Bandscheibenvorfall: Was wirklich hilft
Schmerzen im Rücken oder im Nacken, eine eingeschränkte Mobilität, Kribbeln in den Beinen und vielleicht sogar ein Taubheitsgefühl in den Armen: ein Bandscheibenvorfall kann sich in vielerlei Hinsicht ausdrücken – und gehört leider nicht der Seltenheit an. Etwa 180.000 Deutsche sind jedes Jahr betroffen.
Die gute Nachricht vorab: Ein Bandscheibenvorfall lässt sich in der Regel innerhalb von einigen Wochen behandeln. Dabei ist es jedoch wichtig, die bestmögliche Therapie zu wählen und auch zu beachten, was man auf jeden Fall unterlassen sollte. Welche Art von Sport ist hilfreich und wovon gilt es vorerst lieber Abstand zu halten? Und wann macht es eigentlich Sinn, über eine Operation nachzudenken? Fragen, mit denen sich Betroffene eines Bandscheibenvorfalls beschäftigen – hier die wichtigsten Antworten dazu.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Bandscheibenvorfall und wie erkennt man ihn?
Die Wirbelsäule umfasst als Herzstück des menschlichen Bewegungsapparats insgesamt 24 Wirbel und steckt hinter allgegenwärtigen Bewegungen, wie etwa dem Drehen des Kopfes und dem Hinunterbeugen. Nur reichen die Wirbel allein dafür nicht aus, würden sie ohne Puffer doch aufeinander reiben und große Schmerzen verursachen – hier kommen die 23 Bandscheiben der Wirbelsäule ins Spiel. Sie federn den bei Bewegungen entstehenden Druck zwischen den einzelnen Wirbeln ab und ermöglichen so eine schmerzfreie Mobilität.
Bei einem Bandscheibenvorfall dringt die Gallertmasse im Inneren der Bandscheibe aus ihrem Faserring heraus und drückt so schmerzhaft auf umliegende Nerven. Dies kann altersbedingt sein, durch einen Unfall oder oft auch durch einen Mangel an Bewegung ausgelöst werden. Bei wenig Bewegung sind die Bandscheiben häufig einseitig belastet, was sie auf Dauer strapaziert und anfälliger für einen Bandscheibenvorfall macht. Dies kann zu einer Vielzahl an Symptomen führen – manche gravierender, aber auch seltener als andere.
Zu den häufigen Symptomen zählen:
- Ziehende oder stechende Schmerzen in der betroffenen Region der Wirbelsäule, sowohl bei Belastung als auch bei Ruhe
- Ausstrahlende Schmerzen auf andere Körperteile
- Kribbeln in den Armen oder Beinen
- Taubheitsgefühl in den Armen oder Beinen
- In schwerwiegenden Fällen Inkontinenz
Diese Anzeichen sind üblich und können auf einen Bandscheibenvorfall hindeuten – sollten ein oder mehrere Symptome auftreten, so ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen. Dieser kann, neben einem Blick auf das Schmerzmuster, Dank MRT, CT und Co. auch die Ursache bestimmen und die weitere Behandlung planen und einleiten.
Wie behandelt man einen Bandscheibenvorfall richtig?
Die Diagnose steht: Bandscheibenvorfall. Was wie eine Hiobsbotschaft klingt, kann glücklicherweise gezielt therapiert werden und ist im Regelfall nach vier bis zwölf Wochen verheilt.
Konservative Therapie: Der bevorzugte Behandlungsansatz
Als effektive Behandlung wird im entscheidenden Großteil der Fälle die konservative Therapie gewählt. Gesunde Bewegung steht dabei an vorderster Stelle – eine Schonhaltung ist kontraproduktiv, auch wenn etwaige Schmerzen dazu verleiten mögen. Patienten wird oftmals Krankengymnastik verschrieben, um mit einem Physiotherapeuten an der Seite Übungen zu erlernen und durchzuführen, welche die Heilung fördern.
Auch mit einer Thermotherapie können Beschwerden gelindert und der betroffene Bereich gezielt behandelt werden – ob eine Kälte- oder Wärmetherapie besser geeignet ist, ist von einer Vielzahl an Faktoren abhängig und sollte immer vorab mit dem Arzt besprochen werden.
Eine weitere Maßnahme kann die manuelle Therapie darstellen – Massagen und Akupunktur können wahre Wunder bei der Behandlung eines Bandscheibenvorfalls bewirken. Diese Art der Behandlung sollte jedoch erst dann eingesetzt werden, wenn die akuten Beschwerden nachlassen.
Da ein Bandscheibenvorfall oft mit Schmerzen verbunden ist, ist eine effektive Schmerztherapie zusätzlich wichtig. Schmerzen stehen einer erfolgreichen Behandlung im Weg, verursachen sie doch Verspannungen und eine instinktive Schonhaltung. Diese behindern gesunde Bewegungsabläufe, dementsprechend bekommen Betroffene, je nach Grad der Beschwerden, oft Schmerzmittel verschrieben – von Paracetamol über Ibuprofen bis hin zu verschreibungspflichtigen Medikamenten.
Darüber hinaus ist aber auch die Selbsttherapie nicht zu unterschätzen. In der Krankengymnastik kennengelernte oder mit dem Arzt abgesprochene Übungen zur Mobilisierung und Stärkung des Bewegungsapparats sollten auch zu Hause durchgeführt werden. Dehnungs- und Kräftigungsübungen sind ein guter Ansatz, welcher auch nach der vollständigen Heilung nicht vernachlässigt werden sollte.
Operativer Eingriff: Nur in schwerwiegenden Fällen
Eine Operation sollte dann in Betracht gezogen werden, wenn die konservative Therapie nach mehreren Monaten noch nicht anschlagen hat. Auch bei schweren Symptomen, wie Kontrollverlust über die Blase und den Darm oder Lähmungserscheinungen, wird der behandelnde Arzt einen zeitigen Eingriff ansetzen – dies sind jedoch die Ausnahmen. Im ersten Schritt werden nicht-invasive Behandlungsmethoden gewählt, die in den meisten Fällen einen Bandscheibenvorfall bereits therapieren können und darüber hinaus ein optimiertes Sportverhalten fördern. Sofern bisher eher wenig sportlich aktiv, werden Übungen für die Rückengesundheit erlernt und für die Zukunft mitgegeben. So kann neben einem weiteren Bandscheibenvorfall auch anderen Krankheiten des Bewegungsapparats vorgebeugt werden. Es gilt: Prävention ist besser als Reaktion.
Was ist bei einem Bandscheibenvorfall zu vermeiden?
Auch, wenn Bewegung das A und O zur Behandlung eines Bandscheibenvorfalls ist, so ist auf die Art der Bewegung zu achten. Falsch ausgeführte Übungen oder Sportarten sind kontraproduktiv für den Heilungsprozess und zu vermeiden. Folgendes sollte für den Zeitraum der Therapie besonders beachtet werden, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen und die Behandlung nicht zu behindern:
- Schwungvolle Bewegungen vermeiden: Gewisse Sportarten sind aufgrund ihrer dynamischen Bewegungen auszusetzen, da sie die geschädigte Bandscheibe weiterhin beeinträchtigen. Dazu gehören vor allem Schlägersportarten wie Tennis oder Badminton, die einseitig mit Schwung gespielt werden.
- Stoßbewegungen umgehen: Auch stauchende und stoßende Bewegungen sollten unterlassen werden, wenn sie mit Schwung ausgeführt werden. Dazu gehören unter anderem Joggen und das Reiten.
- Zu langes Sitzen vermeiden: Langes Sitzen oder einseitige Bewegungsabläufe sind dem Heilungsprozess ebenfalls nicht förderlich, denn sie belasten die Bandscheiben (inklusive der betroffenen) einseitig und nicht ausgeglichen.
- Übungen richtig ausführen: Auch, wenn man seine Übungen ambitioniert trainiert, so ist das Ergebnis doch nicht immer von Erfolg gekrönt. Es ist entscheidend, dass die Übungen richtig ausgeführt werden. Hier ist es wichtig, genau auf die Anweisungen des Physiotherapeuten sowie des Arztes zu achten.
Für eine erfolgreiche Behandlung eines Bandscheibenvorfalls ist der Therapieplan des Arztes unbedingt einzuhalten. Mit dem richtigen Blick auf hilfreiche Maßnahmen sowie das Vermeiden von kontraproduktiven Bewegungen stehen die Chancen gut, dass der Bandscheibenvorfall auch ohne Operation komplett verheilt und die Beschwerden der Vergangenheit angehören.