Tegernseer im Tal

Und so frisch wie das Wirtshaus strahlen auch noch die hellhölzernen Tische und Stühle. Eine Bedienung hält uns freundlich die Tür auf, ein Ober erkennt sofort die Lage und findet einen absolut Kinderwagen-freundlichen Platz für uns. Wir fühlen uns sofort wie daheim. Unter dem gläsernen Giebeldach im Atrium ragen gusseiserne Lampen in den Gastraum, die Wände mit Holzverkleidung und eine Schützentafel zeichnen urbayerisches Understatement. Zum Essen wählen wir zunächst die Schwammerlsuppe (5,20 Euro), die im großzügigen, klassischen Suppenteller mit breitem Rand einschwebt. Soforturteil: Herrliche Konsistenz und authentisches Aromenspiel. Denn die getrockneten Pilze, die der Suppe Power verleihen, koalieren herrlich mit den Schwarzbrotkrusteln. Ein Gericht, das so rustikal und typisch fürn „Tegernseer“ ist wie die Pflanzerl (von Kalb, Rind, Ente, Wild, je 4,50 Euro) zum Selbstkombinieren mit Soße und Beilage nach Wahl. Im Namen aller Vegetarier wählen wir Gemüsepflanzerl mit Paprika-Chili-Chutney und Kartoffelstampf (9,50 Euro) – alles herrlich auf der Holz-Etagere einsortiert. Das Chutney überzeugt in Fruchtigkeit und Schärfe auf ganzer Linie, das Pflanzerl ist bunt wie ein Gemüsegarten und außen goldbraun, aber fettfrei! Unser zweiter Hauptgang geht an den mutigen Spezialitäten-Koster: Panierte Schnitzel vom Kuheuter mit Kartoffel-Gurkensalat für 10,90 Euro. Steigen wir beim gewohnten ein: Der Salat ist fein abgeschmeckt, saubere Küche ohne Allüren. Ebenso gekonnt werden aber die drei kleinen, superdünnen Schnitzel serviert. Zur Erklärung: Euter erinnert in der Konsistenz ein wenig an Pansen oder feine Kalamari, schmeckt aber sehr dezent. Statt der Sauce Tartar hätte uns ein wenig Säure dazu gefallen, zur Not ein Spritzer Zitrone. Aber das kulinarische Experiment gelingt. Beim nächsten Besuch freuen wir uns auf ein Blütenbrot mit Matjes vom Saibling. Ein regionales Tegern-Produkt wie so vieles auf der Karte. Die jeweiligen Produzenten werden in Wort und Bild sogar vorgestellt. Kreativ finden wir die Idee, die Speisekartenseiten in Fotobände und alte Kochbücher einzukleben. Schade nur, dass das Eugen-Roth-Zitat aus der Karte hinkt. Besagt es doch frei, dass man mindestens eine Maß im Tegernseer Bräustüberl getrunken haben muss, um die niederen Weihen als Kenner bayerischer Lebensart empfangen zu haben. Wir waren oft genug dort: Eine Maß gibt’s im Stüberl leider gar nicht mehr!

Tegernseer im Tal
Tal 8
80331 München
Öffentliche Verkehrsmittel
Isartor, Marienplatz
Map data © OpenStreetMap contributors, CC-BY-SA
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