ab. „Wenn das Schicksal mich zum König will, so soll’s geschehen; doch will ich nichts dazu tun.“
Doch wir wissen es besser. Die ersten Machtgelüste erwachen in Macbeth. Seine Frau, Lady Macbeth, tut ihr Übriges. Das Verhältnis zwischen Macbeth und seiner Frau ist so gegensätzlich wie die Geschlechter selbst. Die Lady, zu Beginn taff und scheinbar skrupellos, flüchtet sich am Ende des Stücks vor dem eigenen Gewissen in den Wahnsinn.
Macbeth, am Anfang der Unterlegene, unsicher und der Wortgewandtheit seiner Frau ausgeliefert, lässt sich zu folgenschweren Taten antreiben und verliert mehr und mehr seine Hemmungen. Die Szenen zwischen Macbeth und seiner Frau gehören fast schon unter das Jugendschutzgesetz: Sie sind so spannungsgeladen und leidenschaftlich, dass der Zuschauer geneigt ist zu sabbern.

Foto: Veranstalter
Die Kraft dieses Theaterstücks reißt das Publikum mit, doch hütet sich das Schauspiel vor allzu überdeutlicher Dramatik. Es ist die Gelassenheit, die die Energie des Stücks immer wieder durchbricht. Da fällt die Königskrone in den Scheißeeimer, übt die Lady sehr theatralisch eine Ohnmacht und steigen die Schauspieler für fast zwanzig Minuten aus ihren Rollen. Schließlich gibt es wichtigeres als Shakespeare. Zum Beispiel die schlechte Bezahlung der Darsteller. Gagen und Versicherungen werden ausgewertet und anschließend alle Erwerbslosen im Saal auf ein Getränk eingeladen.
Zurückgekehrt vom Umtrunk geht der Wahnsinn weiter. Denn da endet letztlich alles. Macbeth, zigfacher Mörder, heimgesucht von den Geistern seiner Opfer, glaubt noch immer an die Macht, verliert am Ende aber doch seinen Kopf. Seine Frau ist dem Wahnsinn verfallen – „Da ist noch ein Fleck. Wollen diese Hände niemals sauber werden?“ – und bringt sich um.
Und die Moral von der Geschicht? Alles kann, nichts muss!
Der von Sebastian Hartmann inszenierte Shakespeare wird seit Dezember 2005 im Schauspielhaus Magdeburg gespielt und sinkende Zuschauerzahlen sind nicht zu verzeichnen. Die Vorstellung am vergangenen Donnerstag, dem 11.01., war ausverkauft. Mag sein, dass der Studentenrabatt (4,- Euro) und die massive Werbung an Hochschule und Universität ihr übriges getan haben, aber der Aufwand hat sich gelohnt. Mittlerweile hat sich die Qualität des Schauspiels herum gesprochen und die Antwort auf die Frage nach der nächsten Vorstellung wird mit einem „Oh, Schade!“ kommentiert. Denn da muss sich der Student noch ein wenig gedulden. Die nächste Vorstellung ist am 23.02. und wird hoffentlich noch lang nicht die letzte sein.
Weiterführende Links
Steckbrief schauspielhaus magdeburg
Infos zur Aufführung am 23.02.2007