Der neue Film von Dani Levy

Es sollte ein schneller Dreh werden. Die Vorbereitungen für „Mein Führer“ waren nach nur sieben Wochen abgeschlossen und der Film selbst wurde dann in nur einunddreißig Drehtagen abgedreht. Doch heraus kam einer der meist diskutierten deutschen Filme. Eine Frage hat der Film aufgeworfen und diese teilte wieder einmal Deutschland in zwei Lager: Darf man über Hitler und Konsorten lachen?
Die Geschichte des Films ist jedenfalls schnell erzählt. Der Zweite Weltkrieg ist so gut wie verloren, die deutsche Wehrmacht auf dem Rückzug, Berlin und der Rest Deutschlands liegen in Schutt und Asche. Doch mit einer großen Neujahrsansprache Hitlers, will Goebbels nochmal das Blatt wenden und die Deutschen zum Volkssturm aufrufen. Allerdings gibt es dabei ein Problem: Hitler ist nicht mehr der große Führer, der er noch zu Beginn des Krieges gewesen ist. Geplagt von Erektionsproblemen und Selbstzweifeln traut sich der Führer nicht mehr vor das Volk. Da kommt Goebbels die Erleuchtung. Er lässt den alten Schauspiellehrer Hitlers, den Juden Adolf Grünbaum, aus dem Lager Sachsenhausen holen, um den Führer zu kurieren.
Selbstverständlich ist die Geschichte frei erfunden. Vielleicht nicht ganz frei. Die Figur des Adolf Grünbaums basiert auf einen Mann namens Paul Devrient, der Unterlagen zufolge Adolf Hitler Schauspielunterricht gegeben haben soll.

Wie eingangs erwähnt, ist „Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler“ ein Film der die Gemüter erregt und die Lager teilt. Einerseits fragt man sich: Müssen sich die heute lebenden Deutschen schuldig fühlen, für die Taten der Nationalsozialisten, die bereits 60 Jahre zurückliegen? Kann man die Personen Goebbels, Himmler, Speer und vor allem Hitler heute nicht endlich als das darstellen, was sie wahrscheinlich wirklich gewesen sind: Krank, geistesgestört und jeder für sich betrachtet eine lächerliche Gestalt. Oder sollte man besser nicht darüber lachen, sondern sich immer an die Opfer des nationalsozialistischen Terrors erinnern und als Deutscher bei dem Gedanken daran mit ernster Miene durch die Welt gehen. In der heutigen Zeit sollte man beides miteinander verknüpfen und gerade diese Gratwanderung ist es, die „Mein Führer“ versucht zu bewältigen. Er zeigt, wie lächerlich die Führer des Nationalismus gewesen sind und gleichzeitig führt er einem die Opfer vor Augen. Letztendlich muss jeder selbst entscheiden, ob er in diesem Film über Sätze wie:
Goebbels: „Als Sie aus Sachsenhausen kamen sahen Sie besser aus.“
Grünbaum : „Ja, ja das Lagerleben…“
Goebbels: „…ist besser als sein Ruf.“
laut schallend lacht oder es nicht tut. Denn eines kann man über den Film auf jeden Fall sagen: Er ist äußerst sehenswert. Was nicht zu guter Letzt, an dem ausgezeichneten Ensemble liegt. Helge Schneider liefert ein Schauspiel ab, welches vor allem dadurch gefällt, dass er einmal nicht wie Helge Schneider auftritt. So ist „Mein Führer“ am Ende vielleicht nicht der Film, über den jeder lachen kann und vielleicht auch nicht jeder lachen sollte. Der Regisseur hat seine Wahl, sich der Komödie zu bedienen damit begründet, dass er sie als ein Element zum überzeichnen, überspitzen und um Widersprüchliches und Ungereimtes zur Schau zu stellen. Vielleicht verändert dieser Film nicht die Vergangenheit, doch eventuell ändert er die Art und Weise, wie man damit umgeht, denn wie Dani Levy sagte „im Lachen steckt das Potential der Erkenntnis“.

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