Schön(er) Schein(en) bis zum 30. Juli im Theater an der Angel
Und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass die „Angler“ Ines Lacroix und Matthias Engel ihr Sommertheater in diesem Jahr in dieser Villa spielen, da, wo sie zuhause sind. „Schön(er) Schein(en – Eine Komödie im Dunkeln“ heißt das Sommerstück, das noch bis zum 30. Juli zu sehen sein wird und das, wie so oft, schon mit allen Vorstellungen restlos ausverkauft ist. Denn das Theater an der Angel zu besuchen ist immer auch ein bisschen wie nach Hause kommen. Man kennt das Team, man kennt das Haus, man schätzt die Herzlichkeit der Angler und ist fasziniert vom maroden Charme des Hauses. Genau so und nicht anders will man es haben. Und man weiß, dass man immer etwas Besonderes zu erwarten hat, Theater ist hier anders als anderswo. Man ist als Zuschauer immer irgendwie Teil der Inszenierung.

So ist es natürlich auch dieses Mal wieder. Schon eine Stunde, bevor im Inneren der Villa das eigentliche Stück beginnt, fängt draußen das Theater an. Wie man es von den „Anglern“ gewohnt ist, gibt es da nämlich bereits viele kleine Happenings in einer „Schönscheinwelt“ um das Haus herum. In einer nagelneu gebauten Orangerie mit weißem Sand und Sitzkissen gibt es Geschichten eines Wunderdoktors, am Rollebaum kann man singen, es gibt Fitness unterm Himmelszelt, Kunst entsteht im Atelier, man lernt etwas über Elektrizität und Anna Blume verkauft Kreuze und Engel.


Fotos: Lars Frohmüller
So ist man schon bester Laune, wenn zum eigentlichen Stück in den Zuschauersaal gebeten wird. Und das beginnt, wie man aus dem Titel schon erahnt, im Dunkeln. Nur schemenhaft sind weiße Gestalten auszumachen, der Magdeburger Theaterfreund erkennt aber allein an den Stimmen die Geschwister Wollner. Und es dauert auch nur Minuten, wenn Tobias zum ersten Mal an diesem Abend in die Klaviertasten greift und Tabeas markante Stimme ertönt. Und dann geht plötzlich das Licht an – und während die Zuschauer geblendet sind, dann aber endlich den Bühnenraum auch optisch erfassen, beginnt für die Darsteller die Zeit der Orientierungslosigkeit. Denn jetzt tappen sie im Dunkeln. Scheinbar. Oder vielleicht doch nicht? Denn eine alte Weisheit sagt: „Das Gesicht des Menschen erkennt du bei Licht, seinen Charakter im Dunkeln“. Und so folgen dem Kurzschluss jede Menge von Verwicklungen, Missverständnissen, Schrecksekunden, neuen und alten Liebeleien und am Ende natürlich ein Happy End. Dann ist auch das Licht wieder da – und der Zuschauer sitzt wieder im Dunkeln.
Neben den Wollners spielen natürlich die Angler Ines Lacroix und Matthias Engel die Hauptrollen in dieser verrückten Komödie, die von Peter Wittig und Therese Thomaschke in Szene gesetzt wurde. Ebenfalls auf der Bühne Franziska Kriebisch, Beat Lacroix und Rainer Mette. Und sie reizen dabei den Spaßfaktor bis an die Grenzen des Klamauks aus. Da wird im scheinbar Dunkeln getastet, geschubst, geschlagen, gestolpert und geküsst – und das Publikum hat Spaß ohne Ende. Apropos Ende, dieses ist natürlich wieder eines nach Art des Hauses: Es wird gesungen. Natürlich im Dunkeln. Nur UV-Licht beleuchtet den Liedtext im Programmheft. Eine tolle Idee wie so viele an diesem Abend.