25:28-Pleite in Minden und die Frage: Wo war Kretzsche?
Vor dem Spiel in Minden gab es erstmal nur eine Frage: Wo ist Kretzsche? Der Sportdirektor war nicht in der Halle, nicht nur die SCM-Fans wunderten sich wo er denn war. Doch Kretzsche ist nicht vom Erdboden verschwunden, sondern nahm an einer Tagung der G14-Group teil. Doch zu den 14 besten Klubs der Welt zählte der SCM vielleicht in der ruhmreichen Vergangenheit. Heute ist davon nicht mehr viel übrig. 25:28-Niederlage in Minden. Früher nahezu undenkbar. Christian Sprenger mahnt an: „Die Enttäuschung sitzt tief. Statt Wiedergutmachung für Balingen zu betreiben, sind wir in der zweiten Halbzeit schon wieder eingebrochen.“ Der Rechtsaußen war mit 8/4 Toren noch der beste Torschütze. Doch er hat nach dem peinlichen Auftritt den Ernst der Lage erkannt: „Wir müssen uns ernsthaft Gedanken machen.“ Wie wahr.
Schon in der ersten Hälfte läuft es in Minden alles andere als rund. Zwar führen die Gladiators mit 10:8. Doch in den ersten 30 Minuten hätte alles klar sein müssen. Aber: 15 Fehlwürfe und vier technische Fehler zeugen nicht von Europacup-Klasse. Da will der SCM zwar hin, jedoch nur Keeper Silvio Heinevetter verdiente sich in Hälfte eins mit 15 starken Paraden dieses Prädikat. Der Torwart treibt auch GWD-Trainer Richard Ratka zur Verzweiflung. „Wir machen die Scheiß-Dinger vorn einfach nicht rein“, flucht der Coach auf der Bank.
In der zweiten Hälfte bricht der SCM dann richtig ein. In der 44. Minute führt Minden erstmals (18:17) durch ein Tor von Andreas Simon. Die 2300 Fans in der Kampa-Halle reißt es von den Sitzen. Vom 18:18 zieht GWD auf 21:18 durch den Isländer Gylfi Gylfason weg (49.). Der SCM wird gedemütigt, wehrt sich aber auch kaum gegen den Einsatz und Kampf von Minden. Gylfason: „In der zweiten Hälfte sah es so aus, als ob wir den Sieg mehr wollten. Wir haben dem SCM ein paar Mal auf die Nase gegeben. Das wollten die wohl heute nicht.“ Am Ende verliert der SCM 25:28.
Auch, weil Heinevetter im SCM-Tor nur noch vier Bälle hält und sich der Angriff in den zweiten Hälfte acht Fehlwürfe sowie fünf technische Fehler leistet. Dazu kommt: Shooter Alex Vasilakis muss zum Ende mit Verdacht auf Knieprellung vom Parkett.

Foto: Stefan Deutsch
Der Ex-Magdeburer Stephan Just war nach dem Spiel zufrieden.
„Apollo“ zu urbanite: „Schon heute morgen um halb zehn beim Kaffee habe ich dran geglaubt, dass wir den SCM schlagen können. Wir konnten ihre Fehler nutzen.“ Der GWD-Sieg ist umso höher zu bewerten, da Minden mit letztem Aufgebot spielte.
Beim SCM fehlten Andreas Rojewski, Fabian van Olphen und Dennis Krause drei Leute. Van Olphen, der für Kretzschmar als Mannschaftsverantwortlicher fungierte, war nach Schlusspfiff wie alle Magdeburger fassungslos: „Die Talfahrt geht weiter, wir haben schon wieder zwei Punkte liegen lassen. Es wird von Woche zu Woche schwerer, den EC-Platz zu erreichen.“ Mit dieser Talfahrt hängt auch der Abschied von Coach Michael Biegler zusammen. Am 1. April verkündete der Trainer seinen Vertrag nicht verlängern zu wollen. Die Fans diskutieren schon, ob Biegler mit diesen dürftigen Leistungen seiner Mannschaft einen vorzeitigen Abgang provozieren will. Das ist zwar unwahrscheinlich, aber seitdem er verkündete den SCM zu verlassen, holten die Gladiators nur drei von möglichen acht Punkten. Zumindest GWD-Manager Horst Bredemeier war zufrieden. „Das war kein hochklassiges Spiel. Aber wir haben den Sieg mehr gewollt“, sagte „Hotti“ nach Schlusspfiff zu urbanite und fügte an: „Eigentlich hätte man dies von Magdeburg erwartet. Denn der SCM kämpft ja um den Europacup-Platz.“ Wahre Worte. SCM-Kapitän van Olphen hat die Zeichen der Zeit erkannt, fordert von seinen Mannschaftskollegen: „Als wir als Mannschaft zusammen gekämpft und gespielt haben, waren wir erfolgreich. Da müssen wir endlich wieder hinkommen.“