Neu entdeckt: Destina

Quasi im Handumdrehen wurde aus dem „La Baracca“ das „Destina“ – nach wie vor eine architektonische Perle, trumpft das schaumgeborene Szenelokal mit hippen jungen Servicekräften auf. Und deren professionelle Lockerheit zieht uns in den Bann.

Wir wollen uns wirklich nicht in die Riege derer eingliedern, die dem „Baracca“-Konzept hinterhertreten, als hätte uns das Bestellen per Touch-Pad den Glauben an die Gastronomie geraubt. Aber wir geben gerne zu, dass uns die neuen Jungs im Service des „Destina“ mehr Freude bereiten als kalte, fingertappige Bildschirme in der Hand. Es beginnt mit einer gekonnt charmanten Einweisung in die tagesaktuelle Steinpilzkarte durch einen schlanken jungen Herren mit blitzsauberem Haarschnitt. Wir können nicht anders und legen ein Steinpilzrisotto (11,50€) als Zwischengang fest. Die kleine Eskapade entpuppt sich als Geschmackssensation. Saftige Fetzen vom frischen Steinpilz aromatisieren ein perfekt abgeschmecktes Reisbad so hervorragend, dass wir unserem 7 Monate alten Sohn auch eine Gabel voll anbieten. Machen wir es kurz: Er schmatzt und jauchzt so glückselig, dass am Ende 20 Gabelspitzen draus werden. Das Versprechen des Hauses, „Mediterranes pur“ zu präsentieren, verifiziert sich auch in allen anderen Gängen. Ein mild abgestimmtes Carpaccio vom Polypen (4,80€) eröffnet den Reigen, Baby-Calamari in chilisierter Weißweinsauce (6,80€) spielen das Intermezzo bevor mit dem Trio vom Kaninchen (6,40€) das Finale zündet. Handwerklich spielt diese Küche auf dem gleichen Niveau wie die besten Regionalrestaurants zwischen Sorrent und Rom. Die Beigaben in Form von Balsamico-Karotten, Pimientos und Rosmarinkartoffeln sind preislich zwar ein Faustschlag ins Gesicht der ansonsten sehr fair kalkulierten Gerichte. Bei 3,80€ für eine Handvoll Karottenscheiben würde sogar ein Zweisternekoch rot im Gesicht. Aber gut: Alles in allem fühlen wir uns preislich gerecht behandelt. Zumal der Service wirklich tadellos funktioniert hat und die Küche auf höchstem Niveau sehr bekömmliche Speisen rausschickt. Und das galt ebenso für die scheinbar lapidare Pizza Imperatore (5,90€). Der Veltliner (02,l für 6,60€) kam in Perfekttemperatur, war ein charmanter Speisenbegleiter und wenn auch kein Spitzenwein immerhin so lässig auf der Zunge, dass weder zu viel Pfeffer noch Säure dem Essen im Weg standen. Und damit kommen wir zum Schluss, dass dieses Glas Wein durchaus als Pars pro totum für das gesamte „Destina“ stehen kann. Denn in die hochdekorierte Marketing-Innenarchitektur hält gerade Charme Einzug. Das Personal trägt weder Uniform noch steife Kragen, hin und wieder wippt einer dieser jungen Menschen im Takt der Hintergrundmusik. Alles was im „La Baracca“ so fucking Zeitgeist war, verblasst hinter dem erotisierenden Parfüm, das die hübsche Brünette am Empfang aufgelegt hat. Und als später am Abend ein Koch im Restaurant mit einem Gast herumalbert, sind wir uns sicher – gute Gastronomie braucht genau drei Zutaten: Menschen, die mit Leidenschaft und gewitzter Zunge kochen. Menschen, die Bock haben, gute Produkte mit warmen Worten an den Mann zu bringen. Und Menschen, die sich ohne Allüren darauf einlassen. „Destina“ – Dein Schicksal liegt in den Händen dieser Menschen… wir wünschen Dir, dass es klappt. Ansonsten besuchen wir Dich auch gerne in anderen Räumen. Denn was hier geboten wird, passt genauso gut in ein enges und verwinkeltes Kellerlokal, in dem alle Gäste Freunde sind.

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