Der Frontmann der Scycs auf Solopfaden
Einige Künstler geben sich allerdings wirklich Mühe und überraschen. Beispielsweise, indem sie sich nach jahrelanger erfolgreicher Aktivität im Bandkollektiv entschließen, zur Abwechslung mit einem vielseitigen, verspielten Pop-Solodebüt aufzuwarten.
Wie eindrucksstark die Songs seines kommenden Albums sind, bewies Scycs – Frontmann Stephan Michme vergangenen Samstag beim ersten Solo- Live Gig in der Feuerwache.
Vorher stand uns der Musiker noch exklusiv Rede und Antwort:
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Du kennst das vielleicht selber: Sobald der Frontmann einer bekannten Band ein Soloalbum veröffentlicht, fragt sich der interessierte Musikfan zweierlei: Erstens, was war nach 13 Jahren Scycs wohl der zündende Einfall zum Solodebüt?
Michme:
Der Traum auch mal solo zu arbeiten ist insbesondere durch ständiges Nachfragen von Journalisten in meinen Kopf gepflanzt worden. Da ist er dann geblieben, gewachsen und jetzt kommt er raus. Ein bisschen wie ein Alien. Hoffentlich wird es nicht so gruselig.
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Zweitens wird natürlich darüber spekuliert, wie wohl das Endergebnis klingen könnte. Da überraschen die Demos zu deinem kommenden Album “Michme“ doch sehr. Nicht nur, weil sie im Vergleich zum bisher bekannten Scycs – Indierock – Liedgut wesentlich entspannter, ebenso emotional, aber mitunter insgesamt experimenteller klingen, sondern besonders, weil Du Deutsch singst…Was hat dich bei deinem Soloprojekt zu diesem Richtungswechsel bewogen?
Michme:
Eine englischsprachige Indierock/pop-Scheibe als Soloküntler zu machen, ist für mich als Scycssänger absolut unspannend. Ich höre sehr viel Popmusik auch deutschsprachig, außerdem hab’ ich, bei meiner Arbeit als Moderator und Journalist, sehr viel mit der deutschen Sprache zu tun. Und so haben sich Interessen, Träume und Gewohnheiten logisch zusammengefügt.

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Nach eigener Aussage bist Du ein unruhiger Geist. Außerdem seid ihr unter anderem mit Eurem eigenen Label/Musikverlag Heartdisco Records, der ambitionierten Förderung diverser Musikerkollegen und natürlich, nach wie vor, den Scycs äußerst aktiv. Wo und wie hast Du Zeit und Inspiration gefunden, so ein klangvolles Album zu schreiben, das sowohl beim Hören als sicherlich auch live eine sehr intime Atmosphäre schafft?
Michme:
Danke für das Kompliment! Ich hab’ diesen Traum und um Träume zu verwirklichen muss man sich die Zeit nehmen dafür zu arbeiten. Ich hab also verzichtet sonntags Ritterfilme zu schauen und bin abends später ins Bett als üblich. In dieser Zeit hab’ ich mit Zwiebel zusammengehockt und wir haben die Songs geschrieben. Da ging es nur um den Findungsprozess und die Entwicklung der Vision “Michme als Solokünstler”. Ich hab’ halt einfach weniger geschlafen als es gesund wäre.
Die richtige Arbeit kommt ja noch, bei der wirklichen Produktion des Albums.
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Was bedeutet dir Paris?
Michme:
Sehr viel! Ich hoffe das hört man. Die ausführliche Erklärung kann man dann in meinem ersten Roman lesen. Der kommt 2012. Da bin ich dann vierzig. Und ja es geht natürlich um eine Frau und einen Mann.
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Jamiroquai haben ihr drittes Album „Travelling without moving“ benannt? Würdest Du sagen, deine Musik könnte ähnliche Zustände beim Hörer bewirken?
Michme:
Ich wünsche mir das! Und ich hoffe ich hab alles getan, um das auch zu schaffen. Die Band besteht aus unglaublich guten Musikern, die auch irre gute Typen sind. Das macht das Proben und Arbeiten zu einem tollen Erlebnis und das hört und fühlt man dann hoffentlich auch auf der Bühne und natürlich davor.

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Was ist in der heutigen Zeit zwischen Jet Set und Transrapid echter Luxus für dich?
Michme:
Ausschlafen, Urlaub, Kicken mit meinen Fußballkumpels, den Arsenal FC live sehen…So was halt.
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Vervollständige bitte folgende Sätze:
Solokünstler sein heißt?
Michme:
Ich hab’ noch keine Ahnung, was das bedeutet. Werde es ja jetzt herausfinden. Zumindest sagt meine Band Chef zu mir, aber ich glaube die verarschen mich.
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Musik kann…?
Michme:
Alles!
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Kreativität ist…?
Michme:
Wichtig!
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Glück bedeutet…?
Michme:
Für jeden etwas anderes.
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Reisen bedeutet…?
Michme:
Zu lernen.
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Leben heißt…?
Michme:
Atmen, Rotwein trinken und Vitello Tonnato essen.
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Schließen sich, deiner Meinung nach, Dichtung im Sinne eines Auslebens kreativen Schaffens und Denken im Sinne rein rationalen Handelns aus, oder vereinigen sich beide Gegensätze gerade in der Musik?
Michme:
Die Frage ist mir zu verkopft. Auf der Suche nach der Antwort würd’ ich keine Zeit für die Musik mehr haben.
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Was denkst Du im Zuge der momentanen musikalischen Tendenzen, nach „NDW“ und „NNDW“ („Neue, neue deutsche Welle“ [u. a. Juli, Silbermond etc.]) über das Dichter- und Denkerland?
Michme:
Das Land gibt es, aber die zitierten Bands sind nicht gerade repräsentativ (textlich gesehen, ich mag die Musiker und Menschen Silbermond sehr).
Lindenberg, Kettcar, Wir sind Helden, Wolke, Klee, Erdmöbel, Paula würden da eher passen.
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Wohin möchtest Du deine Fans mitnehmen?
Michme:
In mein Herz, meinen Bauch und meinen Kopf. Am besten wäre, wenn sie da nie mehr raus wollen würden.
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Wo möchtest Du in Zukunft ankommen?
Michme:
In der obigen Aufzählung deutscher Texter!
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Was kommt in Zukunft?
Michme:
Ich hab’ keine Ahnung…
Mit Stephan Michme sprach Bernd Biermann. Wir danken für das Interview und wünschen viel Erfolg für die weitere Musikkarriere!
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Alle Bilder: Stephan Michme