Am 2.11. „Rap vom Feinsten!“ in Magdeburg
al absolut keinen Bock auf Bushido, Fler und Konsorten? Trotzdem soll es aber Rap und HipHop sein? Fette Beats und deutsche Texte? Na, da haben wir was für euch: Pat-Cash und Nico Suave schauen am 2. November in der Magdeburger Sackfabrik vorbei und werden lautstark von VitArmin-B samt Keim und DJ Taip, dem wiedervereinigten VollRanClan, Meck und Firmament und weiteren DOPEntertainment-Acts. Hier geht es ausnahmsweise mal nicht um Perspektivlosigkeit auf der einen, und das Gewicht deiner Goldkette auf der anderen Seite. Die Akteure haben guten und intelligenten HipHop auf ihrer Agenda. Das dabei aber auch Kontroversen auftreten, stellen wir zusammen mit den beiden im Interview fest.
Inhaltsverzeichnis
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Hallo Pat-Cash! Du gilst als schwerbeschäftigter Mann. Woran arbeitest du im Moment?
Pat-Cash:
Also gerade bin ich an den Arbeiten zum zweiten Pat-Cash-Soloalbum. Derweilen organisieren wir gerade das Re-Release des ersten Albums „Rien Ne Vas Plus“ in Österreich und der Schweiz. Ausserdem bin ich ja noch Verlagseigner bei Wigwam Records und habe eine eigene Bookingagentur. Ich bin also ein vielbeschäftigter Mann.
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Kommen wir umgehend zu der dahinter stehenden Musik. Wie schreibt man eigentlich einen guten Song?
Pat-Cash:
Man muss sich das Thema, über das man schreiben will, bewusst werden lassen. Da fängts bei den meisten Rappern schon an… Man sollte dazu ein Brainstorming machen und dann fängt man einfach an zu bauen. Ein guter passender Beat kommt dann schon schnell aber er muss das Thema widerspiegeln und eine Einheit mit ihm bilden. Das ist so das Grundding und dann darf man aber nicht so Haus-auf-Maus-mäßig weiterbauen. Grundsätzlich sollte man auch nicht gleich die erste Zeile, die einem einfällt, nehmen. Dann wird das schon ein guter Track, den aber nochmal überprüfen sollte.
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Hattest du denn trotzdem schonmal eine echte Schreibblockade?
Pat-Cash:
Auf jeden Fall. Sobald ich ganz im Business bin wie etwa in Verwandlungen, die sich ja auch lange hinziehen, dann ist der Kopf vollkommen zu. Ich bin da künstlerisch zu nichts zu gebrauchen und du in der Zeit auch keine Texte schreiben. Fällt dochmal etwas ein, mach ich zumindest kurz eine Notiz für später.
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Wird denn deine Kunst da nicht zu sehr beeinträchtigt?
Pat-Cash:
Es ist schon definitiv Stress pur so zweigleisig zu fahren. Das alles ist relativ schwer zu vereinbaren und deshalb wird es wohl auch nicht mehr lange so bleiben. Aber ich muss ja weiterhin alles parallel vereinbaren. Zum Beispiel jetzt auch das Booken der Nico-Suave-Tour.
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Wie ist denn eigentlich zu der Zusammenarbeit mit Nico gekommen?
Pat-Cash:
Das hat so 2000, 2001 angefangen. Über Dendemann und Sleepwalker hatten wir schon Kontakt. Zu der Zeit kam sein DJ auch aus meiner Nachbarschaft. Im letzten Jahr sind wir uns dann wieder häufiger über den Weg gelaufen. Haben dann auch ein paar Konzerte gemacht und ich war dann am Ende auch auf „Nico Suave & Friends“ (Suaves 2007er Album). Jetzt touren wir halt gemeinsam durch das Land.
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Nun seid ihr beide ja in der Hamburger Szene fest verwurzelt, auch wenn Nico aus Menden kommt. Momentan ist aber eher Aggro-HipHop aus Berlin angesagt. Wie reagiert man da als Szene der eigentlichen Raphauptstadt darauf?
Pat-Cash:
Natürlich wäre es viel besser wenn es andersherum wäre. Aber wir versuchen alles um den Ball wieder zurück zu spielen. Ich finde einen Teil der Acts aus Berlin ja gut, vieles aber auch nicht. Auf jeden Fall ist das aber der Lauf der Dinge. Das ist ja von Stuttgart nach Hamburg damals gegangen, lange dort geblieben, dann ging es kurz nach München und nun halt schon ziemlich lange Berlin. Ich glaube aber auch, dass das bald wieder zurück kommt, wenn man weiterhin gute Arbeit vorlegt dann sowieso.

Pat-Cash mit Hanf-Sonnenblumen-Strauß: Sieht so die charmant-intelligente Alternative zu den Bushidos dieser Welt aus?
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Dich muss man ja eher dem intelligenteren HipHop zuordnen. Was macht der denn für dich überhaupt aus?
Pat-Cash:
Naja von selbst würde ich das nicht von mir sagen aber es ist schon richtig. Meine Texte sind halt nicht so stumpf wie die der Konkurenz. Ich feiere meine Beats richtig ab und vor allem feiere ich live richtig, da bin ich auf jeden Fall ganz weit vorne. Also ich würde schon sagen, in dem Punkt kann mir kaum einer was vormachen. Ich begeistere ja so auch Leute die Rock hören. Bei Myspace gab es Lobkommentare von Leuten, die sich dann als Gothic-Anhänger entpuppten. Grundsätzlich hört man ja einfach die Musik die gut ist und auch nicht nur speziell HipHop. Das ist für mich persönlich definitiv eine Bestätigung.
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Was kannst du uns denn unter diesen Voraussetzungen für den Sackfabrik-Gig mit auf den Weg geben?
Pat-Cash:
Sagt es allen weiter – Gott und der Welt! Das wird heute richtig gut!

Eintritt: 7 Euro.
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Hallo Armin! Steigen wir gleich voll in das Thema ein: Was zeichnet für dich guten HipHop aus?
VitArmin-B:
Er besitzt eine gewisse Aktualität und einen besonderen Blick für das Weltgeschehen aber auch die lokalen Probleme. Das Ziel sollte es sein Jugendlich mit politischen Dingen zu konfrontieren, denen sie ansonsten eher aus dem Weg gehen. Aber nicht in lehrerhafter Weise sondern viel mehr als eine Art Ausbildung fürs Leben.
Das haben Leute wie Torch, Pat-Cash oder eben Nico Suave auch schon ganz gut umgesetzt und sagen, dass man sich um mehr Dinge einen Kopf machen sollte als bloß um Party, Party. Bei diesem Aggro-Rap ist das anders. Da geben alle vor aus dem Ghetto zu kommen und dann heißt es nur alles ist schlecht. Es gibt nur das Ghetto und Drogen und trotzdem haben sie es geschafft. Da wird nur ein einziger Weg gezeigt. Das ist falsch. Da kommt zuviel bloße Aggression rüber. Die Leute sind, man muss es so sagen und sie sagen es ja auch selbst, schlechte Vorbilder für die jugendliche Zielgruppe. Bei Sido geht das ja noch irgendwie in Ordnung, da er ja mehr eine Karrikatur von diesem Bild ist und das auch von sich selbst so sagt. Bei Bushido kommt in dieser Hinsicht aber dann schon nichts mehr. Das ist nur noch vulgär.
Ich weiß halt auch nicht ob die Zielgruppe das so differenzieren kann.
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Nun heißt es aber dennoch in „Boss Im Osten“: Ich schreibe Texte mit dem Schw***, denn ich f**** das Land. Ist das nicht ein Widerspruch zu deinen Ansichten?
VitArmin-B:
So gesehen hat das mit diesen Sachen nichts zu tun, da ich das ja als Bild benutze und nicht um lediglich hart zu sein. Solange da eine Metapher erzeugt wird, ist das ja nicht so ein Babybrei. Natürlich geht es da viel um das eigene Ego. Aber nicht weil es irgendwie cool ist. Wenn ich sowas heutzutage sage wird das leider gleich auf diese Ghetto-Gangster-Schiene gebracht. Das wäre dann immer wie als wenn beim Fußball ein Spieler beim Elfmeter den Towart mit der Knarre bedroht. Das ist ja nun gar nicht meine Art.
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Bedarf es dann trotzdem solcher Wortwahl?
VitArmin-B:
Da muss man in dem Moment meine aktuelle Position sehen. Wenn mich jemand so bedroht oder provoziert, dann sage ich: Gut okay, das können wir in einem Battle ausmachen und dann wird geklärt wer der bessere ist. Da versuch ich dann natürlich noch einen drauf zu setzen und steh dafür aber auch ein. Aber halt nur im Rap. Wenn man mal sieht was ich mir in den letzten Jahren alles selbst und ehrlich erarbeitet habe und was dann von irgendwem kommt. So unreflektierte Kritik und Anfeindungen. Das war ja früher noch härter.
So schreibe man dann auch wie in Rage meine Texte. Da bring ich dann so und soviel Szene rein um den Hörer zu gewinnen. Diese Fäkalsprache gehört da dazu, weil irgendwo ist das hier ja nunmal ein Bestandteil von HipHop. Der ist ja eigentlich wirklich eine Unterschichtenmusik. Da muss es manchmal schon einfacher sein.
Für mich gibt es keinen harten oder weichen Rap sondern nur gut oder schlecht. Political Correctness darf aber gerade deswegen nicht fehlen.
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Wie schreibst du denn nun selbst einen guten Song?
VitArmin-B:
Also bei mir sind die besten Songs, die mit denen ich schon vorher ganz lange rumlaufe. Und irgendwann setze ich mich dann hin und schreibe sie auf einmal am Stück runter. Da ist dann der Knoten geplatzt. So war das auch bei „Boss im Osten (BIO)“. Zu dem Text muss dann ein bildliche Verbindung aus dem Instrumental und dem Beat kommen. Das wird dann auf jeden Fall gut. So ist das auch, wenn man versucht fremde Alben nachzuvollziehen: Da, wo konzeptionell rangegangen wurde, sind die richtigen Kracher.
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Und was willst du mit denen und deinen Mitstreitern nun am Freitag bewirken?
VitArmin-B:
Auf jeden Fall, dass die Leute so ab 21 mal wieder alle kommen und auch merken, dass wieder was für sie getan wird. Da sind ja sehr viele Oldschool-Heads da draussen. Und natürlich, natürlich wollen wir die Kids ansprechen. Den wird das vielleicht zu weich sein aber im HipHop gibt es kein hart und weich, sondern nur gut und schlecht. Den Veranstaltern aus Magdeburg wollen wir zeigen, dass man auch mal risikobereit sei muss und einen eher mittelbekannten Act aufbietet anstatt zweimal im Jahre Bushido hier her zu holen. Man kann nämlich auch mit intelligenten HipHop feiern und erfolgreich sein!
Weiterführende Links
Pat-Cash
Nico Suave
VitArmin-B
VAB’s „Boss Im Osten“ zum freien Download