Steffen Coßbau wirft den SCM zum 24:20 gegen Wetzlar. Trotzdem verzweifelt er am eigenen Klub

Der beste Mann war am Ende der Wasserträger. Steffen Coßbau, 23-jähriger Linksaußen der Bundesliga-Handballer des SC Magdeburg, schleppte jene Kiste, in der sich die zum teil noch gefüllten Wasserpullen der SCM-Spieler befanden. Normal die Aufgabe für Youngster wie Coßbau, doch am Samstagabend hatte er das nicht verdient gehabt. Coßbau war mit sieben Treffern bester Werfer der Magdeburger, er trug maßgeblich zum umkämpften 24:20 daheim gegen die HSG Wetzlar bei.
Coßbau ist dabei so etwas wie ein tragischer Held. Gegen Wetzlar traf er hochprozentig, er machte wichtige Tore in diesem knappen Spiel, er bewegte die ansonsten weitgehend stummen 4500 Zuschauern auch mal dazu, Emotionen zu zeigen. Doch Coßbau verlässt den SCM zum 30. Juni, er akzeptierte den ihm angebotenen, neuen Ein-Jahres-Vertrag nicht. Er ist damit das nächste Eigengewächs, das aus Magdeburg flüchtet. Auch Talente wie Dario Quenstedt, Patrick Schulz, Felix Storbeck, Philipp Weber oder Benjamin Meschke verlassen den Verein zur neuen Saison. Alle eint sie ein Grund: Sie wollen spielen. Anscheinend ist das für Nachwuchsspieler beim SCM aber kaum noch möglich. Der Klub bildet zwar hervorragende Talente aus, doch Vertrauen bekommen sie in der Bundesliga-Mannschaft in dieser Saison nur sehr selten. Auch wenn Manager Marc-Henrik Schmedt und Trainer Frank Carstens mit der so gut wie sicheren Europacup-Teilnahme überragende Arbeit leisten, so verscherbeln sie doch etwas fahrlässig das eigene Tafelsilber. Als SCM-Fan kann man nur hoffen, dass die beiden wissen, was sie zu tun. „Ich glaube nicht, dass ich mich unter den gegebenen Bedingungen gut weiterentwickeln kann“, sagt Coßbau zu seiner unbefriedigenden Situation. Sich die Position mit Yves Grafenhorst zu teilen sei kein Problem, betont er, „doch nicht im Verhältnis 95 Prozent zu fünf.“


Foto: Mathias Sichting

Dabei müsste Coßbau eigentlich viel mehr spielen. Nicht nur weil er eines der größten deutschen Talente auf Linksaußen ist, sondern auch wenn man sieht, wie Positionskollege Grafenhorst derzeit über das Feld holpert. Der einstige Nationalspieler hat ein schweres mentales Problem, schon seit Wochen ist Grafenhorsts Wurfquote unterirdisch. Er ist nur noch ein Schatten seiner früheren Tage. Und wenn das Publikum in der Bördelandhalle schon in dem Moment zum enttäuschten Stöhnen ansetzt, in dem Grafenhorst gerade einmal abgesprungen ist, kann etwas nicht stimmen. Dieses Problem muss Trainer Frank Carstens schnell in den Griff bekommen. Schließlich ist Grafenhorst ein wichtiger Eckpfeiler der nächsten Jahre, hat er doch unlängst seinen Vertrag bis 2014 verlängert.
Coßbau hingegen folgt Kumpel und Vereinskollege Patrick Schulz zum designierten Erstliga-Aufsteiger Eintracht Hildesheim. Diese Woche will er es offiziell bekannt geben.

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