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SCM verliert nach großem Kampf gegen Kiel

Diese Leistung hätte kaum einer den Handballern des SC Magdeburg zugetraut. Gegen Liga-Krösus THW Kiel hielten die Magdeburger über weite Strecken gut mit, unterlagen am Ende unglücklich 29:30 (14:15). Obwohl es im Vorfeld eigentlich nur über die Höhe des Kieler Erfolgs gesprochen wurde, agierte der SCM äußerst kampfstark und verlangte dem THW alles ab. Somit zeigten sich die Gladiators auch wenig geschockt von der Knaller-Meldung im Vorfeld der Partie, als Coach Michael Biegler und der SCM bekannt gaben, den Vertrag des Trainers einvernehmlich zum 31.12. den Vertrag aufzulösen.
Doch zu Beginn des Spiels sah es gar nicht gut aus. Schon nach 2:03 Minuten muss Biegler beim Stand von 0:3 eine Auszeit nehmen. Seine Truppe war wohl mit dem Kopf noch in der Kabine. Die eindringlichen Worte des Trainers wirken zunächst jedoch nicht. Kiel spielt konzentriert in der Abwehr und wirft vorn einfache Tore. So führen die Zebras von Ex-SCM-Coach Alfred Gislason beim 6:2 durch Daniel Narcisse (7.) erstmals mit vier Toren. Die Fans befürchteten Schlimmstes. Überhaupt die Fans: Als die Zuschauerzahl von 5568 durchgegeben wird, können sich viele das Lachen nicht verkneifen. Die Halle ist gut gefüllt, Experten schätzen zirka 1000 Zuschauer mehr in der Halle. Doch zurück zum Spiel: Der SCM ist keineswegs gewillt sich abschießen zu lassen, sondern hält nun richtig dagegen. Die Abwehr steht überragend (vor allem die Leistung des erkälteten Bartosz Jurecki verdient das Prädikat weltklasse), im Tor steigert sich Gerrie Eijlers (in der ersten Hälfte sechs starke Paraden). In der 21. Minute steht die ganze Halle, als der langzeitverletzte Damien Kabengele sein erstes Saisontor zum 10:11-Anschluss erzielt. Der erste Ausgleich der Partie lässt dann auch nicht lange auf sich warten: Der überzeugende Bennet Wiegert besorgt in der 23. Minute das 11:11. In die Halbzeit gehen die Magdeburger mit einem knappen 14:15-Rückstand. Doch wer hätte das vor dem Anpfiff schon für möglich gehalten? Die spannende Frage in der Halbzeitpause: Können die Gladiators weiter dieses hohe Tempo der Kieler mitgehen? Beim SCM müssen die meisten Spieler durchspielen, der THW kann hingegen seine Weltklasse-Spieler hin und her wechseln. Zu Beginn der zweiten Hälfte bestimmt dennoch der SCM das Spielgeschehen, lässt die wenig aggressive Abwehr des THW Kiel oftmals ziemlich alt aussehen. Vor allem in der 38. Minute, als Ösi Robert Weber zur ersten Führung einnetzt (19:18). Die THW-Stars? Auf einmal verunsichert. Das nutzt der SCM, hält das Spiel lange Zeit offen. Sogar eine doppelte Überzahl können die Norddeutschen nicht gewinnen. Viereinhalb Minuten vor Schlusspfiff sieht alles nach der großen Überraschung aus: Yves Grafenhorst verwandelt von Linksaußen zum 28:27. Doch dann kommt es wie so häufig: Die Spitzenmannschaft ist in den wichtigen Momenten da. So führt der THW in der 58. Minute durch zwei Knaller von Rückraum-Granate Filip Jicha 29:28. Als dann auch noch Kiel-Torwart Thierry Omeyer einen Siebenmeter von Andreas Rojewski hält, ist das Spiel gelaufen und der THW gewinnt am Schluss glücklich 30:29. Beste Torschützen in einer starken SCM-Mannschaft waren Rojewski (9/3) und Grafenhorst (4), beim THW überzeugten Jicha (7) und Kim Andersson (6). Auch SCM-Torwart Eijlers (14 Paraden) verdiente sich Bestnoten. Doch die 13 Fehlwürfe und zehn technischen Fehler waren einfach zu viel, um den THW zu bezwingen. Nach der hitzigen Partie kamen dann alle schnell wieder runter. Das lag vielleicht am Kasten Bier, den Geburtstagskind Dennis Krause (er wurde 22) in die Kabine stellte. Vor allem die beiden Franzosen Kabengele und Omeyer flachsten und redeten in den SCM-Katakomben und ließen sich das sicherlich verdiente Bierchen schmecken. Weiter geht´s für die Gladiators am 11. November in Hamburg. Das Spiel beginnt um 19:15 Uhr, das DSF überträgt live aus der Color-Line-Arena.


Fotos: Mathias Sichting

Die Stimmen zum Spiel:

Gerrie Eijlers: „Im Vorfeld des Spiels haben wir uns geschworen alles zu geben. Wir haben 56 Minuten lang gut ausgesehen, dann profitierte Kiel von seiner Erfahrung. Die konnten zudem mehr durchwechseln. Am Ende waren wir müde und hatten auch Pech. Ich bin einfach nur enttäuscht.“

THW-Torwart Thierry Omeyer: „Wir haben nicht gut gespielt, aber wichtig ist nur der Sieg. Nach gutem Start haben wir klare Chancen verworfen. Einfache Tore stärkten Magdeburgs Selbstvertrauen. Zweite Halbzeit waren sie ganz heiß und mit den Fans in ihrem Rücken wurde es ganz schwer für uns.“

Omeyer zum entscheidenden Siebenmeter kurz vor Schluss, den er von Rojewski hält: „Ich mag solche Situationen, wo ich die Entscheidung herbeiführen kann.“

Bartosz Jurecki: „Wir spielten sicher nicht schön, aber Handball mit Herz. Wir hatten große Chancen gegen Kiel zu gewinnen. Der von Rojewski verschossene Siebenmeter hat uns nicht das Spiel verloren. Jetzt müssen wir noch ein Jahr auf den Sieg gegen Kiel warten.“

Robert Weber: „Wir haben super gespielt und gekämpft. Am Ende aber zwei blöde Fehler gemacht. Ein Unentschieden war drin. Es ist bitter für uns, dass es nicht gereicht hat.“

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www.scm-gladiators.de

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