Jeppe vom Berge oder eine Nacht im Paradies
Der Bauer Jeppe vom Berge ist ein vom Schicksal gebeutelter Tropf. Seine Frau schlägt ihn, der Wirt nimmt ihn aus und der Küster der Dorfkirche schläft mit seiner Frau. Was bleibt ihm da, als im Alkohol Trost zu finden. Nun soll er wieder mit ein paar Öre in der Tasche zu Fuß in die ferne Stadt, um Seife zu kaufen. Sein Weg führt an der Kneipe vorbei, sein Durst wird unerträglich, und wenig später torkelt er mit leeren Taschen aus der Wirtschaft. Er kann sich nicht mehr auf den Beinen halten und schläft im Straßengraben ein.
Das passiert nicht zum ersten Mal. Doch diesmal nimmt die Geschichte eine verrückte Wendung. Der Baron, sein Lehnsherr, und dessen fideles Gefolge finden ihn und planen ein Amüsement auf Jeppes Kosten. Sie verfrachten ihn in das Bett des Barons, ziehen ihm dessen Kleider an und machen ihn, als er aufwacht, glauben, er sei der Baron. Jeppe ist zunächst verwirrt, sieht sich im Paradies angekommen und freundet sich allmählich mit der Rolle des Herrn an. Und weil er den Umgang des Barons mit seinen Untergebenen selbst oft schmerzlich erfahren hat, treibt nun auch er seine Herrschaft genussvoll auf die Spitze.
Die Komödie des Norwegers Ludvig Holberg wurde 1722 in Kopenhagen uraufgeführt. Die Vermutung, er habe mit dem kraftvollen Stück zeigen wollen, was passiert, wenn ein Unterdrückter in eine Machtposition kommt, stimmt nur halb. Ohne für eine der Figuren des Stücks Partei zu ergreifen, entwickelt er ein höchst unterhaltsames soziales Experiment. Ein intelligentes Vergnügen für die Zuschauer, die so immer wieder neu mit Sympathie und Kritik auf die Akteure schauen können.