„Ich weiß, das macht uns härter; wir wurden stark geboren“ – PRINZ im Interview mit Vaile

Stark geboren, oder hart geworden?

Stark geboren, oder hart geworden? Das fragte ich mich schon mehr als einmal in meinem Leben als Künstlerin. Geboren als Musikerin, ausgebildet zur Schauspielerin, im täglichen Existenzwahnsinn zwischen Himmel und Dreck,  zwischen rotem Teppich und Hartz4 habe ich ganz früh angefangen meine eigenen Fähigkeiten und Grenzen auszuloten, indem ich kurz nach dem Abitur erst einmal 4 Monate mit meinen beiden Ponys in den Skandinavischen Hochwald gezogen bin, um dort nur mit mir selbst zu sein, und um in aller Stille fähig zu werden, meine eigene Musik zu empfangen. Klingt esoterisch, ist aber tatsächlich einfach so. 

Ich bin Musikerin und Schauspielerin. Um dem rasenden Wechselspiel zwischen Karriere Hochs und Karriere Tiefs irgendeinen festen Boden zu verleihen, machen die einen z.B Yoga, oder haben eine andere Passion, und ich ziehe eben, wann immer ich kann, wochenlang in den Wald und ernähre mich von dem, was ich finde und fangen kann. Dann komme ich voller Musik zurück, bringe die Ponys in den Stall, setze mich ans Klavier und schreibe ein neues Album. Bevor ich dann wieder Teil der Welt da draußen werde, gehe ich noch ins Nagelstudio und lasse meine Hände, die eben noch Wurzeln ausgegraben und Fische ausgeweidet haben, wieder in die Hände einer Vorzeigeschauspielerin verwandeln. Dieser Rhythmus hat bisher mein Leben bestimmt und ich war es gewohnt hart zu arbeiten, auch mal zu fallen, bevor die eigenen Flügel einen wieder nach oben tragen, immer ungebrochenen Blickes nach vorne, ständig dem Puls dieser wundervollen Erscheinung Musik folgend.

Und nun legt Corona unser aller Leben, so wie wir es bisher kannten, auf einmal lahm. Für viele ist es, so wie für mich, das erste Mal, dass wir uns aus eigener Kraft kaum noch vorwärtsbewegen können, weil wir nicht dürfen. Weil es nicht geht. Weil alle Angst haben; haben müssen. Natürlich stoppt Corona nicht die Kreativität, aber nahezu alle Plattformen, auf denen wir Künstler uns bisher mit unserer Kunst auch ein Leben schaffen konnten. Und während dieser beängstigenden Entwicklungen höre ich immer wieder diesen einen Song, den ich zu einer ganz anderen Zeit für mein gebrochenes Herz geschrieben habe und denke, wenn er mir auch jetzt Mut macht – dann vielleicht auch anderen.

Mein bester Freund der Fotograf Enrico Verworner und ich beschließen in einer spontanen Guerilla Aktion ein Musikvideo zu diesem Song in meinem Wohnzimmer zu drehen. Wenn wir schon kein Equipment, kein Team, kein Budget haben, haben wir immer noch uns und unseren Aktionismus. (Und drei 5€ Tischlampen für das Hollywood Licht). Den Schnitt hat dann mein Musikproduzent René Münzer in Bad Oldesloe gemacht, alles digital und ohne Kontakt. Über das Ergebnis sind wir sehr glücklich und es macht uns Mut. 

Egal, was kommt:

„Ich weiß, das macht uns stärker; wir gehen hier nicht verloren“

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