Theater unter freiem Himmel

Auch in diesem Jahr ist der Sommer in Magdeburg alles andere als kulturlos. Passend zur Jahreszeit gibt es jetzt Theater in erster Linie unter freiem Himmel. Das Theater Magdeburg und das Theater an der Angel legten im Juni mit „Evita“ und der „Ballade von Garumo“ schon mal vor. Im Juli ziehen nun die anderen nach.

Den Anfang macht am 2. Juli das Puppentheater. Dann betritt Kasper höchst selbst die Sommertheaterbühne und es entspinnt sich eine satirische und zugegebenermaßen fiktive Zeitreise durch unsere Kulturgeschichte. Kaspers erster Besuch in Magdeburg datiert übrigens auf den 20.5.805 und mit hemmungsloser Offenheit geht es nicht nur zahlreichen Zeitgenossen an den Kragen, sondern auch seiner Lieblingsstadt Magdeburg. Das Hofspektakel basiert auf dem Buch „Ich bin nicht lustig – Tagebuchfragmente eines Kaspers“, das aus Anlass des 50. Jubiläums des Puppentheaters entstanden ist. Gespielt wird vom 2. bis 15. Juli, täglich außer montags.

Eine ganz ungewöhnliche Location haben sich die Hengstmänner für ihr Sommertheater ausgesucht. Vom 6. bis zum 31. Juli immer dienstags bis freitags soll „Die Magdeburger Zauberflöte“ eine mentale Abwechslung in die Elbemetropole bringen. Und wenn man nun die These aufstellt, dass man bei der Ausgrabung von Edithas Gebeinen in jenem Sarg, der sich immer noch in Halle befindet, als Grabbeilage eine sogenannte „Magic Flute“, also eine Zauberflöte fand, steht das erst einmal als These. Die drei Hengstmänner Frank, Sebastian und Tobias werden gemeinsam mit Franziska Hengstmann, Franziska Bopp und Thomas Streipert all ihre Kraft aufbringen, um diese These zu beweisen. Auch musikalisch.

Nach den erfolgreichen Sommerinszenierungen 2009 von „Was Ihr Wollt“ haben die Schauspieler der Bredemeyer-Company in diesem Jahr erneut einen Shakespeare-Klassiker ausgewählt und laden zu einem witzig-rasanten Theatervergnügen auf den Hof der Festung Mark. Ab dem 8. Juli zeigen sie „Der Sturm“.In der ersten Koproduktion von „Zeter&Mordio“ und der „Bredemeyer Company“ spielen Eva Medusa Gühne, Moritz Röhl und Wolfgang Gundacker in der Regie von Bert Bredemeyer. Weitere Termine: 9./10./15./16./ 22./23./24. Juli.

Das Poetenpack ist im Juli gleich mit zwei Stücken im Möllenvogteigarten zu Gast. Ab dem 10. Juli gibt es an mehreren Nachmittagen „Pinocchio“ für die jüngeren, ab dem 15. Juli dann abends Kleists Komödie „Amphitryon“ zu erleben. Carlo Collodis „Pinocchio“hat gut hundert Jahre überlebt. Nicht, weil der neugierige Lausbengel der keine Lust auf Schule hat aus Holz ist, sondern weil seine Seele und sein Hirn in diesem Holzkörper grundlegendes über Freuden, Nöte und die Abenteuerlust von Kindern erzählen. „Amphitryon“ führte lange als vermeintlich bloße Übersetzung des Erfolgsstückes von Molière ein Nischendasein in der Wahrnehmung von Kleists Gesamtwerk. Dabei hatte bereits der zeitgenössische Herausgeber Adam Müller zu Recht erkannt: „Eigenthümlich und im edelsten Sinne des Werks original ist diese Bearbeitung des Molière.“

Vom 28. Juli bis zum 01. August wird der Innenhof des Forum Gestaltung beim 16. Versuch von „Olvenstedt probiert’s“ von jeder Menge Dragonern, Kürassieren und Marketenderinnen bevölkert, die „Appels Ehle-Kiosk“ zu Wallensteins Lager umfunktionieren und die Fans und Pappenheimer der Theatergruppe Braune-Sommer-Wiese diesmal in die Zeit des 30jährigen Krieges versetzen.Wie immer verfolgt Kultregisseur Sebastian „Basti“ Wiese mit seinen Mitstreitern Beate, Achim, Fränki, Torte und Benno F.C. das ehrgeizige Ziel, nicht nur den Ruf und die Lebensqualität des eigenen Stadtteils, sondern die der gesamten Erde zu verbessern, indem er diesmal mit seiner Inszenierung von Schillers „Wallenstein“ u.a. einen Ausweg aus den „kriegsähnlichen Zuständen“ in Neu-Olvenstedt und Afghanistan aufzeigen möchte.

1995 feierte der erste Teil als „Das Leben und das leiden des Faust zu Magdeburg“ Triumphe im Hinterhof der Galerie Süd. Nun, 15 Jahre später, startet vom 3. bis 28. August der zweite Teil in der Magdeburger Feuerwache: als „Bördefaust Teil II“. Dabei handelt es sich um die insgesamt vierte Faust-Version von Autor Bernd Kurt Goetz, und wie stets ist er bemüht, das Original von Goethe zu kürzen und zu verbessern. Und dort, wo Längen drohen oder der Witz lahmt, greift Komponist Christoph Deckbar mit seiner Musik als ein Retter ein, der jede Note höher schlagen lässt.


Fotos: Veranstalter

Wie schafft es das Individuum innerhalb der bestehenden Gesellschaft für sich den nötigen Freiraum für Selbstbestimmung und Freiheit zu behaupten? Die Figuren, die in den bisherigen Sommertheatern des theater marameo im Mittelpunkt des Bühnengeschehens standen, fanden jeweils für sich die unterschiedlichsten Herangehensweisen. Mit Schillers „Die Räuber“ nun will die Theatertruppe die Frage erneut stellen: Eine Gruppe von Menschen entscheidet sich aus freiem Willen, der bestehenden Gesellschaft den Rücken zu kehren und das Leben frei zu leben. Die Bedeutung des italienischen „marameo“ – „eine lange Nase machen“ -, wird mit den Räubern auf eine neue Ebene gehoben. Vom 5. bis 22. August im Möllenvogteigarten.

Nach dem Ausflug in die Welt des Fußballs und in die MDCC-Arena reaktiviert das Theater an der Angel vom 14. Juli bis 1. August den „Sommerfloh“ und vom 13. bis 29. August den „Sommernachtsball“. Beide Stücke sind wie gewohnt in der Villa auf dem Werder zu erleben – in schönster Tradition der Sommertheater von Ines Lacroix, Matthias Engel und ihren Gästen. Restkarten für die Vorstellungen, die immer mittwochs bis sonntags gezeigt werden, gibt es an der Abendkasse. Oder einfach mal anrufen und nachfragen.

Zwei kurze Sommertheater-Intermezzi in Magdeburg zeigen im Juli Tabea und Tobias Wollner in der Feuerwache und die Kabarettisten der „Kugelblitze“ im Moritzhof. T&T Wollner gastieren vom 28. bis 31. Juli mit „Das Auditorium der Bella Molinaria. Die schöne Müllerin“.Man erfährt, wie es arbeitslosen Müllerinnen während der Industrialisierung in Frankreich erging, die wahre Geschichte über das „Phantom der Mühle“ oder den Einfluß der „Schönen Müllerin“ auf unser heutiges politisches Liedgut.Ihr könnt als Klassikfan oder Klassikgegner in den Abend hineingehen oder als solcher auch wieder hinaus. Extra für zwei Vorstellungen am 20. Und 21. August entwickelten die „Kugelblitze“ ein Open-Air-Programm mit dem Titel „Offen! Luft!“. Darin machen sie das, was sie am besten können, nämlich gutes, musikalisches Kabarett. Keine Sorge, das wird kein Open-Air-Musical, bei dem man Editha mit Evita verwechselt. Die Glanzlichter (dummdeutsch heißt das Highlights) aus den Programmen der vergangenen Jahre werden wieder an das Licht der Sonne geholt, geputzt, aktualisiert und völlig neu interpretiert.

Schreibe einen Kommentar