Sinnliches Farbenfeuerwerk im Theater Magdeburg

Mit eindrucksvollen Tanzeinlagen und impulsivem “Tango Nuevo” erzeugt die Operita “Maria de Buenos Aires” eine mitreißende Welle spanischen Fiebers beim Opernhauspublikum des Theater Magdeburg.

Mit eindrucksvollen Tanzeinlagen und impulsivem “Tango Nuevo” erzeugt die Operita “Maria de Buenos Aires” eine mitreißende Welle spanischen Fiebers beim Opernhauspublikum des Theater Magdeburg.

Sinnliches Farbenfeuerwerk.

Theater ist eine andere, eigenständige Welt, in seiner Bestform sollte es schließlich unsere Sinne berühren, zum Träumen verführen und den weltlichen Alltag vor der Tür lassen, sobald sich der Bühnenvorhang hebt. Als Verbindung aus hingebungsvollem Tanz, leidenschaftlichem Gesang, faszinierendem Schauspiel und stimmungsstarker Orchestermusik ist die Oper ein Medium, dem dies in der Regel besonders gelingt. Um den Zuschauer zu verzaubern sind südländisches Temperament, trabende Leidenschaft, unendliche Liebe, bodenlose Eifersucht und verzehrende Sehnsucht garantierte Erfolgskomponenten.
Sie alle lassen sich in Gonzalo Galgueras Inszenierung von Astor Piazzollas kleiner Oper “Maria de Buenos Aires” wiederfinden.

Erzählt wird die Geschichte von der Geburt des Tangos in der argentinischen Seefahrerstadt Mitte des 19. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt steht die heilige Hure Maria (Andrea Thelemann). Sie entdeckt die Leidenschaft des Tanzes für sich und schafft es nicht nur durch ihre rassige Erscheinung die übrigen Ureinwohner ebenfalls für diese Passion zu begeistern. Schon bald hat sie durch ihre verführerisch unnahbare Art die Aufmerksamkeit des Matrosen Duende (Enrique Keil) und des Bürgerlichen Gorrión (Alejandro Briglia) auf sich gezogen beide verfallen ihr hoffnungslos und versöhnen sich erst, nachdem Maria sich durch ihre Hingabe an den Tango zugrunde gerichtet hat. Von nun an tanzt sie nur noch als ruhelose Seele (Celia Millan) durch Buenos Aires, ihr Geist lebt lediglich in den Köpfen beider Verehrer und den Herzen der Vorstädter weiter, bis zum Zeitpunkt einer mystischen Wiedergeburt Marias. Die 17 Szenen umfassende Collage besticht vor allem durch ihre unkomplizierte, farbenfrohe, surrealistische Aufmachung. Das Bühnenbild, ein überdimensionales Bahnhofsfenster überwiegend eingetaucht in blau weißes Licht, verleiht dem Stück von Beginn an eine träumerische Atmosphäre. Zusätzlich werden die charakteristischen Züge sowie psychische Zustände der Figuren durch hervorstechende Kostüme und Maskierung betont. Marias feuerrotes Kleid steht zum Beispiel als Ausdruck von Liebe Verführung und Aggression, im Gegensatz symbolisieren kalkweiße Kleider und Gesichter der Geister Freude Unschuld und Vergänglichkeit. Aber nicht nur visuell wird gemalt. Im Einklang mit fabelhaften Bühnenbildern verleiht erst Astor Piazzollas virtuos komponierte Musik, dargeboten von der Magdeburger Philharmonie, dem Gesamtkunstwerk einen komplettierenden Funken sprühenden Esprit.

 

Der durch den Spanier geprägte “Tango Nuevo” erweitert dabei die bekannten Formen des traditionellen Tangos um Einflüsse aus argentinischer Folklore, afrikanischen Rhythmen, klassischen Arrangements und sogar Elementen aus Jazz Pop und Rock. Eine Kombination, die seit der Uraufführung 1968 als absolutes Novum galt und bis heute mit dieser Faszination ansteckt. Mal sinnlich, mal romantisch, mal aufbrausend, mal verführerisch – obsessiv, wütend, verzweifelt, melancholisch oder traurig, enthusiastisch oder fröhlich, entführt die Musik den Besucher auf eine grandios inszenierte, emotionale Achterbahnfahrt zwischen Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Die einmal fast statischen, einmal rasant akrobatischen, bis ins kleinste Detail perfektionierten Tanzeinlagen des hauseigenen Ballettensembles gepaart mit den hervorragenden Gesängen des Opernchors, tragen nicht minder ihren Teil dazu bei, “Maria de Buenos Aires” zu einem beeindruckend sinnlichen Farbenfeuerwerk ausufern zu lassen, das nicht nur bei eingefleischten Musik und Opernfans schäumende Wogen der Begeisterung auslösen dürfte. Einziger kleiner Wehmutstropfen, die Operita wird gänzlich in Spanisch (mit deutschen Untertiteln) aufgeführt. Zugegeben ist dies nicht unbedingt hilfreich, möchte man die Handlung als Ganzes verstehen. Dennoch tut jener Umstand einem intensiven Hochgenuss keinesfalls einen Abbruch, im Gegenteil, es ist sogar förderlich, eine Originalgetreue Variante gewählt zu haben, sonst hätte die Tango Oper zweifellos einen erheblichen Teil ihres wunderschönen, ureigenen Flairs eingebüßt. Und das Wichtigste erzählt ohnehin die Musik.

Fazit: Nach einem zweistündigen Spaziergang durch Buenos Aires auf den beflügelten Schwingen des Tangos ist man schlichtweg überwältigt, möchte alles am liebsten gleich noch einmal sehen und sich sofort sein Flugticket nach Argentinien buchen, um selbst möglichst schnell die Kunst des Tanzens zu erlernen. Sagenhaft – sehenswert!

Telefonnummern, Öffnungszeiten und Standorte der Theaterkassen:
Hauptkasse im opernhaus am Universitätsplatz
montags bis freitags 10:00 bis 19:30 Uhr
samstags 9:30 bis 19:30 Uhr
sowie jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn
Telefon: (0391) 540 64 44, -65 55, -63 63
Fax: (0391) 540 65 36
e-mail: Bitte aktivieren Sie JavaScript um diese E-Mail-Adresse anzuzeigen.

schauspielhaus
Otto-von-Guericke-Straße 64
montags bis freitags 16:00 bis 20:00 Uhr
sowie jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn

Fotos: Veranstalter

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